Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Bevöckerung ihr Spiegelbild vor und stellte, da alle 
ahnungen in Güte nichts genutzt haben, die 
strengsten Maßregeln in Aussicht. Zwel Zauberer, 
le gegen die Verwaltung agitiert hatten, wurden 
mit Gefängnisstrafen belegt, der Häuptling der Insel 
Ullu, der berüchtigste Lieferant von Welbern für 
ie Klubs, auf desfen Insel sich kaum eine Frau 
befinden soll, die er nicht bereits der Prostitution 
dugeführt hatte, wurde abgesetzt. In einer Straf- 
ache wegen Mordes wurden die drei Mörder zum 
Tode verurteilt, zwel von ihnen, die zweifellos nur 
unter dem Einfluß des dritten, eines Zauberers, 
as Verbrechen begangen hatten, glaubte ich be- 
gnadigen zu sollen, dagegen ließ ich den dritten 
öffentlich erschießßen. Die Verhandlung hatte er- 
wiesen, daß Morde durchaus nicht zu den Selten- 
heiten gehören und daß bei einem niedrigen Manne 
schon der Besitz eines wertvollen Geldftückes genügte, 
um sein Leben zu gefährden, wie denn überhaupt 
der gewöhnliche Palauer von dem höher stehenden 
rücksichtslos ausgebeutet wird. Das ist natürlich 
auch ein Grund, der die Entwicklung des Landes 
beeinträchtigt, denn der Schutzlose wird nur das 
auen, was er für sich gerade nötig hat. 
Zwei Umstände kommen der Regierungsstation 
zugute. Einmal hat sie die Frauen zu Freunden 
dus Dank für die Abschaffung der Prostitution und 
ann sühlen sich die Oberhäuptlinge sicher, die in 
früheren Zeiten der Landessitte gemäß umgebracht 
wurden, wenn sie zu lange lebten, meist auf Be- 
heben des in der Würde folgenden Bruders, denn 
de Brüder konnten die Zeit nicht erwarten, sich in 
en Besitz des Häuptlingsvermögens zu setzen. Leider 
#aben die Häuptlinge auch kaum ein anderes In- 
eresse, als den des Gelderwerbs, sie sind meist alt, 
umpf und energielos. 
Als Grundstück für die Kalserliche Station habe 
6 den Südwestzipfel der Insel Korror erworben. 
9nd— liegt dort in der Mitte der ganzen Gruppe in 
herrschender Stellung, dicht bel dem Hafen, ein 
u ommen mit dem Boot ist bei jedem Wasser 
— das Terrain ist eben und gibt sehr reich- 
* Platz, auch die Kriegsmarine kann dort Land- 
rzitien in größerem Umfange vornehmen. 
Poli m 16. November schiffte ich mich mit zwei 
bolkeioldaten wieder ein und segelte nach dem 
Wet Oleei, das ich nach anfangs recht stürmischem 
er am 26. erreichte. 
Ratteur Kokosbestand auf Oleel war normal, die 
Terttlplage selt den vor zwei Jahren getroffenen 
ziehun ungsmaßregeln vermindert. Seit der Ein- 
oachin des Polizeisoldaten-Postens, der die Be- 
ar us dieser Maßregel zu Überwachen hatte, 
wieder Ir nichts wieder geschehen, und man hatte 
trinken. "Lonnen, den verderblichen Sauertoddy zu 
ein Ein dem Zustand völliger Trunkenheit hatte 
“ 65 arne einen Händler erst mit einem langen 
Täter w odann mit einem Speer bedroht. Der 
urde mit nach Jap genommen und später 
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dort abgeurteilt. Nach einem Gerücht sollte vor 
drei Jahren ein australischer, auf Oleel für eine 
Japfirma tätiger Händler, obschon alt und gebrechlich, 
keines natürlichen Todes gestorben sein. Ich stellte 
deshalb eine umfangreiche Untersuchung an Ort und 
Stelle an, die auch schwerwiegendes Material zu- 
tage förderte. Danach ist der Händler von einem 
Sonsol-Eingeborenen im Bett durch Hammerschläge 
betäubt und dann erwürgt worden. Beistand hat 
des Händlers Wirtschafterin, eine Landsmännin des 
Mörders, geleistet. Weltere Zeugen sollten sich auf 
den Inseln Lamutrik und Satuwal befinden. Die 
zur Hauptverhandlung nötigen Zeugen mußten sich 
einschisfen. Das Mörderpaar befindet sich z. Z. auf 
den Palau. s. 
In einer Volksversammlung brachte ich alles 
Nötige zur Sprache und teilte mit, daß von neuem 
ein Polizist mit weitgehenden Befugnissen zurück- 
gelassen würde. Wegen Unterlassung des Baum- 
schutes gegen Ratten und wegen Genusses des 
Sauertoddys wurden Naturalstrafen verhängt= 
Am 28. November wurde der Kurs nach der 
Insel Lamutrik genommen und drei Tage später 
dort geankert. Auch hier hatte ich Gelegenheit zu 
sehen, daß früher getroffene Anordnungen zum Schutz 
der Palmen und das Verbot des Sauertoddy- 
Trinkens verschiedentlich unbeachtet geblieben waren; 
es ist freilich eine betrübende Erscheinung, daß der 
weiße Händler den Eingeborenen, was das Trinken 
anbetrifst, mit einem sehr. schlechten Beispiel voran- 
geht. Bei einem Gang durch die Insel wurden an 
vier Palmen Schildläuse entdeckt, die Bäume wurden 
gesäubert und der Häuptling in Zukunft dafür ver- 
antwortlich gemacht, daß die befallenen Blätter 
verbrannt werden. 
Lamutrik wurde am 8. Dezember vormittags 
verlassen. Gegen Mittag wurden zwei große Ringe 
um die Sonne beobachtet, eine seltene Erschelnung. 
Das Barometer fiel, das erwartete schwere Wetter 
blieb aber aus. Dafür wurden wir in der Nacht 
30 Seemellen südlich versetzt, so daß wir erst am 
5. Dezember Satuwal erreichten. Dieser Insel hatte 
ich bisher keinen Besuch machen können. Sie ist 
etwas höher als die üblichen Atoll-Inseln, von einem 
Riff umgeben, das stell abfällt, und ohne Ankerploatz. 
Die gutmütige Eingeborenen-Bevölkerung besteht aus 
81 Männern, 69 Frauen, 37 Knaben und 37 Mäd- 
chen und spricht sowohl die Sprache der Bewohner 
von Lamutrik und Oleei wie auch die der benach- 
barten Ostkaroliner, die sie unter sich anwendet. 
Auf Satuwal ist der Übergang zwischen West= und 
Ostkarolinen auch deutlich an einzelnen Gebrauchs- 
gegenständen, wie dem Gelbwurzpulvper und den für 
Truk charakteristischen togaähnlichen Überwürfen oder 
Burnussen, zu bemerken. Satuwal ist eine lleine 
hübsche Insel, die etwa 35 000 kg Kopra liefert, 
mit gesunden Palmen und verschiedenen Arten Brot- 
fruchtbäumen, Pandanus, Taro, Cystosperma und 
ähnlichen auf Korallenboden gedeihenden Pflanzen
	        
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