und in den Ginbetrieben Agyptens werden allmählich
sämtliche Ginstationen in der Kolonie mit Walzen-
gins eingerichtet. Zur Aufstellung und ständigen
Kontrolle dieser Walzengins ist ein ägyptischer
Walzengintechniker dem Kommissariat beigegeben;
außerdem wird eine Werkstätte in Daressalam
errichtet, um die Reparaturen in sachgemäßer Weise
vornehmen zu können.
Zur Förderung des Baumwoll marktes
in der Kolonie hat das Komitee einen elgenen
Baumwollklassierer aus Agypten verpflichtet, der die
Produzenten und die aufkaufenden Firmen in der
Bewertung und richtigen Klassierung der Baum-
wolle unterweist, die Aufkaufsmärkte fortgesetzt
bereist und in den Hauptplätzen Standardmuster-
lager einrichtet. Außerdem hat das Komitee sich
entschlossen, eine Lintergin nach Ostafrika hinauszu-
senden, die in Tanga oder Daressalam zur Auf-
stellung gelangen wird. Im Kommissariat des
Komitees in Daressalam wird zur Zeit eine
ständige Ausstellung der Standardmuster aus den
verschiedenen Baumwolldistrikten geschaffen; in dieser
Ausstellung sollen die in den einzelnen Baumwoll-
distrilten gesammelten Erfahrungen vereinigt und
den Interessenten zugängig gemacht werden.
Zur wirtschaftlichen Erkundung des Inneren
der Kolonie unter Berücksichtigung einer Ausbreitung
des Baumwollbaues hat das Komitee die Er-
kundung einer ostafrikanischen Südbahn (Kilwa —
Wiedhafen) durch Paul Fuchs und John Booth
von April 1904 bis April 1905 außsgeführt;
der Generalbericht ist Ende Juli veröffentlicht
worden. Die technische Trassierung dieser Linie
ist eingeleltet. Die Erkundung der Interessen=
gebiete der vom Reichstog bewilligten und im Bau
begriffenen Daressalam—Mrogoro-Eisenbahn wurde
in den Monaten Februar—April durch den Baum-
wollinspektor F. R. Holzmann vorgenommen; das
Ergebnis ist im Frühjahrsbericht 1905 mitgeteilt.
Im Norden bereitet das Komitee eine wirtschaft-
liche Erkundung nach den Gebieten am Kilimandjaro
und Victoriasee vor, welche die Feststellung des
wirtschaftlichen Wertes dieser Länder und ihrer
Aussichten bezüglich der Baumwollkultur bezweckt.
Aus Kamerun, und zwar aus dem Bamum-
Gebiet ist im Juli d. Is. die erste wöfere. Probe
von Eingeborenenbaumwolle (22 Ballen) ein-
getroffen. Sie wurde, wie folgt, begutachtet:
1. Von der Vereinigung Sächsicher Spinnerel=
besitzer, Chemnitz, am 22. Juli
„Wir haben die Baumwolle geprüft und
lauben, daß sie in ihrer Elgenart, besonders wenn
die noch stark enthaltenen toten Flocken mehr aus-
geschieden sein werden, ein an sich wertvolles Spinn-
material für gewisse Spezialitäten abgeben wird.
Sie dürfte sich ihrer Farbe unb des krausen,
harten, wollähnlichen Stapels wegen sehr gut zu
Strickgarnen und für Trikotagen eignen. Der Wert
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der hünensitienmall dürfte heute etwa 50 Pf.
für ½ ka sein.
2. e Kaa Leipziger Baumwollspinnerei, Leipzig-
Lindenau, am 24. August:
„Wir haben die uns zugesandte Kamerun-
baumwolle untersucht und gefunden, daß dieselbe
mit der Hand entkernt ist, einen sehr rauhen,
unregelmäßigen Stapel aufweist, gelbliche Farbe
besitzt und stumpf ist. Wir vermuten, daß für
diese Anpflanzung ägyptische Saat verwendet wurde.
Als Ersab für ägyptische Baumwolle ist die neue
Flocke nicht verwendbar, doch kann dieselbe anstatt
low middl. amerikanisch in Verarbeitung ge-
nommen werden.“
Seitens des Komitees ist eine Bereisung des
Bamum= und Bali-Landes durch einen Baum-
wollexperten vorgesehen, um mit den dortigen
Häuptlingen Abmachungen zu treffen hinsichtlich
kostenfreier Lieferung von Saat, von Handgins
und Pressen für Trägerlasten zwecks Einleitung
elner rationellen Kultur und Erntebereitung; die
Exportfählgkelt der Bamum= und Bali-Baumwolle
ist abhängig von dem Bau einer Eisenbahn, welche
diese Gebiete mit der Küste verbindet.
Baumwollauestellung der British Cotton Growing
Agsockation in Manchester.
Vor elnigen Tagen ist in Manchester eine von
der British Cotton Growing Assockation veranstaltete
Ausstellung von innerhalb des britischen Reichs an-
gebauter Baumwolle eröffnet worden. Die Aus-
stellung umfaßt verschiedene Baumwollsorten aus
Westindien, Indien, Ostafrika und Westafrika. Wie
der Vlzepräsident der genannten Verelnigung, Mr.
J. A. Hutton, gelegentlich der Eröffnung ausführte,
seien in diesem Jahr bereits über 4000 Ballen
Baumwolle aus Westindien, über 3000 aus West-
afrika und über 500 Ballen aus Ostafrika ein-
gegangen im Gesamtwert von mehr als 100 000 K,
und es stehe zu hoffen, daß bis zum Ende des
Jahres der Gesamtwert der von den englischen
Kolonten nach der Heimat verschifften Baumwolle
200 000 K Übersteigen werde. Hutton bemerkte
ferner, daß die kürzlich in Lagos eröffnete Maschinen-
anlage zur Reinigung der Baumwolle, die „Marl-
borough Ginnery“, welche über 4000 K gekostet
habe, dle größte und modernste derartige Anlage in
der ganzen Welt und instande sei, jährlich
10 000 bis 20 000 Ballen zu verarbelten. Falls
die Vereinigung genügend Mittel habe, die Industrie
weiter zu entwickeln, so werde die Anlage in ein
oder zwei Jahren die Arbeit in jenem Distrikt schon
nicht mehr bewältigen können und es werde sich die
Errichtung einer weiteren großen Anlage als not-
wendig erweisen. Die Baumwollernte in Lagos,
welche 1903 250 Ballen betragen habe, sei 1904
auf 2000 Ballen gestiegen. In diesem Jahr selen