Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Superintendent Schumann kam mit selnen Männern 
erst an, als der Angriff glũcklich abgeschlagen war. 
Da mit Bestimmtheit auf eine Rückkehr der Feinde 
zu rechnen war, die Besestigung von Jakobi aber 
und die Munition nicht ausrelchend erschien, wurde 
die gemeinsame Rückkehr nach Lupembe beschlossen. 
Schnell wurden die wertvollsten Sachen gepackt oder 
vergraben, dann bewegte sich der lange Zug von 
Europäern und Eingeborenen hinüber zur andern 
Missionsstation. Er war zwar unterwegs von den 
Feinden ein wenig beunruhigt, kam aber doch glück- 
lich ans Ziel. Am 6. Oktober erschien Hauptmann 
Nigmann mit etwa 60 Askari und einem Maschinen- 
gewehr; das diente sehr zur Beruhigung der Stations- 
bewohner. 
Die Missionsgesellschaft fügt dlesen Mitteilungen 
folgendes hinzu: „Seit diese Berichte der Brüder 
Schumann und Gröschel geschrieben sind, hat sich die 
Lage in unserer Hehesynode wieder geändert, und 
leider nicht zum Besseren. Die Nachricht der vorigen 
Nummer über die Unterwerfung Mbejelas und seiner 
Söhne müssen wir widerrufen. Zwar wurden die 
Aufständischen, wie wir meldeten, von der heran- 
rückenden Schutztruppe geschlagen, und ein nicht un- 
beträchtlicher Tell von ihnen unterwarf sich. Bei 
der Annahme derselben konnten unsere Missionare 
freundliche Dienste leisten. Mbejela aber und Ngossin= 
gosst flohen mit ihren Anhängern und zerstreuten 
sich in Büsche und Berge. Als die Schuztztruppe 
dann nach Songea abgezogen war, sammelien sie 
sich, drangen durch Wapomahaufen verstärkt wieder 
vor und zerstörten am 18. November die verlassene 
Station Jakobt gänzlich. Im Dezember wagten sie 
es sogar, einen Einfall in das Gebiet von Lupembe 
zu machen. Darauf eilte der Bezirksamtmann von 
Langenburg, Oberleutnant Albinus, herbei und sicherte 
das bedrohte Gebiet durch Besatzungen, welche er 
noch Kidugala und Rdjombe, den Regierungsposten 
im Benalande, legte. Nach diesen schmerzlichen 
Nachrichten müssen wir leider damit rechnen, daß 
noch geraume Zeit vergehen wird, ehe die Ruhe 
in unserm Missionsgebiet gänzlich wieder herge- 
stellt ist“. 
die Entwicklung der Mission 
in Süd-Zanzibar. 
Hilerüber lesen wir im Januar= und Februar- 
heft von „Gott will es“, dem Organ des Afrika- 
vereins deutscher Katholiken: · 
Die ölteste unserer Statlonen ist Dares salam, 
zugleich der Sitz unseres hochwürdigsten Herrn 
Büchofs. Es besteht daselbst ein Männerkloster mit 
2 Patres und 8 Brüdern und eine Niederlassung 
der St. Benediktus-Missionsschwestern, die gegen- 
wärtig 10 Schwestern zählt. Letztere leiten ein 
Mädcheninternat von 75 Zöglingen und ein Kranken- 
haus für die Zöglinge und übrigen Neger, in dem 
sich durchschnittlich immer 40 Kranke befinden. Außer- 
Bericht über 
146 
  
dem wurden im letzten Jahre noch etwa. 7000 andere 
Kranke behandelt, die meist mit Geschwüren behaftet 
waren, sicherlich eine gewaltige Arbeit für die ver- 
hältnismäßig geringe Anzahl von Schwestern. 
Die schwarzen Mädchen des Internates wurden 
außer dem eigentlichen Schulunterricht auch in den 
verschiedenen welblichen Arbeiten unterwiesen, wie 
Mattenflechten, Nähen, Kochen usw. · 
Was die seelsorgliche Tätigkeit der Missionare 
betrifft, so bezieht sie sich auf die etwa 220 katho- 
lischen Neger, ferner auf die 130 Goanesen (Indier) 
und etwa 60 europäische Katholiken. Außerdem 
hoben die Patres die Oberleltung der im weuteren 
Umkreis von Daressalam errichteten Außenschulen, 
zu denen im verflossenen Jahre noch einige hinzu- 
komen, wie jene zu Pugu, wo die von unseren ersten 
Müsionaren in den achtziger Jahren ousgestreute 
Glaubenssaat doch noch nicht gänzlich erstickt war. 
Hochw. P. Ambrosius hat daselbst an der Stelle, 
wo das alte Kloster stand, das von den Arabern 
niedergebrannt wurde, eine kleine, schöne Kapelle 
gebaut. 
In Daressalam selbst wurde an der inneren Ein- 
richtung der St. Josephskirche weiter gearbeitet und 
ein neues geräumiges Männerkloster gebaut, nach- 
dem schon längst elne dringende Notwendigkeit vor- 
honden war. . 
Im Nachbarkloster Kurasini ging alles in ge- 
wohnter Weise seinen Gang. Das Missionspersonal 
besteht zur Zelt aus zwei Patres und zwei Brüdern. 
Einer der Patres hat die Leitung der etwa 110 In- 
stitutsknaben und der daselbst bestehenden Katecheten- 
schule zur Heranblldung schwarzer Lehrer, während 
der andere die Pastoration der beiden etwa 300 
Köpfe zählenden Christendörschen St. Maurus und 
St. Plazidus besorgt und außerdem den in etwa 
100 kleineren Dörschen zerstreut. wohnenden Kate- 
chumenen regelmäßigen Unterricht ertellt. 
Herrlich hat sich in den beiden letzten Jahren 
die Station Nyanggo entwickelt. Das Missions-= 
personal besteht hier aus 1 Pater, 2 Brüdern und 
4 Schwestern, denen es nicht an Arbeit gebricht, zu- 
mal größere bauliche Arbeiten hinzukamen, die der 
Missionar wenigstens leiten und überwachen muß. 
Das neue luftige Wohnhaus der Missionare 
konnte bereits im Jahre 1904, bezogen werden, 
während das alte zu einer Knabenschule umgebaut 
wurde; desgleichen wurden das Kinderhaus, die Kate- 
chetenschule und die Werkstätten teils renoviert, teils 
umgebaut. Von dem neuen Viehhof wurde ein Trakt 
vollendet. Ferner wurden um die Station herum 
etwa 40 Hektar Land urtar gemacht und mit Baum- 
wolle, Gummibäumen und anderen Nutzhölzern be- 
Pflanzt, doch dürften noch 4 bis 5 Jahre vergehen, 
ehe die ganze Pflanzung ertragsfählg wird. - 
Die größte unserer Stationen, was die Seelen- 
zahl anbetrifft, ist Lukuledi. Sie zählt bereits 
über 1200 wohlunterrichtete Christen, während die 
laufende Nummer des Taufbuches jetzt bereits die
	        
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