Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

bei der lügnerischen Art der Haussas gar nicht mit 
Sicherheit von vornherein anzunehmen war, meines 
Erachtens ein Einschreiten gegen die Bapeas nicht 
unbedingt notwendig gemacht, denn das ganze 
Bapea-Gebiet zwischen Mbam (Sanaga), Bakoko 
und dem Wege von Schimmelpfennig von Mbam 
nach Jabossi war noch von keinem Europäer betreten, 
und Haussas, die hier handelten, wußten sehr wohl, 
daß sie dies auf eigenes Risiko taten. Aber die 
Einfälle in das friedliche Land der arbeitsfrohen 
Jambassas durfte die Station unter keinen Umständen 
tatenlos mitansehen. Die Jambassa haben sich, wie 
im Schutzgebiet sonst wohl nur noch die Balis, ein 
Recht auf Regierungsschutz erarbeitet. 
Von den Bapeas war außer dem Bericht des 
Hauptmanns v. Schimmelpfennig aus dem Jahre 
1901, der ihre nördliche Grenze berührt und sich 
den Durchmarsch hatte erkämpfen müssen, nichts be- 
kannt; das eigentliche Bapea-Land war bisher 
terra incognita. 
Im Jahre 1898 habe ich bei dem Wute-Häupt- 
ling Ngutte, der damals noch in dem jetzigen Sase 
am Mbam residierte, Bapea-Gefangene gesehen und 
die Leute als tapfere Männer, die im Gebirge 
wohnen, rühmen hören. 
Ende 1904 suchte ich durch Vermittklung der 
Sdu Batis, die auf dem rechten Mbam-Ufer zwischen 
Balinga und den Bapea sitzen, mit letzteren in 
Verbindung zu treten, um sie vor ferneren Angriffen 
auf Jambassas und Haussas zu warnen. Die un- 
bewaffneten Stationsboten vermochten gar nicht bis 
in das erste Bapea-Dorf zu kommen, sondern wurden 
von den Leuten des Häuptlings Nubanu mit Hohn 
zurückgetrieben. Als unmittelbar darauf ein ver- 
einigter Einfall des Nubanu und Biaka Bapea in 
das Jambassa= und Bati-Gebiet erfolgte, und die 
dringenden Klagen auf der Station nicht aufhörten, 
sandte ich eine Patrouille von 10 Mann nach Jam- 
bassa, um den Tatbestand festzustellen. Die Pa- 
trouille wurde dicht bei Assena von dem Häuptling 
Nubanu angegriffen; sie kehrte ihrer Weisung gemäß 
sofort nach der Statlon zurück. 
Ich suchte die Genehmigung des Herrn Gou- 
verneurs nach, die Jambassas bewaffnet vor den 
Bapeas zu schützen, und stand am 27. Januar d. Is. 
mit 70 farbigen Soldaten einschließlich Chargen und 
50 Mann Batl-Hilfsvölkern unter ihren eigenen 
Häuptlingen bei der Bakinga-Fähre rechts des 
bam, um in das Bapea-Land einzurücken. Ich 
hatte mit 70 Mann ausrücken können, ohne die 
Statlon von der nötigen Besatzung zu entblößen 
und den Posten in Olinga-kono am Niong einzu- 
ziehen, weil ich 25 freiwillige, entlassene Schutz- 
truppen-Soldaten für die Dauer der Bapea--Aktion 
einstellte. Die Hilfsvölker nahm ich mit, weil die 
70 Soldaten ausschließlich sechten mußten, wenn 
mit den geringen Machtmitteln ein dauernder Erfolg 
errungen werden sollte, während zum Rekognoszieren, 
für unwichtige Posten, Gefangenen-Wachen und Be- 
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wachen die Batis, gekräftigt durch den Halt, den 
ihnen die Soldaten gaben, genügen mußten. Während 
die Karawane in zwel Tagemärschen von Ewuna 
bala an der Sanaga-Fähre nach Ateba und von 
dort in das Dreieck zwischen den beiden Strömen 
marschierte, bin ich von den Nachtigal-Fällen im 
Kanu stromab zur Mbam-Mündung gefahren. Die 
Eingeborenen hatten stets versichert, daß das der 
vielen Wasserfälle und Schnellen wegen unmöglich 
sei, da ich aber wußte, daß sie alle in Feindschaft 
untereinander leben und sicherlich nie überhaupt den 
Versuch gemacht hatten, kaufte ich ein starkes Kanu 
und stellte beim Abmarsch der Karawane aus dem 
schönen Lager unterhalb der Schnellen zwei Flscher 
einfach vor die vollendete Tatsache, mich mit vier 
wasserkundigen Sierra-Leone-Soldaten stromab bis 
Ateba zu lotsen, wo ich die Karawane treffen und 
übernachten wollte. Unterhalb der Nachtigal-Fälle, 
wo sich das Wasser brausend zwischen drei grünenden 
Felsinseln ungefähr 25 m hoch herabstürzt, ist der 
Sanaga 500 m breit, nicht tief, aber reißend. Die 
Szenerie: auf der einen Seile ein tiefdunkler Urwald- 
streifen, auf der anderen weite, wellige Grassteppe, 
der donnernde Fall, der Strom mit den Schaum- 
slocken und der Blick auf die Mangissa-Berge im 
Westen übt immer wieder seinen Reiz aus. Am 
rechten Ufer war hier zudem, solange der Schrecken 
vor den Wutes und Ngila die Menschen verscheuchte, 
ein Paradies für den Jäger. Jetzt sitzen Bat- 
schengas und Batis längs des Flusses, und selbst 
die Pallah-Böcke find spärlich geworden. 
In schneller Fahrt ging es in dem starken Kanu, 
das 20 Menschen faossen kann, stromab bis zur 
Einmündung des Mfamba und den mir wohl- 
bekannten bebauten Inseln im Strom, auf denen ich 
1898 die Batschengas endgültig unterwarf. Vorn 
und hinten stehend lenkten die Fährleute mit langen 
Stangen das Boot. An der Spitze der ersten 
großen Insel, wo wir seinerzelt vom Ufer aus 
übergesetzt waren, hielten sie an und behaupteten, 
man könne nicht weiterfahren und über eine lange 
Steinbarre, die wir stromab sahen, nicht hinüber. 
Ich glaubte selbst, nachdem ich die aufregende, reiz- 
volle Fahrt von ¾ Stunden über kleine Fälle, 
Strudel und Steine hinweg, zwischen grünen Inseln 
und Inselchen hindurch gemacht habe, daß ein Mensch, 
der nicht hier groß geworden ist, in diesem Wasser- 
labyrinth scheitern muß. Uns brachten zwei Insel- 
bewohner in sausender Fahrt stromab in ruhiges 
Wasser. Der Sanaga ist hier in diesem Insel- 
system wohl 4 bis 5 km breit. Die Gewandtheit 
und Kraft, mit der namentlich der vonnstehende 
Mann die Klippen meidend allzustarke Stöße mit 
seiner Leitstange abfing, war erstaunlich. Dann 
kam eine Stunde ruhiges Wasser und zum Schluß 
ein Wasserfall von ungefähr 20 m über den ganzen 
Strom, der nicht sonderlich wirkt, weil er sich auf 
viele kleine Fälle verteilt, die sich tellweise über- 
haupt nur als Schnellen präsentieren. Hier hatten 
 
	        
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