Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

zeitig schrieb er an den bei Mbejela ftationierten 
Steuerposten, bestehend aus dem Aliden Sana bin 
Said nebst 8 Askari und einem Polizisten, und 
stellte ihnen anheim, wenn sie an der Treue des 
Häuptlings zweifelten, herüber zur Missionsstation 
zu kommen. Legtztere rückten auch wirklich gegen 
Abend an, Moejela aber leistete der Einladung 
leine Folge. Er hatte nur zum Schein die Reise 
nach Jakobi angetreten, um den Missionar sicher zu 
machen. Es galt nun, wachsam zu bleiben. Die 
Arbelter, die mit dem Zurichten von Bauholz für 
den Kirchbau in dem 2½ Stunden entfernten Walde 
beschäftigt waren, werden sofort zurückgerufen; auch 
die anderen Eingeborenen, auf deren Hilfe und Er- 
gebenheit befilmmt gerechnet werden konnte, werden 
sogut als möglich bewaffnet. Es waren im ganzen 
etwa 60 Männer. Am wertvollsten für die Ver- 
teidigung der Station waren natürlich die farbigen 
Beamten des Steuerpostens, aber die Askari waren 
sehr niedergeschlagen, weil sie nur wenig Munition 
hatten. Der Missionar konnte ihnen natürlich nur 
einige Gewehre und Patronen zur Verfügung stellen. 
Am 6. September schlichen sich zwei zuverlässige 
junge Leute bis dicht ans feindliche Lager, ja bis 
zwischen die Vorposten hinein, ohne gefaßt zu werden. 
Sie berichteten von einem großen feindlichen Heer, 
das drüben lagere. Infolgedessen wurde das Statlons- 
gehöft mit Palisaden umgeben. In den nchsten 
Tagen erfolgte noch nichts, nur wurden die von aus- 
wärts gebrochten Botschaften immer beunruhigender. 
Schon wollte Gröschel mit den Seinen sich auf das 
stärker besetzte und verschanzte Kidugala zurückziehen, 
als am 8. September der Missionar Hahn aus 
Lupembe ankam und außer einigen treuen Leuten 
auch etwas Munition mitbrachte. Nun ward be- 
schlossen, zu bleiben und es auf einen Überfall an- 
kommen zu lassen. Am 11. September ergab eine 
genaue Zählung, daß die Zahl der zuverlässigen 
Männer auf der Station 80 betrug, zu denen 
60 Frauen und Mädchen gehörten. Außerdem 
hielten noch viele Bewohner der anliegenden Dörfer 
zu den Mussionaren, z. B. jenseits des Flusses Haga- 
silo die einflußreichen Unterhäuptlinge Mwambango 
und Malvarala, diesselts der Mundzagila Mwanam- 
bale die wiederholt versicherten, daß sie des 
Missionars Freunde blelben wollten. Sie wünschten 
nur in ihren Dörfern zu schlafen, ließen jedoch, um 
mnen Zweifel an ihrer guten Gesinnung aufkommen 
zu lassen, ihre Söhne auf der Station. Alle Männer 
und die Knaben, sofern sie nur einen Speer tragen 
konnten, erhielten als Erkennungszeichen ein schmales 
and von rotem Kaliko am linken Arm. 
Am 15. September kamen die von Mbejela und 
Mpanglle geführten Ausständischen ganz nahe. Greschel 
ging ihnen mit einigen Männern entgegen, um mit 
nen zu verhandeln. Er ließ den Häuptlmugen 
burch seinen Sprecher sagen, er sei sehr betrübt über 
as Böse, was sie berelts begangen hätten. Er 
wisse wohl, daß sie von Zauberern und Lügnern 
  
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betrogen seien, aber ihre Zauberei und geheimnis- 
volle Medizin würden ihnen gar nichts nützen. 
Mpangile wisse, daß er kein Kriegsmann, sondern 
ein Missionar sei; er werde also nicht ausziehen, 
gegen ihn zu kämpfen. Aber wenn der Häuptling 
die Station überfiele, so würden die Missionare sie 
verteidigen; er würde da erfahren, daß aus ihren 
Gewehren sehr scharfe tödliche Geschosse kämen und 
nicht nur Wasser. Es seien auch schon viele Kriegs- 
leute, Welße und Askari, nach hier unterwegs. Er, 
der Höäuptling, täte jetzt am besten, nicht noch mehr 
Böses zu seinen Schandtaten hinzuzufügen, sondern 
sich stlll zu verhalten. Wenn der Bwanamkubwa 
käme, so würde er und Mobejela sich nicht durch 
Flucht retten können. Er riete ihm, sich dann frei- 
willig zu stellen, sonst würden alle Dörfer in seinem 
Lande verbrannt und alle Menschen erschossen werden. 
Seine Sache sei so groß, daß sie nur der Bwanam- 
kubwa richten könne. 
Die gutgemelnte Warnung blieb fruchtlos. 
Wenige Tage später fand der Angriff statt. In 
den Vormittagsstunden des 19. September rückten 
große Scharen, sie werden auf 1000 bis 1500 
Männer geschätzt, unter Anführung von Mbejelas 
Söhnen Mvpangile, Mupangamahute und Ngoßin- 
gossi heran. Als sie vor der um das Missions- 
gehöft gezogenen Palisade standen, fragte Missionar 
Gröschel, was sie wollten. „Ergib dich!“ hieß es. 
Er antwortete: „Wir sollen uns eurer Medizin er- 
geben? Macht, daß ihr fortkommt, oder wir 
schießen.“ „Ergib dich! Ergib dich!“ hieß es weiter 
von Feindesselte. Dazwischen sangen sie ihr Zauber- 
lied: „Bomo bomo, Sahide!“ Plöglich versuchten sie, 
über die Palisade zu stelgen; da ließ Gröschel das 
Feuer eröffnen. Die Wirkung auf die nahen Scharen 
war furchtbar und die Verblüffung auf Seite des 
Feindes groß. Die Medizin, die sie genommen 
hatten, sollte sie gegen die Gewehrschüsse schützen, 
und nun kam doch kein Wasser aus dem Lauf, 
sondern scharfes Geschoß! Alles floh verwirrt. Doch 
es war noch nicht aus; noch zwelmal stürmte der 
Feind an, wurde aber auch diese beiden Male ab- 
geschlagen. Die Gefahr wurde dadurch erhöht, daß 
die Gegner auch mit Gewehren (Vorderladern) 
schossen. Sie zielten freilich schlecht; daher flogen 
die Kugeln in die Dachziegel, hinter denen die Frauen 
und Kinder geborgen waren, und gegen die Wand 
des Hauses; Gröschels kleine Schar aber stand auf 
der Veranda. Es war nötig, diejenigen fortzuschießen, 
welche die Gewehre trugen. So ist es gekommen, 
daß die Vorstehenden fielen oder verwundet wurden, 
denn nur die Angeisehenen haben Gewehre. Es 
sielen oder wurden verwundel sechs Söhne Mbejelas, 
darunter die Anführer, ausgenommen Ngossingossi. 
Auf seiten der Missionare floß nicht ein Tropfen 
Blut, dagegen wurde das der Mission gehörige Vieh 
mit Ausnahme der Schafe und Ziegen geraubt, auch 
die Eingeborenen der Station verloren 31 Stück 
Rindvieh und etwa 75 Stück Kleinvieh. Der
	        
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