Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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speziellen vertritt Konsul Vohsen die Bestrebungen 
der Siedlungsgesellschaft für Südwestafrika, welche 
bisher ohne irgend welchen eigenen Nutzen lediglich 
das Interesse des Schutzgebietes vertreten hätte. 
Dlesen Ausführungen schließt sich Dr. Scharlach 
an, indem er ausführlich die Schwierigkelt einer 
Siedlungsgesellschaft an der Hand des Beispiels der 
Hanseatischen Sledlungsgesellschaft für Südbrasilien 
vorführt. Redner ist der Ansicht, daß Siedlung in 
Südwestafrika im großen nur im Anschluß an 
reichen Bergbau und dadurch hervorgerufene günstige 
Absatzverhältnisse gute Ergebnisse zeitigen könne, 
zumal die Ansprüche der Ansiedler an das Leben 
heutzutage im Verhältnis zu früheren Zeiten bedeu- 
tend gewachsen seien. An der Debatte beteiligten 
sich Herzog Johann Albrecht, die Herren Bugge und 
Staudinger. Der Vorsitzende verbreitete sich über 
die Absichten der Kolonialverwaltung auf dem Ge- 
biete der Ansiedlung des Schutzgebietes. Was die 
Urteile über die Sledlungsgesellschaft anbelangt, so 
seien die Ergebnisse der Arbeiten der von dem 
Reichstag beschlossenen Kommission, die die Verhält- 
nisse der Gesellschaften im Schutzgebiet prüfen solle, 
abzuwarten. Er könne diesem Ergebnisse nicht vor- 
greifen. Er müsse aber erklären, daß bisher der 
Verwaltung keinerlei Tatsachen bekannt geworden 
seien, die die gegen die Siedlungsgesellschaft gerich- 
teten Angriffe als berechtigt erscheinen ließen. 
In der Spezlaldiskussion gab auf eine Anfrage 
des Geh. Reglerungsrats a. D. Simon der Vor- 
sitende Aufschluß über den Stand der Verkehrs- 
mittel, Eisenbahnen und Landungseinrichtungen im 
Schutzgebiet. Die Ansichten des Vorredners über 
die Wichtigkelt einer Erwelterung des Eisenbahnnetzes 
wurden von der Verwaltung geteilt. Entschließungen 
ständen noch aus. 
Bei der Beratung der weiteren Titel des Etats 
führten die Fragen der Entsendung von Geologen 
und Bergbeamten, die Fürsorge für Aufzucht und 
Verbesserung des Rindviehbestandes des Schutzgebiets 
und der großen Stauanlagen zu Debatten, an denen 
die Herren Staudinger, Schmeißer und Vohsen teil- 
nahmen. Vom Reglierungstisch wurde Aufklärung 
über die beabsichtigte Einführung von Rindvieh aus 
Argentinien und Mexiko und die sonstigen auf Hebung 
der Viehzucht bezüglichen Maßnahmen gegeben. 
In der Nachmittagssitzung gelangte vor Eintritt 
in die Tagesordnung ein Antrag des Dr. Scharlach 
zur Abstimmung: 
„Der Kolonialrat steht nach wie vor auf dem 
Standpunkt, daß es eine Voraussetzung für die ge- 
sunde wirtschaftliche Entwicklung des Schutzgebietes 
für die nächste Zeit ist, daß die Ansiedler in Süd- 
westafrika für die von ihnen nachgewiesenen Verluste 
durch die Eingeborenenaufstände voll entschädigt 
werden.“ . 
Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. 
Bel der nunmehr erfolgenden Besprechung des 
Etats von Kamerun beantragt Dr. Scharlach bel der 
  
Regierung Maßregeln gegen den Raubbau auf Gummi; 
es müsse zu diesem Zweck der sogenannte Frelhandel 
eingeschränkt und die Gummigewinnung in einzelnen 
geschlossenen Geländen unter Ausschluß der Kon- 
kurrenz stattfinden. An der Diskussion über diese 
Fragen beteiligten sich die Herren Vohsen, Vietor, 
Woermann, Staudinger. Maßregeln gegen den 
Raubbau, soweit sie durchführbar und kontrollierbar 
sind, werden empfohlen, die Emschränkung des Frei- 
handels aber nicht als wünschenswert bezeichnet. 
Der Vorsitzende gibt hierauf Auskunft über die in 
Südkamerun ausgebrochenen Unruhen, welche nur 
lokaler Natur sind und keinerlei Einfluß auf andere 
Geblete des Schutzgebletes haben. Es handle sich 
hier um noch ununterworfene Stämme, die mit 
Weißen bisher kaum in Berührung gekommen sind. 
Den Raubbau an Gummi nach Kräften zu ver- 
hindern, sei die Regierung fortgesetzt bemüht; ein 
Mittel, dies vollständig durchzuführen, sel jedoch noch 
nicht gefunden, wie dies auch das Beispiel der 
Nachbarkolonie beweise, es sei denn durch Gewährung 
von Monopolen, deren Einsührung der Kolonialrat 
selber nicht wünsche. 
In der Spezialdiskussion macht Herr Staudinger 
den Vorschlag, speziell in Kamerun, an Stelle des 
Landverkaufs das Pachtsystem treten zu lassen, wie 
sich dies in den holländischen Kolonien bewährt habe, 
unter genügender Berücksichtigung der Rechte der 
Emgeborenen. Dr. Scharlach schließt sich dem Vor- 
redner an. Der Vorsitzende gibt zu, daß das System 
der Verpachtungen an sich dem System der Ver- 
käufe vorzuzlehen sei. Jedoch werde die Kolonial-= 
verwaltung, wenn sie vor die Wahl gestellt werde, 
entweder Land zu verkaufen oder auf die Investlerung 
deutschen Kapitals zum Zwecke der kulturellen Er- 
chließung des Landes zu verzichten, sich nicht wohl 
ür das zwelte entschelden können. Sie werde ver- 
uchen, das System der Verpachtungen künftig in 
Anwendung zu bringen. 
Beim Etat von Togo gibt der neuernannte 
Gouverneur Graf Zech Auskunft über verschiedene 
Fragen, besonders über Wegebau und Unterstützung 
der Ausbreitung der deutschen Sprache. 
Beim Etat von Deutsch-Neu Guinea bilden eine 
intensive Erforschung des bisher noch ungenügend 
bekannten Festlandes von Neu--Guinea durch Ex- 
peditionen, und die rationelle Erschließung des Schut- 
hebletes den Gegenstand der Debatte, an der sich die 
Herren Staudinger, Supf, Alexander, Schöller und 
Schmeißer beteiligten. Reglerungsseltig wird darauf 
hingewiesen, daß Ausgaben für Expeditionen sich 
nur insoweit rechtfertigen lassen würden, als davon 
bestimmte wirtschaftliche Vortelle für das Schutz- 
gebiet zu erwarten seien. In der Spezialdiskussion 
wird von Herrn Schoeller die Frage der Zölle, 
speziell der Einfuhrzölle auf Tabak, berührt und 
Wünsche nach einer Polizeistation in Berlinhafer, 
einem Dampfer für Friedrich-Wilhelmshaven, An- 
stellung eines Tierarztes und Importierung von 
 
	        
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