Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

dissin und Oberst a. D. Curt v. Brandenstein zu 
Direktoren ernannt worden sind. Erstgenannter Herr 
war längere Zeit im Gouvernementsdienste von 
Deutsch-Ostasrika und hat seit über Jahresfrist die 
Interessen der Gesellschaft als deren Vertreter in 
Berlin wahrgenommen. Außer den erwähnten 
Herren befinden sich im Direktorium der South 
Afrrican Territories z. Zt.: 
1. Captain James Inman (London), 
2. David Nairn Shaw (Londoy), 
3. Dr. Eduard Wesiphal (Hamburg). 
Es stehen hiernach zwei englischen Direktoren drei 
deutsche gegenüber. 
Wissenschaftliche Kammlungen. 
Der Oberleutnant Volkmann hat der zoolo- 
gischen Sammlung des Königlichen Museums für 
Naturkunde zu Berlin die nachbenannten, von ihm 
in Deutsch-Südwestafrika gesammelten Thiere über- 
sandt: 
5 Säugethiere in Alkohol, 9 Säugethierfelle, 
12 Säugethierschädel, 1 Säugethiergehörn, 19 Vogel- 
bälge, 10 Schlangen, 1 Riesenschlangenhaut, 1 Schale 
einer Landschildkröte, 2 Schmetterlingsraupen, 134 
Käser und Larven des Pfeilgiftläsers, 6 Dipteren 
und Dipterenlarven, 10 Rhynchoten, 1 Phasmide, 
4 Spinnenthiere. 
Die Konservirung der Thiere war sehr gut. 
Unter den Säugethieren befinden sich ein Eichhörnchen 
und eine Hufeisennase, welche wahrscheinlich noch 
nicht beschrieben sind. 
wangogebiet vorliegenden vier Fledermausarten er- 
weitern unsere Kenntniß der Fauna jenes Gebietes 
außerordentlich. Sehr interessant ist auch der Nach- 
weis, daß der Malbruck-Affe daselbst lebt. Die 
Mehrzahl der Vogelbälge gehört zwar weiter ver- 
breiteten Arten an, doch sind mehrere darunter, die 
aus Südwestafrika im Museum noch nicht vorhanden 
waren. Eine Taube ist unter dem Namen (’halco- 
belin Volkmanni neu beschrieben worden. Die 
Reptilien und Amphibien sowie die Käfer sind ihrer 
Fundörter wegen von besonderem Werth. Unter den 
Käfern sind mehrere neue Formen. Erwünscht waren 
auch die Wasserwanzen. Die ganze Sammlung bildet 
eine sehr werthvolle Bereicherung des Muscums. 
Aus dem PBereiche der Missionen und 
der KAntishlaverei-Bewegung. 
In den Tagen vom 20. bis 29. Juli v. Js. 
sand in Kidugala (Deutsch-Ostafrika! eine Synode 
der Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen 
Mission unter den Heiden statt. Wir hören darüber 
in den im letzten Heste der „Berliner Missions- 
berichte“ veröffentlichten Reisebriesen des Musions-= 
direktors Gensichen u. A. Folgendes: 
47 
— — — ———— — —— — 
  
  
uns ganz wunderbar beigestanden hat. 
L unsere 
Die nunmehr aus dem Oka= 
Erschienen waren, abgesehen von den Dienern, 
13 Männer, 9 Frauen, 9 Kinder. Jeder Tag be- 
gann um 7 Uhr mit der Morgenandacht für die 
Eingeborenen, die von acht Stationen zusammen- 
geströmt waren: Getaufte, Katechumenen, Heiden. 
Gegen hundert waren immer in der Kirche. Die 
Arbeit dauerte von früh 81: Uhr bis abends 6 Uhr. 
Dazwischen Frühstücks= und Mittagspausen. Im 
Einzelnen erzählt der Missionsdirektor Folgendes: 
Die Gottesdienste sind so eingerichtet, daß sie sehr 
wesentlich den Heiden und den Heidenchristen dienen. 
Am Sonntag, den 21. Juli, waren mindestens 
400 Eingeborene hier. Der Vornehmste unter ihnen 
ist Ngela, derselbe Häuptling, welcher im Jahre 1897 
drei Gesandtschaften schickte, um die Brüder nach 
Ubena zu rusen. Die Verhandlungen der Synode 
beschäftigten sich mit sehr wichtigen Sachen: 1. Die 
Aussichten der deutsch-ostafrikanischen Mission, d. h. 
Anlegung neuer Stationen; 2. Agendenfrage; 3. Fort- 
setzung des theologischen Studiums. Es wird nach 
Anhörung eingehender Referate sehr ernst verhandelt. 
Es ist nicht zu merken, daß die Synode erst zehn- 
jährige Erfahrung hat. Man referirt und spricht so 
der Sache entsprechend wie nur irgendwo. Der mit 
zweisacher Morgenandacht begonnene Tag führt 
übrigens zuerst immer in das Exegelikum und damit 
zur Onelle, aus der Licht und Leben fließt. Wir 
lesen den Titusbrief und kommen bei möglichst ge- 
nauer Exegese doch nicht zu langsam vorwärts; wir 
erstaunen täglich darüber, daß diese Epistel an Pauli 
Hilfeprediger in Kreta uns so viel Anweisungen für 
Missionsarbeit giebt. Die Frage wegen 
theologischer Weiterbildung sand in dem von mir 
gegebenen Referat darum wahrschemlich so bereit- 
willige Annahme, weil uns täglich der Segen der 
wissenschaftlichen Schriftbetrachtung vor die Augen 
gestellt wird. Heute beschäftigten wir uns auch mit 
der Bildung von theologischen Konventen, die im 
Konde= und Kingaland außer der Synode dreimal 
im Jahr, in Ubena und Uhehe bei den großen Ent- 
fernungen einmal im Jahr die Brüder und Schwestern 
vereinigen sollen. Eine andere Frage war die Ukukwa 
betreffend, d. h. die Gewinnung der Frau um Bieh, 
welche wegen ihrer Gefährlichkeit nach ernster, ein- 
gehender Berathung als für die Christen schädlich 
abgelehnt wurde. — Es wird den Missionsfreunden 
schwer verständlich sein. daß diese Frage tiberhaupt 
noch diskutirt werden mußte. Es darf aber nicht 
vergessen werden, daß diese Volkssitte an sich nicht 
sündhaft ist, aber weil sie durch und durch heidnisch 
geworden und mit Sünde verknüvft ist, nicht geduldet 
werden darf. Es würde zu weit führen, wenn ich 
hier über die weiteren wichtigen Synodalverhand- 
lungen ausführlich berichten wollte. Wir konnten es 
mit tiefempfundener Danksagung gegen den Herrn 
am Schluß (29. Juli) betend bekennen, daß der Herr 
Alle Ge- 
schwister und alle Kinder waren und blieben gesund. 
 
	        
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