Südafrika ist aber das Kapland, namentlich die
Karroo, hauptsächlich nicht mit Gras, sondern mit
den sogenannten Karroobüschen bedeckt, Futterpflanzen,
die sich für die Rindviehzucht weniger eignen, um-
somehr aber für Kleinvieh. Erst gegen den Westen
und Nordwesten, in den Distrikten von Frazerburg,
Calvinia, Kenhardt und Upington, geht das Busch-
feld allmählich ins Grasfeld über; anfangs noch mit
starkem Überwiegen der Futterbüsche. Jenseits des
Orange Flusses, in Britisch-Betschuanaland und Gri-
qualand West, herrscht reines Grasfeld, stellenweise
unter starkem Uberwiegen der hohen, schnell hart
und holzig werdenden sogenannten Sauergräser.
Dementsprechend ist die Rindviehzucht nur in diesen
letzteren, westlichen und nordwestlichen, Gebieten der
Kapkolonie relativ entwickelt, abgesehen natürlich von
dem regenreichen Osten und der Südküste, wo die
Farmer in der Lage sind, ihr Rindvieh großenteils
mit besonders hierfür angebautem Kraftfutter zu
unterhalten.
Bedingungen, die für die Rindvlehzucht, was
Weide anbetrifft, so günstig sind wie im ganzen
Hererolande und in ausgedehnten Strichen weiter
gegen Süden und Norden innerhalb unserer Kolonie,
kommen im ganzen englischen Südafrika überhaupt
nur in wenigen Gegenden vor. Das schließt aller-
dings nicht aus, daß infolge der älteren Kultur auch
in solchen Gebieten des Kaplandes, in denen die
Weide von Natur ungünstiger ist, als z. B. im
Hererolande, tatsächlich ein erstklassiges Vleh produziert
wird: Tiere, an deren Qualltät selbst unsere besten
sogenannten Afrikaner Rinder kaum heranreichen.
Wenden wir uns zunächst dem Kleinvieh zu.
Am wichtigsten auf diesem Gebiet ist für das Kap-
land die Schafzucht, wobei übrigens zu bemerken ist,
daß in den letzten Jahren viele Farmer wieder von der
Wollschafzucht zurückgekommen sind und statt dessen,
wie schon vor Jahrzehnten, vor Einführung der
Merinos, von neuem das alte sogenannte Afrikaner
Schaf als Schlachtvieh züchten. Die Ursachen dafür
sind verschiedener Art. Das Merinoschaf ist em-
pfindlicher gegen die sogenannte Brandzikte, weniger
beweglich im Falle eintretender Dürre und über-
haupt anspruchsvoller als das Afrikoner Schaf. Die
letzten dürren Jahre räumten daher im Kaplande
unter den Merinos besonders stark auf. Dazu kam
die den Buren besonders lästige und verhaßte Ver-
schärfung der englischen Gesetzgebung über das so-
genannte Dippen der Schafe, das bei den Merinos
für besonders notwendig gehalten wird, und schließlich
nicht zum mindesten die hohe Steigerung der Fleisch-
preise nach dem Burenkriege infolge der allgemeinen
Verminderung des Vilehbestandes und des wieder
schnell anwachsenden Bedarfs in den Minenstädten.
So muß also damit gerechnet werden, daß die Woll-
produktion des Kaplandes noch für eine Reihe von
Jahren zurückgehen wird: ein Wink, den wir für die
Beschlemigung und Unterstützung unseres Woll-
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farmbetriebes in Südwestafrika nicht außer acht
lassen sollten.
Welche Möglichkeiten eröffnet nun die Beobachtung
der Verhältnisse im Kapland zahlenmäßig für die
Schafzucht in unserer Kolonie?
Indem wir jene bereits bezeichneten Regen-
grenzen von 125 bis 500 mm jährlich festhalten,
sehen wir, daß sich innerhalb dieses Gebiets die
Dichtigkeit des Schafbestandes, der Abnahme der
jährlichen Regenmenge von Ost nach West ent-
sprechend, süblich des Orange-Flusses folgendermaßen
gestaltet:
Es haben, auf den Quadratkilometer berechnet,
die einzelnen Distrikte innerhalb jenes Regengeblets
folgende Mengen von Kleinvieh (Schafe und Ziegen):
Distrikte Schafe Ziegen
Hopetooo 23 5
Philippston 32 9
Britstonno 30 5
Victorla-West 32 4
Richmonddpd 31 6
Hannobeer 866 7
EELIEEEL 10
WMidbbelburg... . . 28 12
Beaufort-West 25 8
Murraysburg 28 28
Aberden 10 35
Graaf-Reinet 35 35
Jansenvillle. 6 46
Willowpmore 12 27
Prince-Albert. 135 9
Sutherland 17 3
Frazerbuurg 10 2
Carnarvovoo 11 2
rieska 16 4
enhardt .. . . 4 1
Calvinia . . . . 9 2
Van-Rhynsdorb. 6 4
Namaqualandnddd 2
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Durchschnittlich etwa 20, etwa 11
Bei dieser Berechnung sind diejenigen Distrikte,
namentlich im Süden der Kapkolonie, fortgelassen,
in denen auch, abgesehen von der Regenmenge, noch
andere Faktoren die Kleinviehzucht nicht zu dem
durchschnittlich maßgebenden Erwerbszweig der Be-
völkerung machen.
Das Ergebnis ist also, da auf einen Quadrat-
kilometer 100 ha gehen, daß für jedes Stück Klein-
vieh in den vorstehend aufgezählten Distrikten im
Durchschnitt etwa 8 ha Weidefläche zur Verfügung
steht. Rimmt man an, daß von Deutsch-Südafrika
das Land südlich vom 24. Breitengrade mit einem
Flächenraum von (ausschließlich der Namit)
250 000 qkm oder 25 Millionen Hektaren für die
Kleinviehzucht zunächst vorzugsweise in Berracht
kommt, so ergibt sich, daß allein innerhalb dieses
Gebiets, unter Voraussetzung derselben durchschnitt-
lichen Ernährungsverhältnisse wie in den oben auf-