Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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Die Muscheln selber werden aufbewahrt und zu Kalk 
gebrannt, der bei der Betelnuß gebraucht wird. 
Außerdem gibt es in Neu-Guinea viele Schwelne. 
Wildschweine darf man sie eigentlich nicht nennen, 
weil sie wenig Ahnlichkeit haben mit unseren Wild- 
schweinen. Besser bezeichnet man sie als wilde 
Schweine. Diese wilden Schweine lassen sich, jung 
gefangen, sehr gut zähmen. Die Papuas sperren 
ihre Schweine nicht ein, sondern lassen sie laufen, 
wohin sie wollen. Die Schweine sind nicht sehr fett, 
aber das Fleisch ist wohlschmeckend. Da die Schweine 
den Waldschweinen ganz ähnlich find, schneiden die 
Männer zum Zeichen, daß es Dorsschweine sind, den 
Hausschweinen die Ohren ab, damit sie nicht ge- 
schossen werden. 
An der Schweinejagd nehmen auch Kinder tell. 
Sie können freilich nicht schießen, aber doch treiben. 
Eine Anzahl Hunde hat die Tiere aufzuspüren. Die 
Hunde gleichen wohl den kleinen europäischen Hunden, 
aber sie haben eln viel schärferes Gebiß als diese. 
Sie bellen auch nicht, sondern heulen nach Art der 
Schakale. Sie werden von den Leuten schlecht ge- 
sütlert und leben meist von Raub. Die Hunde be- 
trelben oft zu mehreren auf eigene Faust die Schweine- 
jagd, und wehe, wenn sie ein Schwein erwischen. 
Sie beißen sich mit den Zähnen in das Schwein fest, 
bringen es zu Falle und verzehren es. Frühmorgens 
brechen die Papuas zur Schweinejagd auf. Sie 
gehen am liebsten nach regnerischem Wetter, weil sie 
dann mit Leichtigkeit die frischen Spuren von den 
älteren unterscheiden können. Sie suchen direkt den 
Urwald auf und müssen melstens einen Weg von drei 
bis vier Stunden machen. Finden sie einen passenden 
Ort, vielleicht gar frische Schweine= oder Kasuar- 
spuren, so machen sie Halt. Sie bringen Bogen 
und Pfeile in Ordnung und verteilen sich in größeren 
Abständen, und zwar so, daß sie einen Kreis bilden. 
Wenn sich alle aufpostiert haben, geben sie einander 
durch einen schnellen Pfiff, wie manche Vögel es 
machen, ein Zeichen zum Vorrücken. Alle gehen dann 
langsam und unter lautlosen Gebärden dem Zentrum 
des Kreises zu. Haben sie vergebens gearbeitet, so 
gehen sie eine Strecke weiter und versuchen es noch 
einmal. Selten, daß sie leer ausgehen. Das Tier 
ist rettungslos verloren. Die Papuas treffen es 
mit tödlicher Sicherheit, und die scharfen Speere 
gehen dem Tlere bis ins Herz. 
Der Hauptschütze zieht dann seinen Speer heraus 
und nimmt ihn mit nach Hause, wo er bewundert 
wird von Frau und Kind. Das Schwein selber bindet 
man an elne Stange, und zwei Jünglinge müssen die 
Last nach Hause tragen. Sind sie aber zu weit vom 
Hause entfernt, so zünden sie in der Nähe eines 
Wassers ein Feuer an, rösten das Schwein und zer- 
stückeln es. Die Kinnlade des Kopfes bekommt der 
betreffende Schütze. Er kocht sie zu Hause ab und 
hängt zum Andenken den Unterkiefer an seinem 
Wohnhause auf, damit jeder ihn sehen kann. Je 
mehr Schädel dort hängen, um so größer ist das 
  
Ansehen des Papua. Jeder wird ihm das Zeugnis 
ausstellen, daß er ein guter Schütze ist, und Lob 
hört der Papua gerne. 
Rus fremden üolonien und 
Produktionsgebieken. 
Dandel des französischen Gebietes am oberen Senegal 
und liger im Jabre 1905. 
Das allmähliche Vorwärtsschreiten der Eisenbahn 
nach dem Niger und der Ausbau fahrbarer Straßen 
im Innern nach den verschiedenen Produktionszentren 
erleichtert den Handel mehr und mehr und bewirkt 
eine unablässige Steigerung desselben, wie sie auch 
die größten Optimisten früher nicht zu hoffen wagten. 
Die nachstehenden Zahlen über den Handelsverkehr 
beruhen auf den Buchausweisen der Eisenbahn, auf 
den Lademanifesten für Decauville und den bei den 
Kaufleuten eingeholten Auskünften. Sie können daher 
nur als annähernde betrachtet werden und bleiben 
jedenfalls hinter der Wahrheit zurück. 
Es stellte sich nach diesen Ermittlungen der 
Wert der Einfuhr in Franken folgendermaßen: 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Aus Aus Im 
Waren Frankreichfremden hanze 
« u. franz. n 
zu a Ländern 
Guineazeug (baumwoll., 
kattunarlige Gewebe. 1200 00| 400000/1600 O00 
Weiße u. bedruckte baum- 
wollene Gewebe 1 000000% 100000C0 O00 
Seidene und wollene " 
civee..... 4000020000 60 000 
Salz: aus Frankreich u. 
vom Senegees.60000 — 360000 
ausderSahata.-2000000 — 2 000 000 
Nahrungsmittel . 1 300 000 — 1300 000 
Getränkkel 700 000 — 700000 
ucker....·. 500 000 — 500 000 
Kolo 100000900000%00U000 
Baumaterialien 000 — 800 000 
Bahnbaumaterialien. . 1472 700 — 1472 700 
Einfuhr für Rechnung 
der Regierung 1000000 — 1000 000 
Andere Waren 3 000 000, 1000 Ooo 4000000 
Im ganzen 13 472 700|3 320 000 H6 792700 
Die Ausfuhrziffern stellen sich, wie folgt: 
Menge Wert in 
Waren in kg. Franken 
Kautschk 000 900000 
Elfenbereen 11 000|0 OO 
um 1 000000% 300000 
oddl 300 900 
Wachs, Felle uinv. — 200 000 
Silberreiherfeden — 200 000 
Verschiedene Schmuckfeder .. 200 50000 
Lebensmittel und Diee — 1000000 
ngqnzen...l— 6536000 
 
	        
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