Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

sNene Seelarte. 
Neu herausgegeben wurde folgende deutsche 
Admiralitätskarte in 1:50000: 
Nr. 237: Durchfahrten zwischen Neu- 
Mecklenburg und Neu-Hannover. Genau 
aufgenommen ist auf dieser Karte lediglich das 
Ausa-Fahrwasser von der Station Käwieng auf 
Neu-Mecklenburg nach Südwesten hin. Der Rest, 
auf flüchtigen Aufnahmen beruhend, ist, wie eine 
Anmerkung auf der Karte sagt, nur mit großer Vor- 
sicht zu gebrauchen. 
  
KRabelstation Jap. 
Nach einem Telegramm des Bezirksamtmanns 
Senfft aus Jap (West-Karolinen) ist dortige Kabel- 
station des Deutsch -Niederländischen Kabels am 
28. April eröffnet worden. 
  
Aus dem Prreiche der Wissionen und 
der Antisklavrrei-Bewegung. 
über die Missionsstation Kitunda der Brüder- 
gemeinde in der Landschaft Kiwere (Deutsch-Ost- 
afrika) berichtet Bruder Stern im Dprilheft des 
„Missions-Blattes“ folgendes: 
Januar bis März ist in Ostafrika die Zeit des 
Wachsens und Blühens, weil des Regens und der 
Gewitter. Welche Freude in Kitunda, als anfangs 
des Jahres 1904 der Regen einsetzte, denn lang 
hatte man sehnsüchtig nach ihm ausgeschaut. Oft 
war der König mit seinem Gefolge und den Zau- 
berern auf die Felder hinausgezogen, um durch den 
Lärm der ngoma (Trommel) und der mbutu! 
(Holztrommel) sowie mit Brei und allerhand Firle- 
fanzerei von den Geistern den Regen zu erbitten. 
Nun ellte groß und klein mit der Hacke aufs Feld, 
und die Schule mußte vier Wochen lang geschlossen 
werden. So reichlich wie erwartet, kam der Regen 
aber nicht. Am ergiebigsten wird noch die Hirse- 
(mvele.) Ernte sein. Vom Ausfall der Ernte hängt 
viel ab. Ist sie wie im Jahre 1904 nur gerade 
genügend, so zieht die männliche Bevölkerung anders- 
wohin, um sich Geld und Kleider zu verdienen. So 
waren seit März 1904 allein aus dem Kitunda- 
Distrikt über 200 Männer zur Küste gewandert, um 
dort ihr Brot zu finden. Das spärt der Missionar 
beim Kirchenbesuch. Ubrigens haben die Kitunda- 
Bewohner von den nördlicheren Wanjamwesi gelernt, 
Bataten in großer Menge zu pflanzen. Das ge- 
währt bedeutenden Vorteil, denn diese werden in 
Scheiben geschnitten, an der Sonne gedörrt und auf- 
bewahrt. « 
Erfolgreich war ein Besuch, den der Bezirkschef 
von Kilimatinde, Hauptmann von Prittwitz, im 
Februar in Kitunda und Umgegend ausführte. Er 
bestimmte die Grenzen unseres Missionslandes und 
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ließ eine genaue Zählung der Temben in der Kiwere- 
Landschaft vornehmen. Da 456 Temben gefunden 
wurden, kann die Einwohnerschaft auf mindestens 
10 000 Personen geschätzt werden. Danach wurde 
nun die Hüttensteuer eingezogen. Durch Vermitt- 
lung des Hauptmanns wurde auch ein Viehkauf für 
zwei unserer Stationen abgeschlossen. Traurig war 
die bei dieser Gelegenheit gemachte Beobachtung, daß 
zwischen Kilimatinde und Kitunda Tsetsefliegen sich 
eingefunden hatten, denn von 30 Stück Vieh fielen 
unterwegs zwölf. 
In der Regenzeit wird die Feldarbeit getan; 
daneben werden für die Bauarbeit des Sommers 
Vorbereitungen getroffen, Holz herbeigeschafft, Bretter 
gesägt, auch Straßen und Plätze gesäubert. In 
Feld und Garten wurde mehr getan als bisher, 
und besonders an europälschen Kartoffeln hoffte man 
eine gute Emte zu erzielen. Solche nahmen auch 
Beamte in Kilimatinde ab. 
Im April war Br. Stern in Kitunda, da Br. 
Bütiner in Ipole aushelfen mußte, konnte aber alle 
kirchlichen und äußeren Arbeiten auf sich nehmen. 
So galt es im ersten Wohnhaus und den Neben- 
gebäuden die Decken zu erneuern, denn im Jahre 
1901 hatte man, ohne es zu wissen, schlechtes Holz 
verwandt, d. h. solches, das vom Bohrkäfer zerfressen 
war. Elnige Wochen nahm diese Tätigkeit in An- 
spruch; dann ging's ans Streichen von Luftziegeln 
für das zu erbauende neue Nebenhaus. Auch Bretter 
wurden gesägt, so daß man damit anderen Stationen 
aushelsen konnte. So z. B. Kipembabwe, dem im 
Südosten von Kitunda neu angelegten Posten, auf 
dem erst Br. Büttner und dann Br. Neumann die 
Pionierarbeit taten. In Kipembabwe haben die 
Brüder noch keinen Baum gefunden, der sich zu 
Brettern verarbeiten ließe. Je mehr Bauarbeit es 
in Kitunda gab, um so weniger Leute gingen an die 
Küste, um dort Verdienst zu suchen. 
  
Dem Aprilheft von „Kreuz und Schwert“ ent- 
nehmen wir eine Schilderung des Begräbnisses eines 
Oberhäuptlings namens Kapitiu auf den Salomons- 
Inseln, dem mehrere Missionare beizuwohnen Ge- 
legenheit hatten. 
Gegen 10 Uhr morgens betraten wir das Dorf. 
Die unzählbare Menge anwesender und nach ihrem 
Stamm versammelter Wilden bereitete in Erwartung 
der Beerdigungsfeier das nachher stattfindende Gast- 
mahl vor. Überall sahen wir Hausen Jams, ge- 
sesselte Schweine, große hölzerne Töpfe, flammende 
Backösen. Alle Leute verhielten sich sehr ruhig, nur 
einige Frauen störten die Totenstille. 
Wir traten in die Hütte des Verstorbenen. Noch 
liegt er da wie tags zuvor, nur hat man ihm seine 
Hände gefaltet und die Augen geschlossen. Der 
alteste Sohn besorgt die Einsargung; er umgibt die 
Lelche mit einem zwei Meter langen Stoff, hängt 
um die Lenden eine Menge salomonesisches Geld
	        
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