Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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richtes an der Sternwarte in Göttingen für Offizlere 
und Kolonlalbeamte, die als Grenzkommissare oder 
als Spezialisten für genaue Ortsbestimmungen im 
deutschen Kolonialdienst sich zu betätigen wünschen, 
hat für diese Neuauflage der Anleitung die Neu- 
bearbeitung des Kapitels der astronomischen Orts- 
bestimmung auf Reisen übernommen. Da der Ver- 
fosser über elne reiche praktische Erfahrung und auf 
eine langjährige erfolgreiche Lehrtätlgkeit auf diesem 
Gebiet zurückblicken kann, darf seine Schrift jedem, 
der sich mit diesen Dingen befassen will, wärmstens 
empfohlen werden. Sie soll und will wohlver= 
standen die praktische Einübung unter der Anleltung 
eines Fachmannes nicht ersetzen. Denn es gibt fast 
kein Gebiet menschlichen Wissens, auf dem eine solche 
fachmännische praktische Anleitung mehr erforderlich 
wäre, als gerade auf dem Felde der astronomischen 
Ortsbestimmungen, auf dem durch bloßes Bücher- 
studium ein voller Erfolg für die meisten nicht zu 
erreichen ist. Die Ambronnsche Anleitung bezweckt 
eine leicht faßliche Einführung in diese Materie zu 
geben, ohne sich in die Ableltung der Formeln der 
sphärtschen Trigonometrie einzulassen und so wird 
ie auch dem Reisenden auf dem Felde seine Wirk- 
amkeit, wenn er vorher eine genügende praktische 
Ausbildung an einer Sternwarte genossen hat, eine 
willkommene Stüte zur Ausfüllung etwaiger Lücken 
seines Wissens oder zur Auffrischung seines Ge- 
dächtnisses bieten. 
  
Conrad Rust: Krieg und Frieden im Herero- 
lande. Aufzelchnungen aus dem Krlegsjahre 1904. 
Herausgegeben von Dr. E. Th. Förster in Berlin- 
Groß-Lichterfelde. Kommisssonsverlag bei L. A. Kitt- 
ler-Leipzig. Preis geb. 10 Mark. 
Selbst Farmer in Deutsch-Südwestafrika, hat 
Conrad Rust uns in vorliegendem Buche sehr inter- 
essante und anschauliche Bilder aus dem ersten 
Aufstandsjahr geliefert. Das Buch ist fast unmittel- 
bar nach Ausbruch des Aufstandes handschriftlich 
begonnen worden, und wurden in seinem ersten Teil 
(Seite 1 bis 146) der Ausbruch des Ausfstandes, 
im zweiten Teil (Seite 147 bis 421) die mili- 
tärischen Operationen geschildert und im dritten 
(letzten) Teil (Seite 423 bis 552) politische und 
wirtschaftliche Fragen berührt. 
Da Verfasser stets bestrebt gewesen ist, seiner 
Schilderung der Ereignisse möglichst nur authen- 
tisches Materlal zugrunde zu legen, so dürfte das 
vorliegende Buch in dieser Hinsicht auch sür eine 
künftige Geschichte des Hereroaufstandes seinen Wert 
behalten. 
  
Ronald Roß: Untersuchungen über Malaria. 
lbersetzt von Dr. Schilling. Jena. Gustav 
Fischer. 1905. Prels 3 Mk. 
Die für den Nobelpreis für Medizin vorgelegte 
Abhandlung enthält hauptsächlich eine Beschreibung 
der eigenen Untersuchungen des Verfassers über die 
  
Beziehungen zwischen Malariaparasiten und Stech- 
mücken. Dadurch bekommt das Buch eine frische 
persönliche Note, welche es vortellhaft vom trockenen 
Ton spröder Gelehrsamkeit unterscheidet. Man lernt 
einen vorzüglichen Charakter kennen und gewinnt 
einen Einblick in die geistige Werkstätte des Forschers; 
man sieht, wie er seine Ideen konzipiert, wie er in 
kritischer Selbstprüfung Irrtümer überwindet und 
wie er trotz aller Mißerfolge dem klar erkannten 
Ziele jahrelang mit zähem, angelsächsischem Fleiße 
nachstrebt, bis er es ganz erreicht hat. Seine Lei- 
stungen erscheinen um so bewunderswürdiger, als er 
— wie er wiederholt betont — bei seinen vor- 
gesetzten englisch-indischen Behörden fast gar keine 
Unterstützung gefunden hat. 
Die Übersetzung liest sich sehr angenehm, fach- 
wissenschaftliche Ausdrücke werden in einem Ver- 
zeichnis am Schluß erllärt; störend ist nur, daß 
Seite 62 und 63 vertauscht sind. 
Arzte, auch wenn ihnen das Thema fern liegt, 
werden ihre Freude an der Lektüre eines Buches 
haben, das die geistige Entwicklung eines tapferen 
Kollegen zur Berühmheit psychologisch entwickelt. 
In Kolonialkreisen aber ist das Werk auch denjenigen 
Aichtärzten warm zu empfehlen, denen daran liegt, 
über die wichtige Lehre von der Ubertragung der 
Malarla durch Stechmücken eine zusammenfassende 
Darstellung aus der Feder des ersten Entdeckers 
dieser Tatsache kennen zu lernen. 
Das soeben erschienene Heft Nr. 11 des 
„Tropenpflanzer“, Organ des Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees, Berlin, Unter den Lunden 40. 
bringt an erster Stelle eine eingehende Würdigung 
des Kolonial-Kongresses 1905 von Dr. Soskin, 
in welcher darauf hingewiesen wird, daß der Kon- 
greß sich namentlich mit der Formullierung von 
Wünschen und Programmen für die zukünftige Ge- 
staltung des Wirtschaftslebens der Kolonien zu be- 
fassen hatte. Bedeutende greifbare Erfolge seien 
vorläufig noch nicht aufzuweisen, da die deutschen 
Kolonialbesitze noch im Stadium ihrer Entwicklung 
sind, wo noch viele Vorarbeuen zu erledigen seien. 
Der Kongreß habe sich zur Aufgabe stellen müssen, 
die Natur dieser Vorarbeiten kennen zu lernen 
und Mittel zu ihrer Durchführung vorzuschlagen. 
Dr. Soskin bespricht ausführlich die Arbeiten der Sek- 
tion V, die sich mit den wirtschaftlichen Verhältnissen 
der Kolonien und überseeischen Interessengebiete 
befaßte. 
In einem weiteren Aussatz über die Kautschuk- 
misteln lefert Prof. Warburg eine ausführliche 
Schilderung der neuen in Venezuela entdeckten 
kautschukliefernden Mistel. 
Stabsarzt Dr. Diesing macht kurze Mit- 
teilungen über einen Immunisierungsversuch 
der Rinder in Kamerun, der einen relativen 
Erfolg aufweist. 
In den ständigen Rubriken werden die Berichte
	        
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