Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Anspruch genommen wird, ehe der Verfasser das 
Universalinstrument und seine Fehlertheorie sowie die 
einzelnen Methoden zur Bestimmung der Zeit, der 
geographischen Breite und Länge behandelt. Daß 
von den Reflexionsinstrumenten in dem Buch ganz 
abgesehen ist, mag hier besonders anerkennend hervor- 
gehoben sein, denn tatsächlich ist das Universalmstru- 
ment, namentlich in der kompendiösen Form, in welcher 
es die moderne Mechanikerkunst zu gestalten ver- 
standen hat, das einzige auf wissenschaftlichen Reisen 
für alle Fälle brauchbare Beobachtungsinstrument, 
gegenüber dem Sextanten, Prismenkreise 2c. unbedingt 
zurücktreten müssen. So bildet das vorliegende Werk 
in seinem wohlüberlegten, systematischen Aufbau, in 
dem überall hervortretenden Streben nach möglichster 
Klarheit des Ausdruckes und des Ideenganges ein 
Lehrbuch, von dem man sagen darf, daß es geeignet 
ist, nicht nur in die Disziplin der astronomisch- 
geographischen Ortsbestimmungen, sondern auch in 
das Studium irgend eines anderen exakten Wissen- 
schaftszweiges, welcher auf mathematischer Grundlage 
beruht, einzuführen. Immerhin haben zahlreiche 
Erfahrungen seit dem Bestehen der deutschen Kolontal- 
geschichte es praktisch erwiesen, daß für die Gewinnung 
zuverlässiger und für das praktische Bedürfnis kolonialer 
Kartographie vollkommen ausreichender Breiten= und 
Zeitbestimmungen — von Längenbestimmungen ab- 
gesehen — auch noch ein anderer Weg gangbar ist, 
wenn es sich darum handelt, mathematisch nicht be- 
sonders veranlagten Forschungsreisenden oder solchen, 
denen es beim besten Willen infolge des Mangels 
an genügender Vorbereitungszeit nicht möglich ist, 
sich im Sinne des in Rede stehenden Lehrbuches die 
mathematischen Grundlagen anzueignen, in ihren Be- 
strebungen, trotzdem der Kartographie der Schutz- 
gebiete zu dienen, förderlich zu sein. Auf dem Wege 
der mehr oder weniger von theoretischen Erörterungen 
absehenden praktischen Einübung im Gebrauch des 
Reisetheodoliten durch Fachleute, welchen allerdings 
eine hervorragende Befähigung für diesen nicht leichten, 
eigenartigen Lehrberuf zur Seite stand, sind im Laufe 
des letzten Jahrzehntes auf diesem Gebiete recht an- 
nehmbare Erfolge erzielt worden, welche für die 
koloniale Kartographie von unschätzbarem Nutzen ge- 
worden sind. Wir erinnern nur an die Tatsache, 
daß die Breite der Station Langenburg am Nyassasee 
von einem um die Kartographie unserer afrikanischen 
Kolonien hochverdienten Offizier, Hauptmann Ramsay, 
welcher ursprünglich nur diese kurze Schulung in 
bezug auf astronomische Ortsbestimmungen genossen 
hatte, bis auf die Bogensekunde genau übereinstimmend 
beobachtet wurde, wie sie später durch einen astrono- 
mischen Fachmann mit viel besseren Hilfsmitteln er- 
mittelt worden ist. Daß auch andere Nationen diesen 
Weg nicht für verfehlt erachten, zeigt die Geschichte 
der englischen Asienforschung in Gestalt der erfolg- 
reichen Verwendung indischer Punditen für die Fest- 
stellung der geographischen Lage von europälischen 
Forschern unzugänglichen Orten Innerasiens. In 
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vielen Fällen werden freilich derartig ausgebildete 
Reisende nicht in der Lage sein, ihre Beobachtungen 
zu ihrer eigenen Kontrolle selbst berechnen zu können. 
Dieser Mangel, so fühlbar er unter Umständen 
werden kann, darf jedoch nicht dazu führen, daß das 
Bessere des Guten Feind wird, und wird nicht ver- 
hindern anzuerkennen, daß auch in diesem Fall ver- 
schiedene Wege nach Rom führen. Je geebneter 
durch Erfassung der mathematischen Grundlagen dieser 
Weg ist, desto besser für den Reisenden, aber unter 
besonderen Verhältnissen wird es auch „so“ gehen. 
Daß unter Umständen auch einem vielleicht durch 
klimatische Einflüsse hart mitgenommenen Fachastro- 
nomen in bezug auf astronomische Breitenbestimmungen 
ein wundersamer Lapsus unterlausen kann, bezeugt 
der Fall von Dikoa in Adamaua, dessen durch Eduard 
Vogel 1855 bestimmte Lage um volle sechs Bogen- 
minuten von der neuerdings in einwandfreier Weise 
ermittelten Breite abweicht. 
Im Auswärtigen Amt ist soeben das neue dies- 
jährige Verzeichnis der Kaiserlich Deutschen 
Konsulate bearbeitet worden, aus welchem sich die 
zahlreichen Neubesetzungen der Konsulatsstellen, wie 
sie die ausgedehnte Vertretung unserer Interessen im 
Auslande bewirkt, ergeben. Das Verzeichnis ist von 
der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler 
& Sohn in Berlin für Mk. 1,25 zu beziehen. Gleich- 
zeitig erschien ebenda und in derselben Weise redigiert 
ein Verzeichnis der Konsuln des Auslandes im 
Deutschen Reich (Preis 80 Pf.. 
Prof. Dr. Dietrich Schäfer: Kolonialgeschichte. 
80 Pf. J. G. Göschensche Buchhandlung, Leipzig. 
Was Kolonisationstätigkeit bedeutet, wie sie 
durchzuführen ist, zu welchen Ergebnissen sie führen 
kann und soll, das kann nicht richtig beurteilt wer- 
den ohne einen Blick in die Geschichte. Einen solchen 
sucht dieses Büchlein zu tun. Es kann gegenüber 
der ungeheuren Fülle des Stoffes nur andeuten; 
aber es zeigt trotzdem die Wege, die zu Größe und 
Niedergang der Völker geführt haben, und gibt da- 
mit einen Fingerzeig für die Beurteilung der Gegen- 
wart und insbesondere für die Aufgaben, die unserem 
Volke gestellt sind, wenn es bestehen will. 
  
Dr. W. Kundt: Brasilien und seine Bedeutung für 
Deutschlands Handel und Industrie. Mk. 2,50. 
F. Siemenroth, Berlin. 
Das Buch gibt auf gedrängtem Raume ein 
anschauliches Bud Brasiliens sowie der sozialen und 
politischen Verhältnisse daselbst. Der Verfasser, der 
Brasilien im vergangenen Jahre bereist hat, bespricht 
ferner die Art und Weise, wie sich die Warenein- 
und -zausfuhr vollzieht, macht Preisangaben für alle 
wichtigen Bedarfsgegenstände und gibt Vorschläge, 
um unseren Warenexport nach Brasilien zu heben 
und unseren Handelsverkehr mit diesem von der
	        
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