Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

wegen der für die Wirte damit verknüpften hohen 
Kosten auf neutralem Boden abzuhalten, war von 
Koror eindringlich widersprochen worden. Leider 
konnte ich die Absicht, die Inseln zwischen Koror 
und Pilillu und den südlichen Teu Babelsoaps zu 
besuchen, nicht ausführen, weil sich mein Fußleiden, 
dem ich anfangs zu geringe Bedeutung beigemessen, 
derartig verschlimmert hatte, daß ich das Haus nicht 
mehr verlassen konnte, daneben herrschte aber zehn 
Tage lang ein derartiges Unwetter, daß kein Boot 
vom Lande abkommen konnte. Die unfreiwlllige 
Muße nutzte ich mit schriftlichen Arbeiten und 
ethnographlichen Beobachtungen aus und ließ, wenn 
dos Wetter es erlaubte, Pflanzen und Insekten 
sammeln. 
Am 13. August kam der Schuner „Tarang“ von 
selner Reise nach den Inseln Sonsol, Pul und Merir 
zurück; es war ihm schwerer Stürme und ungewöhn- 
lich hohen Seegangs wegen nicht möglich gewesen, 
sein Ziel zu erreichen; dieselbe Erfahrung hatte 
vorher ein japanischer Schuner zweimal gemacht. 
Da der Postdampfer „Medan"“, den ich requiriert 
hatte, um auf der Fahrt von Hongkong nach Jop 
die Palau anzulaufen und mich aufzunehmen, am 
12. erwartet werden konnte, bis zum 20. aber nicht 
eingetroffen war, schiffte ich mich an diesem Tage 
zur Rückfahrt wieder auf dem Segler nach Jap 
ein. Am folgenden Morgen wurde nach der Insel 
Aregur gesegelt und dort vor der Handelestation 
der Firma Ol'Keefe geankert und am 22. mit einem 
großen Boot im Schlepp abgesegelt; bei der schon 
vorgerückten Zeit konnte aber die Passage nicht 
erkannt werden, und das Schiff mußte von neuem 
ankern. Erst am nächsten Tage wurde das offene 
Meer erreicht, es kam donn wieder so schweres 
Wetter auf, daß das Boot lecksprang und gekappt 
werden mußte. Am 23. wurde mittags der Atoll 
Ngulu gesichtet und am nächsten Morgen 7 Uhr 
Jap erreicht, wo der Postdampfer am Tage vorher 
eingetroffen war. Er hatte den Hafen von Malätkal 
einen Tag nach meiner Absahrt erreicht. 
In dem Verhalten der Palauer geaenüber der 
Verwaltung ist eine allmähliche Wandlung zum 
Bessern nicht zu verkennen. Die große Zurückholtung 
und eine gewisse trotzige Uberhebung ist gewichen 
und hat einem offenen Vertrauen und freundlichen 
Benehmen Platz gemacht. Bei dem stark aus- 
geprägten Erwerbssinn der Palauer ist es gewiß 
bezeichnend, daß sie für die mich begleitenden Polizei- 
soldaten während des gesamten Aufenthaltes unent- 
geltlich reichliche und gute Nahrung lieferten, daß 
sie Kanus stellten, Botengänge ausrichteten und 
beschwerliche Meeresfahrten bel schwerem Wetter 
antraten. Vor allem zeichnete sich sowohl früher 
wie diesmal der zulünfilge Oberhäuptling von Koror, 
Namens Orekoko, aus, dessen Sohn schon längere 
Zeit in der Polizeitruppe dient. Orekoto ist mehrere 
Jahre an der asiatischen Küste gewesen, spricht gut 
englisch und gilt als der beste Lotse und Seemann 
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in den Palau. Er hat sich aber jenen schönen Stolz 
bewahrt, trotz seiner Bekanntschaft mit europäischen 
Gebräuchen, nichts anderes sein zu wollen, als eln 
einfacher Naturmensch. In seiner hohen, muskalösen 
Gesiolt, dem ausdrucksvollen energischen Gesicht mit 
weißem, wallendem Bart und buschigen Augen- 
brauen ist er eine ungemein imposante Figur, 
ein prächtiges Modell für eine künstlerische 
Neptunsdarstellung. Seinen großen Einfluß auf 
die Palaubevölkerung hat er zugunsten der Verwaltung 
verwandt und diesem Umstande ist wobl zu einem 
guten Teil die loyale Haltung zuzuschreiben. 
Diepflanzungen der Station Räwieng in Neu-Mecklenburg. 
Die in den vorhergehenden Jahren gepflanzten 
Kokosnüsse gedeihen mit wenigen Ausnabmen gut. 
Von neuem Lande wurde nur eine kleine Fläche mit 
Kokosnüssen bepflanzt, das Hauptaugenmerk vielmehr 
in diesem Jahre darauf gerichtet, das früher Ge- 
pflanzte in gutem, gesundem und remlichem Zustande 
zu erhalten. Schädlinge, ven denen in der Plantage 
bis jetzt nur der Herzblattläfer vorkommt, haben 
einen nennenswerten Schaden nicht anzurichten ver- 
mocht, da zwei oder drei der jüngeren Anpbeiter 
unausgesetzt damit beschdftigt sind, dieselben von den 
Pflanzen abzulesen. Kem einziger Fall wurde kon- 
stotiert, vo ein Baum wirklich daran zugrunde 
ging; von den Schmarotzern befreit, erholen sich die 
Bäume slets schnell. Im ganzen wurden im Lause 
des Jahres mit Neuanpflanzungen und Gisotz für 
schlechtes Material etwa 2500 Nüsse ausgrpflanzt. 
Die in der Nähe des Regierungssitzes wohnenden 
Eingeborenen erhielten je nach der Einwohnerzahl 
ihrer Dörfer kleinere oder größere Flächen der 
Pflanzung angewiesen, die sie rein hielun, wofür 
ihnen die Erlaubnis erteilt wurde, dort Unterpflan- 
zungen auf eigene Rechnung anzulegen. Es wurde 
so beiden Teilen geholfen, dem Gouvernement, daß 
das Land rein gehalten, den Emgeborenen, daß sie 
nicht erst im Busche Land für ihre Pflinzungen zu 
klären hatten. Die Eingeborenen verrichteten ihre 
Arbeit stets willig. Der der Station näher gelegene 
Teil der Pflanzung wurde dagegen auf das gründ- 
lichste mit von Wasserbüffeln gezogenen lleinen Pflügen 
von allen Graswurzeln gereinigt und dann sofort 
mit Unterpflanzen von Feldfrüchten begonnen. Die 
besten Erträge lieferten Mais und Süßkartoffeln, 
Baonanen und Maniok bleeben hinter den gestellten 
Erwartungen zurück. Sämtliches auf der Station 
gehaltene Vieh konnte aus der Pflanzung gefüttert 
werden, und es wurden außerdem noch 264 Zeniner 
Mais nach Herbertshöhe gesandt. Seit September 
1903 sind die sämilichen Arbeiter nur mit auf der 
Station selbst gezogenen Produkten verpflegt worden, 
und wurde Reis nur an Kranke verabreicht. Da 
der tägliche Durchschnittsbestand der Arbeiter, Ge- 
fangenen und Poltzelfoldaten etwa 165 Mann be-
	        
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