Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

randgebirge dem Vordringen zu den Inlandstämmen 
große Hindernisse bereiten. Deren Heranziehung 
wird sich bei der zu erwartenden Erschöpfung der 
Uferstämme gleichwohl auf die Dauer nicht umgehen 
lassen. Finschhafen wurde am 26. erreicht. Die 
Neu-Guinea-Kompagnie unterhält dort eine kleine 
Handels= und Pflanzungsstation. Die Neuendettels- 
auer Mission besitzt gleichfalls eine bescheidene Nieder- 
lassung. Der Missionar besorgt zugleich die Geschäfte 
der Post. Den Dampfer sandte ich noch am gleichen 
Tage nach dem Huongolfe zur Aufnahme der An- 
werbung, während ich am 27. zum Sattelberg empor- 
stieg, um den Hauptsitz der Mission aufzusuchen. Sie 
hat, von recht bescheidenem Anfange ausgehend, 
weithin Einfluß auf die Eingeborenen erlangt und 
dementsprechend auch mit der Vermehrung ihres 
Personals eine große örtliche Ausdehnung erfahren. 
Die Gewinnung einer fieberfreien Höhe (1000 m) 
und der Vorstoß zu den Bergstämmen (Kai) hat sich 
recht segensreich erwiesen. Die Missionsschulen werden 
von weither aufgesucht, das Aufhören der steten 
Blutfehde legt das beste Zeugnis ab für das mühe- 
volle Erziehungswerk. Auf dem Sattelberg ist eine 
kleine deutsche Kolonie entstanden. Die Anlagen sind 
mustergültig für eine Gebirgssiedlung in den Tropen. 
Zur Zeit wird an elnem Wohnhaus für Erholungs- 
bedürftige gebaut. Die Viehzucht hat gute Fort- 
schritte erzielt. Die Felder stehen unter dem Pfluge. 
Der Verkehr mit der Küste wird durch die Ochsen- 
karre bewerkstelligt. Die Straße hat die Mission 
selbst angelegt. 
Am 31. Mai lief der Dampfer von Finschhafen 
wieder aus, berührte die Siassünseln und die Küste 
von Wariei (Nordküste von Neupommern östlich vom 
Vulkan Nangalar). Hier wurde mit günstigem Er- 
folge angeworben. 
Der Dampfer traf am 2. Juni in Herbertshöhe 
wieder ein, um am 13. Juni zu einer Anwerbereise 
nach den Salomons-Inseln gesandt zu werden. Das 
Schiff fand indessen so schweres Wetter, daß der 
Erfolg der neuntägigen Fahrt ein wenig befriedi- 
gender war. 
Nachdem der „Seestern“ in Matupi Kohlen und 
Wasser genommen hatte, trat ich am 27. Juni die 
Reise nach den nordwestlichen Inseln des Schutz- 
gebietes an. An Bord befanden sich die beiden 
Stationschefs Boluminski und Wostrack nebst ihren 
Frauen, Gouvernementssekretär Warnecke, Kaufmann 
Wahlen, Oberst z. D. Lauterbach, Reisender Küppers- 
Loosen und andere für Nusahafen bestimmte Relsende. 
Nach einer stürmischen Fahrt gingen wir am 28. 
morgens 9½ Uhr vor Namatanai, der neuen Re- 
gierungsstation für das mittlere Neu-Mecklenburg, vor 
Anker. Der hier seit sechs Wochen stationierte 
Techniker Werner hatte die Bauarbeiten noch nicht 
beendet. Die Station ist auf einem am Strande 
gelegenen Hügel angelegt, von dem aus ein wunder- 
voller Ausblick auf die See und die gegenüber- 
liegende Insel Lihir (Gerrit Denys) sich bietet. 
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Nach Löschung der Ladung und Landung der Rel- 
senden wurde um 6⅛½ Uhr abends die Weiterreise 
angetreten. Am 29. Juni morgens 9 Uhr ankerte 
der Dampfer vor Kapsu. Es wurde hier die neue 
Station des Pflanzers Macco besichtigt. Hier sind 
innerhalb eines Jahres 50 ha Urwald geklärt und 
etwa 30 ha mit Kokospalmen bepflanzt, auch ist ein 
Versuch mit Ficus gemacht worden. Die Pflanzung 
steht gut. Um 3 Uhr nachmittags ging das Schiff 
in Nusahafen vor Käwieng zu Anker. Die Geschäfte 
des Stationschefs wurden ordnungsmäßig wieder an 
Boluminsli übergeben. Am 1. Juli besichtigte ich 
die Pflanzung. Dieselbe ist in vorzüglichem Zustande. 
Es wurde ein geordneter Arbeitsplan aufgestellt. 
Am gleichen Tage mittags lichtete das Schiff die 
Anker und ging nach den Admiralitäts-Inseln wieder 
in See, um am 2. Juli morgens 9 Uhr vor der 
der Firma Hernsheim & Co. in Matupi gehörigen 
Insel Komuli einzutreffen. Hier wartete der Kapitän 
Hamilton mit seinem Schuner „Canomie“ von der 
Hamilton Pearling Co. auf mich. Die Eingeborenen 
sollen versucht haben, die Station des Händlers 
Martin auf einer der im Nordosten der Hauptinsel 
vorgelagerten, bei Pitilu gelegenen kleinen Insel zu 
überfallen. Es ist ihnen dieses jedoch nicht geglückt. 
Nachdem ich die Station auf Komuli besichtigt und 
mit Hamilton verabredet hatte, daß ich auf der Rück- 
reise noch einmal vor der Wildinsel (Sori) auf der 
Nordwestseite der großen Insel Manus mit ihm 
zusammentreffen wollte, ging der „Seestern“ um 
2 Uhr nachmittags wieder in See und ankerte am 
3. Juli morgens um 9 Uhr vor der Insel Maronn 
in der Hermitengruppe. Auf Maronn hat sich der 
Kaufmann R. Wahlen, Inhaber der Firma Heinrich 
Rudolph Wahlen, seine Hauptniederlassung errichtet. 
Dieselbe ist mit drei Europäern, einer Anzahl Chi- 
nesen und schwarzer Arbeiter besetzt. Es ist hier 
sehr fleißig gearbeitet worden. Saubere Wege sind 
angelegt, ein am Strande befindlicher Sumpf ist 
zugeworfen worden, auf den Inseln Maronn und 
Arkeb, welche durch einen Damm verbunden worden 
find, ist der alte Bestand an Kokospalmen gut ge- 
klärt, weithin der Urwald niedergelegt und eine 
Palmenpflanzung angelegt worden. 
Am 4. Juli morgens 7 Uhr ging der „Seestern“ 
wieder in See und ankerte mittags 12 Uhr vor der 
Insel Longan in der Echiquiergruppe (Ninigo). 
Hier befindet sich eine Station, besetzt mit einem 
Irländer Devlin. Longan ist ganz bepflanzt, die 
Kokospalmen stehen vorzüglich. Die ganze Echiquier- 
gruppe mit ihren 83 Inseln ist wie geschaffen zur 
Anlage von Kokospalmenpflanzungen. Der Händler 
Devlin übergab mir zwei Leute von der Durourinsel 
(Aua), welche zu den angeblichen Mördern des 
Händlers Reimers gehören sollten und welche in 
einem Kanu dort angetrieben waren. Er erzählte 
ferner, daß sich auf der Insel Allison (Manu) noch 
mehrere von den nach der Ermordung Reimers ge- 
flüchteten Durour-Elngeborenen aufhalten sollten.
	        
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