Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Voraussetzung, daß dort, wie in den Minen von 
Transvaal, Rhodesia und sonst im englischen Süd- 
afrika, der Mais zur Basis der Eingeborenen- 
verpflegung gemacht wird, ergäbe sich bei elner 
Ration von 2 Pfund pro Tag und Koypf, für jedes 
Tausend Arbeiter ein Bedarf von 2000 Pfund täglich 
oder rund 8000 Zeninern Mais im Jahr. Diese 
Quantität wäre hinreichend, um, bei Vertellung der 
Lieferung auf 50 Ansiedler, jedem eine zur Förderung 
seines Wirtschaftsbetriebes ausreichende Bareinnahme 
zu verschaffen — ganz abgesehen davon, daß, wovon 
ausführlicher zu handeln sein wird, noch auf lange 
hinaus bei jedem Farmbetrieb die Vlehzucht den 
zweiten und mindestens gleichwertigen Hauptpfeiler 
der Wirtschaft bilden und gleichfalls entsprechende 
Erträge liefern wird. - 
Da aber jedenfalls anzunehmen ist, daß die 
Otawi-Minen= und Elsenbahngesellschaft mit der Zeit 
nicht nur ein, sondern mehrere tausend Arbeiter in 
ihren Betrieben beschäftigen wird, so ist mit diesem 
Unternehmen durchaus die geeignete Basis für eine 
ausgedehntere Besiedlungsarbelt mit staatlicher 
Unterstützung im Grootfonteiner Distrikt gegeben. 
Es könnten höchstens noch die beiden Elnwände er- 
hoben werden, daß einige landwirtschaftliche Groß- 
unternehmer den Mais billiger produzleren und die 
mittleren und kleinen Farmer dadurch an die Wand 
drücken könnten, und zweitens, daß nach dem eventuellen 
Abbau der Erze von Tsumeb, Otawi usw. der Ab- 
satzmarkt schwinden würde. Auf das erste ist zu 
erwidern, daß unter Verhältnissen, wie sie jetzt und 
noch auf lange hinaus in Südwestafrika herrschen, 
der landwirtschaftliche Großbetrieb, soweit er sich 
mit Ackerbau befaßt, zweifellos ungünstiger pro- 
duzieren würde als der eigentliche Farmer; auf das 
zweite, daß auch, falls die nördlicheren Minen aus- 
gebeutet sein sollten — eine Möglichkeit, die durch- 
aus erwogen werden muß — die Bahnverbindung 
mit den übrigen Teilen des Landes durch die Otawi- 
Eisenbahn bestehen bleibt, damit aber auch die 
Möglichkeit des Absotzes nach den mittleren und 
südlichen Landesteilen, wo bergbauliche Unternehmen 
leils schon jetzt begonnen werden, teils in näherer 
oder fernerer Aussicht stehen. Selbstverständlich 
kommt ein Absotz ebendorthin auch schon jetzt mit 
in Betracht, sobald erst die Otawibahn dem Verkehr 
übergeben ist. Darüber, ob und welche Reglerungs- 
maßnahmen protektlonistischer Art notwendig werden 
lönnten, um den Ackerbau im Norden der Kolonie, 
während der ersten Zeit, resp. bis zu seinem inneren 
tarken, in die Höhe zu bringen, wird es Zeit 
sein, Erwägungen anzustellen, sobald die tatsächliche 
twicklung der Dinge erheblich weiter fortgeschritten 
.t, als bisher. Einstweilen läßt sich hierzu nur 
lagen, daß die Produktlonskosten für den Mais, wie 
ie, ietzt sind, wo sowohl die naturgemäß hohen 
Kosten der ersten Urbarmachung des Landes als 
auch die Summe des allgemeinen Lehrgeldes, das 
für jede neue Sache bezahlt werden muß, mit ins 
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Gewicht sallen, für die Zukunft des hiesigen Farm- 
betriebes nicht als maßgebend betrachtet werden 
dürfen. Wieweit sie sich in der Folge ermäßigen 
werden, und ob es bis zu dem Grade der Fall sein 
wird, daß von einem Einfuhrzoll abgesehen und an 
Export gedacht werden kann, steht dahin. 
Unklar ist bisher auch noch, ob es gelingen wird, 
andere Getreldearten, außer Mais, unter Bestellung 
der Felder auf den Regenfall hin, anzubauen. Mit 
Weizen sind auf der Farm Streitfontein (Befitzer 
der Bur Lombard, ein intelligenter und relativ 
fleißiger Mann), und mit Gerste auf der Station 
Grootfontein seinerzeit sehr bemerkenswerte Erträge 
— bis zum 490 fachen der Aussaat — erzielt 
worden, aber an beiden Plätzen erlaubten die Um- 
stände künstliche, ausgiebige Bewässerung, was immer 
einen Ausnahmefall bilden wird. Als nachgewiesen 
kann dagegen die Möglichkeit des Kartoffelbaues in 
größerem Maßstabe auf den Regenfall hin betrachtet 
werden, wiewohl nach den bisherigen Erfahrungen, 
die vielleicht verbesserungsfähig sind, hierbei immer- 
hin mit eilnem ziemlich starken Risiko gerechnet 
werden muß. 
Wein= und Obstpflanzungen gedeihen, falls ihnen 
in der Trockenzeit eine mäßige Bewässerung verab- 
folgt werden kann, wie sie der Farmer eventuell 
durch Begießen mit Hondbetrieb aus seinem Brunnen 
zu leisten imstande ist. Allerdings würde es sich 
dabel in der Regel wohl nur um Produktion für 
den eignen Bedarf handeln. Als das einzige Produkt, 
das zwar zeitweilige künstliche Bewässerung verlangt, 
aber vermöge seines Ertrages auch kostspieligere 
Anlagen dieser Art rechtfertigen würde, erscheint der 
Tabak, der hier gut gedeiht. 
Ob die ölhaltige Erdnuß, die aus dem tropischen 
West= und Ostafrika ja in großen Mengen ausgeführt 
wird und bei künstlicher Bewässerung auch hier 
gute Erträge liefert, auf diese Art in größerem 
Maßstabe angebaut und ausgeführt werden kann, 
läßt sich zur Zeit noch nicht sagen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Aus dem Brreiche der WMissiuvnen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Die Arbeit der Norddeutschen oder Bremer 
Mission beschränkt sich auf das Ewe-Volk im heutigen 
Togogebiet. Ihr Missionsfeld hat deshalb, weil 
es vorwiegend in deutschem Kolonialgebiet liegt, für 
deutsche Kreise ein besonderes Interesse. Sie hat 
im Loufe der Jahrzehnte ungewöhnlich schwere Zeiten 
durchgemacht und ist mannigfachen Stürmen aus- 
gesetzt gewesen. Wohl haben andere Missionen, die 
an der Küste Westafrikas ihre Arbeit gefunden haben, 
wie die Basler auf der Goldküste, die Schotten in 
Alt-Kalabar, die Baptisten und andere am Kongo, 
gleichviele Opfer bringen müssen und nicht minder
	        
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