Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Stationsschule und treten daselbst in die zweite Klasse 
ein, um mit den andern Kindern, die drei Jahre 
diese bessere Schule besucht haben, noch zwei Klassen 
durchzumachen. Die Stationsschule hat also fünf 
Klassen und soll in drei Schuljahren so viel leisten, 
wie Außenschulen in vier Jahren. Stationsschulen 
haben wir im deutschen Gebiet drei (Lome, Ho, 
Agu; Amedzowe wird auch bald folgen) und im 
englischen zwei (Keta und Peki-Blengo), welche zu— 
sammen von 419 Schülern besucht wurden. Für 
gewöhnlich steht ein Europäer dieser Schule vor und 
teilt sich mit den eingeborenen Lehrern in die Lek- 
tionen. In den beiden Oberklassen wird Deutsch 
oder Englisch getrieben und zwar mit Lust, neuer- 
dings auch zum Teil Deutsch und Englisch. Eine 
höhere Schule ist die sogenannte Mittelschule mit 
drei Schuljahren. Wir haben deren zwei, eine in 
Keta fürs englische mit 34, die andere in Amedzowe 
fürs deutsche Gebiet mit 18 Zöglingen. Diese An- 
stalten können etwa mit einer guten Bürgerschule 
verglichen werden. Doch nimmt der biblische Unter- 
richt mehr Zeit in Anspruch. Die in diesen Schulen 
ausgebildeten jungen Leute finden lohnende Stellen 
als Unterbeamte bei den Kaufleuten und der Regie- 
rung, die ihrerseits in Klein Popo und in Lome 
Regierungsschulen zur Heranbildung eingeborener 
Beamten eingerichtet hat. Aus den Mittelschülern 
gehen endlich die Zöglinge des Seminars hervor. 
In einem zweijährigen Kursus werden die angehen- 
den Lehrer theoretisch und praktisch für ihren Beruf 
ausgebildet. Die Zahl der eingeborenen Gehilfen, 
die aber nicht alle seminaristisch gebildet sind, beträgt 
75. Ein wichtiger Bestandteil unseres Schulwesens 
sind die Mädchenanstalten in Keta und Ho. Erstere 
wurde 1889 gegründet und zählte im Vorjahre 
213 Schülerinnen, letztere besteht seit 1892 und 
wurde von 76 Mädchen besucht. Jede derselben 
hat eine Kleinkinder= und eine fünfklassige Mädchen- 
schule, außerdem noch ein Pensionat für schulent- 
lassene Mädchen, die hier praktisch und theoretisch 
zu tüchtigen Hausfrauen und Lehrerinnen herange- 
bildet werden. An der Anstalt in Keta sind drei 
Diakonissen, an der in Ho drei freie Missions- 
schwestern tätig. Auch in Lome, wo seit zwei Jahren 
eine Kleinkinderschule (43 Besucher) angefangen ist, 
wird beabsichtigt, eine Mädchenanstalt zu errichten; 
eine Diakonisse hat die Arbeit bereits begonnen. 
So haben sich unsere Schulen von kleinen Anfängen, 
einem Senfkorn gleich, zu einem großen Baum ent- 
wickelt. Standen 1849 in Peki nur 14 Schulkinder 
auf der Liste, hatte man 1855 in Keta erst 19 Haus- 
knaben im Unterricht und 1862 in 4 Schulen auch 
nicht mehr als 65 meist freigekaufte Sklavenkinder, 
ja selbst 1886 erst 192 und 1892 nur 588 Schüler, 
so sind nach den vorläufigen Ergebnissen der Sta- 
tistik für 1902 vorhanden 58 Schulen mit 2096 
Schülern, d. h. eine Zunahme gegen 1901 von 
609 Schülern! So ist die ausharrende Geduld ge- 
krönt worden! Blicken wir auf die zahlreichen Orte, 
211 
  
die im ganzen Togolande dringend um die Errich- 
tung einer Schule bitten, sehen wir auf den Zuwachs, 
den unsere Stations= und Mittelschulen schon für 
1903 aus dem Basler Gebiet empfangen haben, so 
ist eine weitere erfreuliche Entfaltung unseres Schul- 
wesens mit Sicherheit zu erwarten. 
Aus der neugegründeten Station Kaukurus in 
Deutsch-Südwestafrika schreibt P. Filliung in 
der Missionszeitschrift „Maria Immaculata“: 
Ich befinde mich jetzt mitten unter den Wilden. 
Meine Aufgabe ist zunächst, eine möglichst große 
Anzahl Familien um mich zu sammeln und ein 
christliches Dorf zu gründen. Ich habe deren schon 
eine gewisse Anzahl, welche jeden Sonntag regel- 
mäßig zur Kirche kommen. Eine besondere Freude 
haben sie an unseren Zeremonien. Unsere bescheidene 
Kapelle, das Werk des guten Bruders Kipper, ist 
soeben fertiggestellt. In einer erst im Entstehen be- 
griffenen Schule unterrichte ich ein Dutzend Kinder, 
die großen Eifer im Lernen an den Tag legen. 
Dasselbe kann man im allgemeinen von allen Bet- 
schuanen sagen, die in dieser Gegend wohnen. Sie 
wünschen nichts sehnlicher, als ihre Sprache voll- 
kommen lesen und schreiben zu können, dazu aber 
auch noch eine europäische Sprache, denn sonst 
würden sie sich ja nicht von den andern Wilden 
in etwas unterscheiden .. Der Stamm der Bet- 
schuanen ist sicher derjenige, bei welchem, vom ma- 
teriellen Standpunkte gesprochen, der Versuch einer 
Zivilisation am ehesten gelingen wird; er zeigt viel 
Sinn und Verständnis für Ackerbau. Der Boden 
ist in der Tat sehr gut, er behält nach dem Regen 
sehr lange die Feuchtigkeit. Wir bauen hauptsächlich 
Mais, der hundertfältige Ernte bringt. Schöne 
Gärten ziehen sich längs des „Nosob“ hin, der 
immer Wasser führt, wenigstens in einer Tiefe von 
einem Meter unterm Boden. Auch wenn kein Regen 
fällt, kann man leicht durch Bewässern nachhelfen. 
Dank einer eifrigen Bewässerung haben unsere Bet- 
schuanen dieses Jahr eine recht befriedigende Ernte 
erzielt. In der Umgegend wohnen auch einige Fa- 
milien vom Stamme der Buschmänner. Das sind 
die Wilden unter den Wilden; sie halten sich fern 
von der Wohnung der Weißen und fliehen jeden 
Verkehr mit denselben. Der Missionar kann sie aber 
nicht in diesem traurigen Zustande ohne Gott und 
ohne Religion lassen. Ich habe sie schon zweimal 
besucht und hoffe auch sie allmählich zu gewinnen; 
im Grunde genommen sind es herzensgute Menschen. 
Einem in den „Monatsheften zu Ehren Unserer 
Lieben Frau vom hlst. Herzen Jesfu“ veröffentlichten 
Auszug aus einem Briefe der Schwester Stanisla, 
Oberin der Missionsschwestern v. hlst. Herzen Jesu 
auf den Marshall-Inseln, entnehmen wir fol- 
gendes:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.