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auf der Insel Tumleo entwickelt, deren 300 Be—
wohner schon zu mehr als zwei Dritteln katholisch
sind. Die ehemals so wilden Papuaknaben und
Mädchen haben sich ganz an den Schulbesuch ge—
wöhnt und werden auch zu ernster körperlicher Arbeit
angeleitet. Die naheliegende Küstenstation Leming
konnte sich nicht in gleicher Weise entwickeln. Sie
zählt etwa 60 Christen. Auf der Insel Aly, unfern
Tumleo, ist die Eingeborenensprache soweit erforscht,
daß mit dem Unterricht begonnen werden konnte.
Auf der schön gelegenen Station Monumbo sind die
nothwendigen Baulichkeiten fertiggestellt worden, ein
Theil des Waldes ist ausgerodet, Felder sind an-
gelegt sowie Wege und Brücken gebaut. Auch hier
hat P. Franz Vormann mit vieler Geduld endlich
gegen 40 Knaben und 20 Mädchen zu regelmäßigem
Schulbesuch gebracht, und die Erstlinge aus ihnen
konnten nach sorgfältiger Vorbereitung zur Taufe
geführt werden. Die größte Mühe wird zur Zeit
auf die jüngste Station Bogla, zwei Stunden süd-
östlich von Monumbo, verwendet. Hier soll eine
größere Missionsplantage und ein Zentralpunkt für
die Neuguinea-Mission geschaffen werden. Die nächst-
wohnenden Stämme sind freundlich gesinnt und freuen
sich des Schutzes, den ihnen die beiden Missions-
stationen gegen die Kopfjäger und Menschenfresser
in der Hansabucht gewähren.
In derselben Zeitschrift lesen wir über die katho-
lische Mission in Samoa:
Die im vergangenen Jahre gehegten Hoffnungen
sind glücklicherweise in Erfüllung gegangen. Unter
deutscher Regierung hat das Land endlich den lang-
ersehnten Frieden gefunden, und die katholische
Mission hat durch diesen Zustand der Ruhe und des
Friedens gute Erfolge erzielt. Die Schulen werden
häufiger besucht; die Zahl der Eheschließungen hat
zugenommen, und die bereits geschlossenen Ehen
haben eine größere Dauerhaftigkeit erhalten: sie
werden nicht so leicht mehr aufgehoben. Auch hat
die gegebene Religionsfreiheit dem Missionar in
manche Dörfer, die ihm bis jetzt geschlossen waren,
Eingang erlaubt. Aus all diesem erfolgte eine ge-
wisse Anzahl Bekehrungen, Vermehrung der katho-
lischen Bevölkerung und begründete Hoffnung auf
eine noch bedeutendere Vermehrung für die Zukunft.
Die Gewerbschule zu Moamoa in der Nähe von Apia
vervollständigt ihre Einrichtungen. Bischof Broyer,
welcher die hohe Bedeutung und ganze Wichtigkeit
dieser Schule einsieht, widmet ihr die größte Sorg-
falt. Mit Freude durfte die Mission zahlreiche Be-
kehrungen in Falealili, im Distrikt von Lotofaga, auf
der Ostseite von Upolu aufzeichnen. Diese werden
sich sicher noch vermehren, besonders seitdem der große
Häuptling daselbst einen Missionar verlangt hat.
Aus fremden RHRolonien und
Produhtionsgrbieten.
Englisch-australische Bestrebungen auf den Ueu-Hebriden.
Die Frage der politischen Zugehörigkeit der Neu-
Hebriden ist noch immer nicht entschieden. Weder
England noch Frankreich will seine Ansprüche auf
die Inselgruppe ausgeben. Wie auf politischem, so
kämpfen auch auf wirthschaftlichem Gebiete beide
Nationen um den Vorrang. Fraglos war bisher
das französische Element sowohl durch Kopfzahl, als
auch durch den Umfang des Landbesitzes dem eng-
lischen bedeutend überlegen. Neuerdings werden
jedoch von englisch-australischer Seite große An-
strengungen gemacht, um das französische Uebergewicht
zu Gunsten Englands zu verschieben.
Von besonderer Bedeutung für Erreichung dieses
Zieles ist ein Abkommen, welches kürzlich zwischen
der australischen Regierung und der Firma Burns,
Philp & Co. in Sydney geschlossen ist. Durch
dieses Abkommen soll der englische Einfluß durch
Verbesserung des Schifffahrtsanschlusses der Neu-
Hebriden an Australien und durch Ansiedelung
englischer Unterthanen in der besagten Inselgruppe
gekräftigt werden. Durch die Ausgestaltung der
Schifffahrtslinien wird zugleich die Stärkung der
Handelsbeziehungen zwischen Australien und ver-
schiedenen anderen Inselgruppen der Südsee an-
gestrebt.
Der wesentliche Inhalt der getroffenen Verein-
barung geht dahin:
Schon früher bestand ein Vertrag der austra-
lischen Regierung mit der vorgenannten Firma, nach
welchem letztere verpflichtet war, zwei Dampsfer
zwischen Sydney und Vila, einer Insel in den Neu-
Hebriden, in der Art verkehren zu lassen, daß diese
Dampfer abwechselnd am 1. eines jeden Monats von
Sydney ausliefen und einmal die Neu-Hebriden und
das andere Mal die Salomons-Inseln durchliefen,
so daß jede der beiden Gruppen sechs Mal im
Jahre von einem Dampfer von Sydney, bezw. Vila
aus angelaufen wurde. Hierfür erhielt die Ge-
sellschaft eine Subvention von 3600 K jährlich.
Nach dem neuen Abkommen müssen Burns,
Philp & Co. ein weiteres Dampfschiffs von Vila aus
sechs Mal im Jahre durch die Neu-Hebriden und
Bankgruppe sowie dasselbe Dampfboot drei Mal im
Jahre nach einer noch anzulegenden Station in den
Gilbert-Inseln fahren lassen. Von dieser Station
in den Gilbert-Inseln aus hat die Gesellschaft ein
viertes Schiff, und zwar darf dieses ein Segelschiff
sein, durch die Gilbert= und Ellice-Inseln fahren
und wenigstens an zehn, durch den Generalpostmeister
zu bestimmenden Plätzen anlaufen zu lassen. Die
Regierung hat sich, dem Druck der gegen das farbige
Arbeitermaterial gerichteten öffentlichen Meinung
nachgebend, ausdrücklich ausbedungen, daß nur weißes
Personal auf den Schiffen verwendet werden darf.
Schwarze Arbeiter dürfen nur innerhalb der ver-