Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Zeichen, daß das Innere des Berges bis noch vor 
einigen Jahren tätig war. Deutlich sind mit einem 
Glase die tiefen Risse und Furchen in der Lava 
sichtbar. Ganz unvermittelt steigt der Dönjo Ngai 
aus einer Nlveauhöhe von etwa 650 m bis über 
2000 m hoch auf. Weiter nach Osten und Nordosten 
hin, durch ein weltes und tlefes Tal getrennt, er- 
heben sich die hohen Geleiberge. Diese ganze massige 
Bergkette wird von dem etwa 4000 m hohen Ngu- 
roto überragt. Der ganze Bergstock der zerrissenen 
und zerklüsteten Geleiberge wirkt um so imponierender, 
als er fast senkrecht aus dem wie flüssiges Blei 
flimmernden Natronsee Guasso Njiro aussteigt. 
Wie ein großes Schneeseld glitzert im Sonnenlicht 
das mit den Natronrückständen bedeckte Vorland des 
Guasso Njiro. Ungemein steil fällt auch zu diesem 
der Rand des ostafrikanischen Grabens ab. In 
äußerst beschwerlichem, einstündigem Marsch über 
bunt durcheinander gewürfeltes, bald großes, bald 
kleines Steingeröll stlegen wir den steilen Graben- 
rand hinunter. An tief eingeschnittenen Schluchten 
und Stellabfällen entlang führt der Weg, der oft 
nur mit größter Vorsicht zu passieren war. Tief 
unten in den Schluchten stehen großartige Wald- 
bestände, auf deren grünes Laubdach wir herabsahen. 
Wunderbar war der Farbenkontrast zwischen dem 
lichtblauen Himmel, den graubraunen, Hunderte von 
Metern tiefen und senkrechten Felswänden, zwischen 
dem grünen, in den verschiedensten Abtönungen 
schimmernden Laubdach und der großen, glitzernden 
Fläche des Guasso Njtro. Als wir die Waldzone 
erreicht hatten, breitete sich das Laubdach so dicht 
und undurchdringlich über uns aus, daß man trotz 
der Mittagshitze lange Strecken barhäuptig gehen 
konnte. Um 12 Uhr lagerten wir am Fuße des 
Grabenrandes im Schatten eines vereinzelten Urwald- 
riesen an dem aus einer der vielen Schluchten her- 
ausströmenden Letamunge. 
Das fast noch unbekannte Massaigebiet lag hinter 
uns, ein Gebiet, das zu durchwandern, ich jedem 
waldgerechten Jäger nur wünschen kann. 
Der Sau der Straße Uassa—Canganüta. 
Der Bezirksamtmann von Langenburg berichtet 
über die im Bau begriffene Straße vom Nijassasee 
nach dem Tanganilkasee folgendes: 
Die Straße beginnt in Mwaja am Njassa auf 
500 m über dem Meeresspiegel und erhebt sich 
während der 25 km, die durch das Unterland führen, 
nur wenig über diese Höhe. Zweimal muß der 
30 bis 50 bezw. 30 bis 100 m breite und 1 bis 4 
bezw. ½ bis 2½ m tiefe Mbakafluß überschritten 
werden, weil drei tiefe und reißende Zuflüsse eine 
Umgehung hindern. Dann steigt die Straße nach 
Überwindung des 0,20 bis 3 m tlefen und öm 
breiten Niugtro — Grenze der Kreise Unter= und 
Oberland — durch schönen hochstämmigen Wald zu 
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dem aus gebrannten Ziegeln erbauten Rasthaus 
Mwasaukulu (etwa bei Kilometer 32) auf 900 m an. 
Langsam windet sie sich, bei Mpuguso in ihrem 
Klimmen durch zwei tiefe Flußtäler gehemmt, vier 
Stunden lang zu dem 1590 m hohen Rtukujuberge 
hinaus, den das Bezirksamt krönt (etwa Kilometer 50). 
In den 6 ½ Stunden bis zum Fuße der Igaleberge 
senkt sie sich unter Überwindung zahlloser Flüsse und 
Bäche wieder um 200 bis 300 m, um dann in einer 
Stunde stracks zu dem 2000 m hohen Passe hinauf- 
zuführen. Nach eliner Stunde Marsches durch den 
Igale-Urwald geht es auf der andern Seite der Berge 
in vielen Zickzackwindungen 600 bis 800 m hinunter 
in die trockene Ussafaebene, wo 6 / Stunden nach 
dem Aufbruch vom Igale-Raosthaus das Rasthaus am 
Ssongwefluß erreicht wird. (Ramsaysche und Born- 
hardtsche Karte). Dleser Fluß ist bei 10 bis 80 m 
Breite 0,75 bis 2 m tief. Jenseits führt die Straße 
in knapp vier Stunden durch schönen lichten Wald 
in zwei langen Streckungen 300 m hinauf zum 
Unjakaplateau. Bei der Scheffmannschen Viehfarm 
befindet sich das, von Mwaja ab gerechnet, fünfte 
Rasthaus (Jumbe Mvwesimpia). In sieben Stunden, 
teils an bewaldeten sanften Hängen entlang, teils 
durch weite Grassteppen, deren Trockenlegung viel- 
fach nötig war, geht es zu der Nebenstelle Itaka am 
Magangaberge. Das nächste Rasthaus wird nach 
fünf Stunden, von denen die beiden letzten den Ab- 
stieg vom Plateau um 400 bis 500 m mit sich bringen, 
an dem wasserreichen und reißenden Kalunguflusse 
erreicht. Auch der nächste Tag führt über bewaldete 
Geländewellen noch 100 bis 300 m bergab in die 
Nkangebene, welche von den Wanjamanga des Groß- 
sultans Mkoma bewohnt wird (Grenzkarte II und III); 
der Fluß ist 30 m breit und führt in seinem 6 bis 
10 m tiefen Einschnitte 1 bis 6 m Wasser. Jenseits 
der Tlefebene dringt die Straße auf schraubenartiger 
Bohrung den Steilabsturz Tschingambo hinan zum 
Tanganjlkaplateau. Wieder beträgt die Höhendifferenz 
600 bis 700 m. Auf dem Plateau geht die Straße, 
um die nördlich gelegenen, unüberwindlichen Gelände- 
schwierigkeiten zu vermeiden, nach Westen zu direkt 
auf die britlsche Grenze bei der Nebenstelle Deutsch- 
Ikomba los (7 Stunden). Aber bereits eine gute 
Stunde vorher biegt sie scharf nach Nordwesten um 
und erreicht in zwei weiteren Tagemärschen die Be- 
zirksgrenze an dem 30 bis 50 m breiten und 1 bis 
3 m tlefen Ssaissiflusse. Größere Niveaudifferenzen 
hat die Straße auf dem Plateau uscht mehr zu über- 
winden, wohl aber zahlreiche, einige hundert, ja 
mehrere tausend Meter breite Sümpfe, welche mit 
Dämmen und Gräben gangbar gemacht sein wollen. 
Dasselbe gilt für die fünf Tagemärsche bis Bismarck- 
burg, während welcher nur ein namhafter Fluß 
(Kalambo) zu überbrücken und der Absturz zum 
Tanganjlka auszuarbeiten ist. (Grenzkarte Blatt I.) 
Die zu überwindenden Schwierigkeiten sind dem- 
nach dreifach: Auf= und Abstiege, Gewässer, sumpfige 
Ebenen. Zur Anwendung gelangte dabei im Gegen-
	        
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