Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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ökonomischen Gründen dieses Verhältnis so 
wählen, dals der Verbrauch von Serum ein 
möglichst geringer ist. Letzteres wird aber 
dann der Fall sein, wenn die Dosis des Virus 
so bemessen wird, dals sie ohne Serum gerade 
noch ausreichend ist, um einen unzweifelhaften 
Anfall von Horse-sickness hervorzurufen, 
Um diese Dosis zu finden, habe ich damit 
begonnen, einigen Pferden, welche an Horse- 
sickness leiden sollten, um das Blut zum Forti- 
flzieren von gesalzenen Tieren zu liefern, ver- 
schiedene Dosen von unkonserviertem und von 
konserviertem virulenten Blut zu insizieren. 
Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse 
dieser Versuche: 
A. unkonserv. Blut: B. konserv. Blut: 
Nr. Dosis Inkub.-Stad. Nr. Dosis Inkub.-Stad. 
1 20 cem 3 Tage 5 10 cem 5 Tage 
2 152 5 „ 6 55 6 „ 
3 5 2? 6 „ 7 5 2 7 »* 
4 12 10 „ — □-2 
Sämtliche Tiere erkrankten an typischer 
Horse-sickness, starben und zeigten bei der 
Obduktion die für die Horse-sickness charakte- 
ristischen Symptome. 
Bemerkenswert ist noch, dals das Inkuba- 
tionsstadium bis zu einem gewissen Grade von 
der Virusdosis abhängig ist. Am kürzesten, 
nur drei Tage, betrug es nach der gröfsten 
Dosis, am längsten nach der geringsten Doeis, 
leem unkonserviertes Blut. Letzteres war aulser- 
dem faulig, da es chne konservierenden Zusatz 
und ungenügend verschlossen seit 39 Tagen im 
Eisschrank gestanden hatte. Es ist sehr wahr- 
scheinlich, dals in diesem Blute die Parasiten 
der Horse-sickness zum grölsten Teil abgestorben 
waren und nur noch sehr wenige zur Wirkun 
gekommen sind. Das in diesem Falle beobach- 
tete Inkubationsstadinm von zehn Tagen wird 
daher wohl zu den längsten gehören, welche 
nach Virusinjektion vorkommen. Wir haben 
denn auch unter 28 Fällen von künstlicher 
Infektion nur in einem Falle, der wegen Kom- 
Plikation mit Abszefs und Tsetseerkrankung nicht 
rein ist, eine längere Inkubation von 11 Tagen 
beobachtet. In der Regel bleibt das Inkubations- 
stadium zwischen sechs und neun Tagen. 
Da die Dosis von 5 cem konserviertem Virus 
regelmälsig getötet hatte und auch von anderen 
Experimentatoren als sicher tödliche Dosis an- 
gescehen wird, so habe ich die ersten Kombi- 
nationsversuche von Serum und Virus mit dieser 
Dosis angestellt, und zwar warden in verschie- 
denen Versuchsreihen das eine Mal zuerst Serum 
und hinterher Virus, das andere Mal das Virus 
zuerst gegeben. Das Resultat der ersteren Reihe 
habe ich bereits in meinem Bericht vom 7. Fe- 
bruar mitgeteilt. Uber die zweite Reihe gibt 
die nachstehende Tabelle Auskunft: 
  
Virus Zwischenzeit Serum KResultat 
1 5 ccm 1 Tag 120 gestorben 
2. 5 » 2 Tage 300 ? 
3. 52 *pb- 300 schw. Anfall 
4. (U# 5 „ 3 „ 200 leicht. " 
e 3 „ 300 : 
Sämtliche Tiere dieser Versuchsreihe er- 
krankten an Horse-sickness, die mit ein und 
zwei Tagen Intervall so schwer, dals sie starben; 
die drei übrigen überstanden den Anfall und 
waren danach so hoch immun, dals sie grofse 
Dosen von Virus vertrugen, ohne nochmals zu 
erkranken. 
Hiernach mulste man annehmen, dals es 
vorteilhafter ist, das Serum nicht früher als am 
vierten Tage nach dem Virus zu geben. Ferner 
mulste versucht werden, ob nicht mit erheblich 
kleineren Dosen von Virus operiert werden 
kann, um dementsprechend auch mit einem 
geringeren Quantum Serum auszukommen. 
Zu diesem Zwecke wurde folgende Versuchs- 
reihe angestellt: 
Virus Zwischenzeit Serum Kesultat 
1 0,25 Tage 400 kein Anfall 
2 0, 25 3 400 v 2 
3 0,2 3 "„ 200 2 » 
4 0,2 3 „ 200 sehr leichter 
nfall 
5. 0.2 3 „ 200 tödl. Anfall 
6. 0,2 2 2 100 kein Anfall 
7 .,2 1 " 100 » » 
8. □ 3 » 400 v v 
9. Ler- 0, 1 3 „ 300 v 1 
In dieser Versuchsreihe waren die Resultate 
schon erheblich besser. Nur zwei Tiere erkrank- 
ten, das eine leicht, das andere mit einem 
tödlichen Anfall, alle übrigen blieben ohne 
irgendwelche sichtlichen Erkrankungserschei- 
nungen und wurden später weiterbehandelt. 
Die beiden erkrankten Pferde waren junge, 
frisch importierte Argentinier, während die 
übrigen ältere Tiere waren, die sich schon 
längere Zeit in Südafrika befanden. Da sich 
hiermit herausstellte, dals die Empfänglichkeit 
der Pferde gegen Horse-sickness eine sehr ver- 
schiedene ist und das Immunisierungsverfahren 
natürlich für die am meisten empfindlichen Tiere 
berechnet werden muls, so ging ich mit der 
Virusdosis noch erheblich weiter herunter und 
benutzte für die nächste Reihe nur noch die 
hochempfindlichen jungen Argentinier. Um aber 
dem Virus mehr Gelegenheit zu geben, auf den 
Organismus immunisierend zu wirken, dehnte 
ich die Zwischenzeit zwischen Virus und Serum 
um einen Tag weiter aus, da ich von der An- 
nahme ausging, dals, wenn eine geringere Virus- 
dosis angewendet wird, eine um so längere 
Inkubationszeit zu erwarten ist und das Risiko
	        
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