Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

zu sein, die Höhe über dem Meere beträgt 700 bis 
800 m. Die Feuchtigkeit ist genügend, die Lagen 
sind gegen Winde geschützt, ein gutes Ausreifen der 
Baumwolle ist gesichert. Von der Militärstation 
war hier wie an vielen anderen Stellen des Bezirks 
(im ganzen 175 Dörfer) Saat an Eingeborene ver- 
abfolgt, deren Ernte hier beigewohnt werden konnte. 
Auf einem Stückchen Land von etwa 20—/(30 m im 
Geviert wurden schätzungsweise 300 Pfund unentkernte 
aumwolle gewonnen. Die gesamte Ernte wird den 
Negern von der Militärstation abgekauft, für 1 Pfund 
unentkernte Wolle werden 3 Pesa bezahlt, die 
Station läßt dieselbe entkernen und sendet sie nach 
lwa. Dem Fiskus entstehen bei diesem niedrigen 
Ankaufspreis keine Kosten, da die Erträge der zur 
Küste gesandten Baumwolle ihm zufließen, und dem 
Neger wird ein Mittel an die Hand gegeben, seine 
te zu verwerten und Lust zu vergrößertem Anbau 
zu gewinnen. Für die bevorstehende Regenzeit will 
die Mulitärstation alle irgendwie erhältlichen Quan- 
täten Saat an Eingeborene verteilen, um den Anbau 
noch weiter zu verbreiten. - 
ZurBesichtlguaqderzweiteuKoblenfuadstelle 
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und im Tal des Ruhuhn weitergegangen. Über die 
Kohlen hierselbst ist das an anderer Stelle gesagte 
zu wiederholen, nur kann man hier von einem kleinen 
kebenfluß des Ngaks aus die kohlenführenden Schich- 
ten gut erkennen. Besondere Wichtigkeit für eine 
ahn werden die Kohlen dann erhalten, wenn die 
ahn ihren Weg hier im Agaka-Tal aufwärts 
nehmen würde oder gar aus Geländerücksicht den 
mweg über Rutukira nehmen müßte. «- 
Am Ruhuhu befindet sich hier und insbesondere 
einige Stunden weiter unterhalb eine blühende Fisch- 
ndustrie. Die oberhalb lachenden Fische kommen 
zu bestimmten Zeiten des Jahres zu Tal und werden 
in ungeheuren Mengen gefangen, an Ort und Stelle 
Früuchert und nach Ungont hinein, ja selbst bis 
Swae im Kilwa-Bezirk verkauft. Zur Zelt der 
teuer wird meist Geld verlangt, sonst werden sie 
noch gegen Getretde, auch gegen eiserne Hacken ein- 
getauscht. 
n Nach Rückkehr von diesem Abstecher zum Ruhuhu- 
utukira-Zusammenfluß, woselbst Gerichtsschauris zu 
elledigen waren, wurde der Ruhuhn überschritten 
ns der Marsch nach Upangwa angetreten. Auf 
eräuemem Pfad wurde in vier Stunden das Gebirge 
estiegen, das sich in 1500 bis 2000 m Höhe von 
Ulden nach Norden erstreckt und dann in die 
inga-Berge übergeht. 
Besonders Süd-Upangwa hat infolge selner Nähe 
Aus geplanten Bahn, bei nicht schwierigem Anstieg, 
* Lichten auf Besiedlung. Das Land ist völlig 
der lich, steht aber noch wenig in Verbindung mit 
tar Milturstation, auch Händler befinden sich wenig 
dem mde. Es gibt hier sehr viel Kleinvieh, mit 
1 die Bewobner gern ihre Steuern bezahlen. Die 
#tion nimmt aber aus wirtschaftlichen Gründen 
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lieber Wachs als Zahlung der fälligen Steuern und 
hat hierdurch sehr viele Steuerpflichtige von dem 
Wert der Wachsbereltung überzeugt, so daß neuer- 
dings eine größere Menge von Wachs einging. Es 
ist also zu erwarten, daß fernerhin diesem Produkt 
von selbst größere Aufmerksamkeit geschenkt werden 
wird. 
Vom Tetewaka, einem rechten Nebenfluß des 
Ruhuhu, über die Missionsstation Milow hinaus, 
welche infolge Erkrankung und Abreise des Mssio- 
nars nach Deutschland zur Zeit unbesetzt ist, führt 
eine gute Straße durch ganz Upangwa bis zur Be- 
zirksgrenze am Kilondo und hat hier Anschluß via 
Mission Tandala — Nebenstelle Mwakete nach Neu- 
Langenburg. Ebenso führt ein außgeschlagener Weg 
von dem Steuerposten Malangali in Mpangwa nach 
Mbejere—Ubena und von hier weiter nach Sakama- 
ganga—Matumbi bis zur Bezirksgrenze am Pltu. 
Da mir infolge veränderter Dispositionen der 
Bahnexpedition bis zu dem verabredeten und nicht 
mehr rückgängig zu machenden Zusammentreffen mit 
dem Bezirkschef von Mahenge genügend Zeit übrig 
blieb, machte ich von Upangwa aus einen Abstecher 
in das Nachbargebiet Langenburg und marschierte 
dann über die Ruhudje-Quelle nach Mbejere, dem vieh- 
reichsten Land des Bezirks. In den hohen sumpfigen 
Hochwelden hält sich das Rind vortrefflich, etwa 
2000 Stück mögen sich im Besitz Mbejeres und 
seiner Wabena befinden, auch viel Kleinvieh ist im 
Lande. In der Nähe des Sultanssitzes Utengule 
liegt die Station Mpangire der Berliner Missions- 
gesellschaft. Der Lelter derselben hat mit Hilfe von 
Arbeitern, welche die Station stellte, über den schwer 
zu passierenden Hagafiro mehrere feste Brücken her- 
gestellt und so eine leldliche Verbindung mit dem in 
Lupembe, Bezirk Iringa, wohnenden Superintendenten 
geschaffen. Mit dem letzteren hatte ich in Utengule- 
Mbeiere eine Zusammenkunft, in der mannigfache, 
den Bezirk betreffende Fragen in bester Weise ihre 
Erledigung fanden. Zu einem direkten Verkehr mit 
der Zentrale des Bezirks vermögen auch die Mfssio- 
nare die Bevölkerung der so weit von Ungont entfernt 
liegenden Gebiete leider immer noch nicht zu bewegen, 
so daß die Errichtung einer kleinen Nebenstelle für 
hier und Upangwa auf die Dauer nicht zu umgehen 
sein wird. . 
Die Steuern werden hier in Geld, Hacken und 
Vieh bezahlt. Von letzterem werden, um dle Zucht 
im Lande nicht zu stören, nur Ochsen angenommen, 
die als Schlachtvieh in Ssongea unschwer Absatz 
finden, auch tellwelse für die Tsetseversuche des 
Stabsarztes Dr. Panse angekauft werden. 
Neben der Steuereinziehung wird in diesem 
Jahre wie im gesamten Bezirk der Militärstation 
der erste Versuch einer genauen Statistik gemacht, 
wie solche bereits im Vorjahre gefordert wurde. Bei 
jedem Steuerzahler wird reglstriert: Anzahl der 
Frauen und Kinder, der Rinder, Ziegen und Schafe. 
Wenn das am Schluß des Steuerjahres sich ergebende
	        
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