randgebirge dem Vordringen zu den Inlandstämmen
große Hindernisse bereiten. Deren Heranziehung
wird sich bei der zu erwartenden Erschöpfung der
Uferstämme gleichwohl auf die Dauer nicht umgehen
lassen. Finschhafen wurde am 26. erreicht. Die
Neu-Guinea-Kompagnie unterhält dort eine kleine
Handels= und Pflanzungsstation. Die Neuendettels-
auer Mission besitzt gleichfalls eine bescheidene Nieder-
lassung. Der Missionar besorgt zugleich die Geschäfte
der Post. Den Dampfer sandte ich noch am gleichen
Tage nach dem Huongolfe zur Aufnahme der An-
werbung, während ich am 27. zum Sattelberg empor-
stieg, um den Hauptsitz der Mission aufzusuchen. Sie
hat, von recht bescheidenem Anfange ausgehend,
weithin Einfluß auf die Eingeborenen erlangt und
dementsprechend auch mit der Vermehrung ihres
Personals eine große örtliche Ausdehnung erfahren.
Die Gewinnung einer fieberfreien Höhe (1000 m)
und der Vorstoß zu den Bergstämmen (Kai) hat sich
recht segensreich erwiesen. Die Missionsschulen werden
von weither aufgesucht, das Aufhören der steten
Blutfehde legt das beste Zeugnis ab für das mühe-
volle Erziehungswerk. Auf dem Sattelberg ist eine
kleine deutsche Kolonie entstanden. Die Anlagen sind
mustergültig für eine Gebirgssiedlung in den Tropen.
Zur Zeit wird an elnem Wohnhaus für Erholungs-
bedürftige gebaut. Die Viehzucht hat gute Fort-
schritte erzielt. Die Felder stehen unter dem Pfluge.
Der Verkehr mit der Küste wird durch die Ochsen-
karre bewerkstelligt. Die Straße hat die Mission
selbst angelegt.
Am 31. Mai lief der Dampfer von Finschhafen
wieder aus, berührte die Siassünseln und die Küste
von Wariei (Nordküste von Neupommern östlich vom
Vulkan Nangalar). Hier wurde mit günstigem Er-
folge angeworben.
Der Dampfer traf am 2. Juni in Herbertshöhe
wieder ein, um am 13. Juni zu einer Anwerbereise
nach den Salomons-Inseln gesandt zu werden. Das
Schiff fand indessen so schweres Wetter, daß der
Erfolg der neuntägigen Fahrt ein wenig befriedi-
gender war.
Nachdem der „Seestern“ in Matupi Kohlen und
Wasser genommen hatte, trat ich am 27. Juni die
Reise nach den nordwestlichen Inseln des Schutz-
gebietes an. An Bord befanden sich die beiden
Stationschefs Boluminski und Wostrack nebst ihren
Frauen, Gouvernementssekretär Warnecke, Kaufmann
Wahlen, Oberst z. D. Lauterbach, Reisender Küppers-
Loosen und andere für Nusahafen bestimmte Relsende.
Nach einer stürmischen Fahrt gingen wir am 28.
morgens 9½ Uhr vor Namatanai, der neuen Re-
gierungsstation für das mittlere Neu-Mecklenburg, vor
Anker. Der hier seit sechs Wochen stationierte
Techniker Werner hatte die Bauarbeiten noch nicht
beendet. Die Station ist auf einem am Strande
gelegenen Hügel angelegt, von dem aus ein wunder-
voller Ausblick auf die See und die gegenüber-
liegende Insel Lihir (Gerrit Denys) sich bietet.
616
Nach Löschung der Ladung und Landung der Rel-
senden wurde um 6⅛½ Uhr abends die Weiterreise
angetreten. Am 29. Juni morgens 9 Uhr ankerte
der Dampfer vor Kapsu. Es wurde hier die neue
Station des Pflanzers Macco besichtigt. Hier sind
innerhalb eines Jahres 50 ha Urwald geklärt und
etwa 30 ha mit Kokospalmen bepflanzt, auch ist ein
Versuch mit Ficus gemacht worden. Die Pflanzung
steht gut. Um 3 Uhr nachmittags ging das Schiff
in Nusahafen vor Käwieng zu Anker. Die Geschäfte
des Stationschefs wurden ordnungsmäßig wieder an
Boluminsli übergeben. Am 1. Juli besichtigte ich
die Pflanzung. Dieselbe ist in vorzüglichem Zustande.
Es wurde ein geordneter Arbeitsplan aufgestellt.
Am gleichen Tage mittags lichtete das Schiff die
Anker und ging nach den Admiralitäts-Inseln wieder
in See, um am 2. Juli morgens 9 Uhr vor der
der Firma Hernsheim & Co. in Matupi gehörigen
Insel Komuli einzutreffen. Hier wartete der Kapitän
Hamilton mit seinem Schuner „Canomie“ von der
Hamilton Pearling Co. auf mich. Die Eingeborenen
sollen versucht haben, die Station des Händlers
Martin auf einer der im Nordosten der Hauptinsel
vorgelagerten, bei Pitilu gelegenen kleinen Insel zu
überfallen. Es ist ihnen dieses jedoch nicht geglückt.
Nachdem ich die Station auf Komuli besichtigt und
mit Hamilton verabredet hatte, daß ich auf der Rück-
reise noch einmal vor der Wildinsel (Sori) auf der
Nordwestseite der großen Insel Manus mit ihm
zusammentreffen wollte, ging der „Seestern“ um
2 Uhr nachmittags wieder in See und ankerte am
3. Juli morgens um 9 Uhr vor der Insel Maronn
in der Hermitengruppe. Auf Maronn hat sich der
Kaufmann R. Wahlen, Inhaber der Firma Heinrich
Rudolph Wahlen, seine Hauptniederlassung errichtet.
Dieselbe ist mit drei Europäern, einer Anzahl Chi-
nesen und schwarzer Arbeiter besetzt. Es ist hier
sehr fleißig gearbeitet worden. Saubere Wege sind
angelegt, ein am Strande befindlicher Sumpf ist
zugeworfen worden, auf den Inseln Maronn und
Arkeb, welche durch einen Damm verbunden worden
find, ist der alte Bestand an Kokospalmen gut ge-
klärt, weithin der Urwald niedergelegt und eine
Palmenpflanzung angelegt worden.
Am 4. Juli morgens 7 Uhr ging der „Seestern“
wieder in See und ankerte mittags 12 Uhr vor der
Insel Longan in der Echiquiergruppe (Ninigo).
Hier befindet sich eine Station, besetzt mit einem
Irländer Devlin. Longan ist ganz bepflanzt, die
Kokospalmen stehen vorzüglich. Die ganze Echiquier-
gruppe mit ihren 83 Inseln ist wie geschaffen zur
Anlage von Kokospalmenpflanzungen. Der Händler
Devlin übergab mir zwei Leute von der Durourinsel
(Aua), welche zu den angeblichen Mördern des
Händlers Reimers gehören sollten und welche in
einem Kanu dort angetrieben waren. Er erzählte
ferner, daß sich auf der Insel Allison (Manu) noch
mehrere von den nach der Ermordung Reimers ge-
flüchteten Durour-Elngeborenen aufhalten sollten.