Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Zeit des Bahnbaues hat Kisumu gute Tage gesehen, 
als Umschlagsplatz wird es auch klluftighin seine 
Bedeutung bewahren. Vertreten sind vier europälsche, 
hauptsächlich mit Fellhandel beschäftigte Firmen: 
Mac Nelly, Societa Colonlale Italiana, Max Klein, 
P. H. Clarke sowie Alidina Visram, Dharamsi 
Kathau, Kanja & Co., Viril & Co. und 25 kleinere 
indische Händler. 
Außerordentlich schwierig und welt ungünstiger 
als bei uns sind die Arbeiterverhältnisse; außer den 
Wakuyn bei Natrobi gibt es auf britischem Gebiete 
überhaupt keine Arbeiter. 
Vergleiche zwischen Deutsch-Ostafrika und den 
englischen Nachbarkolonlen in bezug auf die Be- 
siedelungsfähigkeit fallen zu unseren Gunsten aus. 
Kultivationsfähig ist zwelfellos das große Gebiet 
zwischen Makindu und Nakuru; darunter befinden sich, 
namentlich bei Nairobi, fruchtbare und wasserrelche 
Striche mit gesundem Höhenklima, für Ansiedlung 
vorzüglich geeignet. Nach den bisherigen Erfahrungen 
soll aber dieses Gebiet für wertvollere exportfähige 
Artikel nicht brauchbar sein. Nachteilig wirkt das 
auffallend rauhe und kalte Klima. Kaffee und ähn- 
lich empfindliche Nutzgewächse schelnen deshalb nicht 
gedeihen zu wollen; Baumwollbau ist schon der 
Höhenlage wegen ausgeschlossen. Nur europäische 
Kartoffeln und Gemüse kommen gut fort; hiermit 
kann sich aber höchstens eine beschränkte Anzahl An- 
siedler beschäftigen, sogar wenn ein Export nach 
Südafrika, was noch nicht erwiesen ist, in Frage 
käme. 
Die Eingeborenenkulturen, welche zweisellos ein 
Stück Zukunft der Kolonie darstellen, müssen in 
unserem Gebiete mit größerem Nachdruck gefördert 
werden, insbesondere der Anbau von Baumwolle 
und Kautschuk (Manihot Glaziovi), der auch im 
Großbetriebe sich rentiert. Die volkswirtschaftliche 
Baumwollkultur ist in den letzten beiden Jahren in 
verschiedenen Bezirken auf breiter Grundlage erfolg- 
reich betrieben worden und verspricht, die Erwartungen 
zu erfüllen. Der rationellen Kautschukkultur wird 
indes noch immer nicht die verdiente Bedeutung bei- 
gemessen, obschon die Plantage Lewa (Hinterland 
von Pangani) glänzend bewiesen hat, daß diese 
wohlfeile und wenig Pflege beanspruchende Kultur 
sich nicht nur bezahlt macht, sondern auch beträcht- 
liche Uberschüsse aufzuweisen vermag. Der Lewa- 
Kautschuk bringt per Pfund 3,50 Mk. in Hamburg, 
die Produktionskosten stellen sich ungefähr auf die 
älfte. 
Die Ausnutzung der in großen Mengen wild 
wachsenden Rizinuspflanze wird leider gänzlich ver- 
nachlässigt. Ich meine, daß sich Rizinusöl zur 
Seifenfabrikation und als Maschinenöl gewinn- 
bringend verwenden ließe. Es ist bedauerlich, daß 
auf diesem Gebiete noch keine Versuche gemacht 
worden sind. 
Die grassierenden Viehseuchen und der infolge- 
dessen erschwerte Transport zur Küste legen die 
  
  
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Erwägung nahe, in gesunden wasser= und weide- 
reichen Gebleten, deren es im Innern genug gibt, 
große Vlehstapelplätze mit rationeller Zucht anzulegen. 
  
Uene Seelarte. 
Mit großen Berichtigungen versehen wurde fol- 
gende deutsche Admiralitätskarte: 
Nr. 126, Afrila, Ostküste. Lindi-Bucht. 1: 25 000. 
  
Geschäftsbericht der Ostafrikanischen Cisenbahngesellschaft. 
Dem ersten Geschäftsbericht der Ostafrikanischen 
Eisenbahngesellschaft für die Zeit vom 29. Juni bis 
31. Dezember 1904 entnehmen wir folgendes: 
Unsere Gesellschaft wurde zu Berlin am 29. Juni 
1904 errichtet. Die Genehmigung der Satzungen 
durch den Reichskanzler erfolgte noch am selben 
Tage, die Verleihung der Korporationsrechte durch 
den Bundesrat und die Erteilung der Konzession 
für den Bau und Betrieb der Eisenbahn von 
Daressalam nach Morogoro am 830. Juni 1904. 
Das Kapital von 21 Millionen Mark wurde bei 
der Errichtung der Gesellschaft mit 25 v. H. ein- 
gezahlt und zum 1. Oktober 1904 vollgezahlt. 
Den unablässigen Bemühungen des verstorbenen 
Geheimen Kommerzienrates Oechelhäuser ist es zu 
danken, daß im Jahre 1895 unter dem Vorsitze 
des leider gleichfalls nicht mehr unter den Lebenden 
wellenden Dr. Georg von Siemens ein Komitee 
zusammentrat, um praktische Ermittlungen über die 
Möglichkeit und Kosten des Baues einer Bahn an- 
zustellen, welche, von Daressalam oder Bagamojo 
ausgehend, das Innere der größten deutschen Kolonie 
erschließen sollte. Verschiedene Experten wurden 
damals zur allgemeinen Erkundung des Landes hin- 
ausgesandt, darunter ouch der Geheime Ober- 
regierungsrat Bormann. Auf Betreiben der Deut- 
schen Bank wurde neuerdings eine weitere Studien- 
expedition nach Deutsch-Ostafrika gesandt, welche 
diesmal zwar nur ein bescheideneres, aber dafür fest 
umschriebenes Bahnbauprojekt vorbereiten und die 
Trassierung der Linie von Daressalam nach Moro- 
goro vornehmen sollte. Die Expedition reiste im 
Sommer 1903 aus und war mit der Ausarbeitung 
ihres Berichtes noch beschäftigt, als im vorigen 
Frühjahr der Reichstag seine Zustimmung einer 
neuen Vorlage der Kaiserlichen Regierung verlieh, 
die als Gesetz vom 31. Juli 1904 zur Grundlage 
unserer Gesellschaft wurde. 
ir erwarben von dem Syndikate, das in den 
Jahren 1895/96 und 1903/04 Expeditionen zur 
Erforschung des Gebietes zwischen Daressalam und 
Morogoro und zur Feststellung der Bahnlinie aus- 
gesandt hatte, die Studienergebnisse und übertrugen 
die Ausführung des Baues der Gesellschaft m. b. H. 
Philipp Holzmann & Cle., Frankfurt a. M., die 
sich verpflichtete, die ganze Bahnlinie spätestens am
	        
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