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Ihre Stämme sind voll von Narben, Abschürfungen
und Brandwunden. Am schlimmsten ergeht es den
Brotfrucht= und Mandelbäumen zur Reifezeit ihrer
Früchte. Mit Messern und Beilen bewaffnet steigen
die Leute auf die Bäume und schlagen die Zweige
und kleineren Aste ab; ja es ist sogor nichts Sel-
tenes, daß der Eingeborene, um sich die Mühe des
Kletterns zu sparen, den ganzen Baum fällt. Auf
diese Weise erhält er die Früchte fast ohne Mühe
und Gefahr. Die ihrer Zweige beraubten Bäume
brauchen natürlich mehrere Jahre, bis sie sich wieder
erholt haben und zu Asten gekommen sind.
Die Kokospalme ist eigentlich nicht heimisch in
Baining, sie stammt von der Küste, wie schon ihr
Name im Bainingischen „lamesacha“, von „lama“ in
der Küstensprache herrührend, andeutet. Am ver-
breitetsten ist sie in Nord= und West-Baining, doch
ist der Kokosbestand im Vergleich zu dem an der
Küste ein ganz unbedeutender. t4g und Süd-
Baining entbehrt derselben vollständig, ausgenommen
einige Orte, wie Mandaren, im Gebiete des Karawat.
Jetzt, wo sich infolge der relativ größeren Sicherheit
ein starker Verkehr zwischen dem Nordstamm der
Gazelle und dem Baininger zu entwickeln beginnt,
dringt dieser wertvolle Baum immer mehr land-
einwärts. Im Quellgebiet des Patongo erzählten
die Leute auf meln Befragen, warum sie keine Kokos
hätten, daß diese bei ihnen keine Früchte mehr zel-
tigten. Doch kann ich dieser Behauptung keinen
Glauben belmessen; denn das Fehlen der Seebrise,
die man gewöhnlich als unumgänglich notwendig
zum Gedeihen der Kokospalme angibt, halte ich nicht
als genügenden Grund für das Nichtvorhandensein
derselben. Es kommen ja auch Ortlichkeiten in
Baining vor, wie z. B. die bereits erwähnte Gegend
am Oberlauf des Karawat, wo sie vortrefflich fort-
kommt, und wo doch von einer Einwirkung der
Seebrise schlechterdings nicht die Rede sein kann.
Der Eingeborne hatte, da die Kokos nicht in seinem
Gebiet vorkam und ihre Nüsse auch keinen Bestand-
teil seiner alltäglichen Nahrung bildeten, wenig Grund,
sich dieselbe zu verschaffen oder anzupflanzen. Sie
war ihm und ist ihm auch jetzt noch im größten
Teil von Baining eine entbehrliche Delikatesse. Die
Kultur der Palme würde ihm allerdings zwar nur
wenig Mühe verursachen, allein er ist zu faul und
gleichgültig und übrigens kann er sich, wenn sein
Herz nach Nüssen lüstern ist, genug bei den Küsten-
bewohnern um Taros erstehen. Dieselbe Bewandtnis
hat es mit den Mandel-, Brotfrucht= und Areka-
bäumen. Man begegnet diesen Baumarten nur in
Nord= und West-Balning; in Ost-Baining, wo sie
als große Seltenheit gelten, habe ich sie nur ganz
vereinzelt angetroffen.
Die elngeführten Fruchtbäume, wie Mango,
Carica Papaya, Paradies= und Sauer-Apfel bürgern
sich nur sehr schwer ein. Der Eingeborne ißt hin
und wieder elne solche Frucht, lobt sie, aber an-
pflanzen wird er sie nicht. Er ist zu träge und
begnügt sich mit dem, was die Scholle selt seiner
Väter Zeiten hervorbringt. Baumfrüchte bilden
überhaupt nur einen ganz nebensächlichen Bestand-
teil seiner Nahrung.
Die weilaus wichtigste Nutzpflanze für den Bal-
ninger ist die Taro; sie versteht er vortrefflich an-
zubauen. Wer Gelegenheit hat, den Eingebornen bel
dieser Arbelt zu beobachten, wird gestehen müssen,
daß er Geschick zur Tarokultur hat und weder Mühe
noch Arbeit scheut, um reiche Ernten zu erzielen.
Der fette Boden Bainings ist überdies der besie,
den man sich für diese Knollenart wünschen kann.
Die Banane nimmt die zweite Stelle unter den
Nährpflanzen ein. Bams und Süßkartofseln werden
hie und da bloß der Seltenheit wegen zwischen den
Taros gezogen, aber nicht gegessen, da sie auf dem
fetten, feuchten Boden zwar üppig gedeihen, aber
einen wässerigen Geschmack erhalten sollen. Sehr
viel hält der Baininger dagegen auf Gemüse, teils
eine eigene Gemüsepflanze, eine Art Kohl, teils auch
das Herz der Taro und Blätter verschledener
Straucharten.
Ausführlicher werde ich die Nutzpflanzen der
Baininger in dem Kapitel Feldarbeit und Tarokultur
beschreiben.
III.
Die Baininger Küste.
Die Westküste von Baining ist eine vielgestaltige
und landschaftlich großartige. Die Gebirge erscheinen,
da sie in geringer Entfernung vom Strande sich
aufbauen, täuschend hoch und erinnern deshalb um-
somehr an die Majestät der heimatlichen Bergmassen.
Die zahlreichen Risse und die vielen Sandbänke,
welche zerstreut in geringer und größerer Entfernung
die Küste umlagern, erschweren die Schiffahrt un-
gemein. Das Unglück des englischen Forschers Powell
sowle das Auflaufen des Dampfers „Isabell“ in
der Nähe des mit Risfen umgürteten Ellandes Urar
sind hier noch in frischer Erinnerung. An guten
Häfen ist die Küste arm, da die Buchten entweder
zu klein oder wegen ihrer offenen Lage den hier
herrschenden Winden zu sehr ausgesetzt sind. Größere
Dampfer bleiben daher auf ihren Fahrken immer in
respektvoller Entfernung von der gefährlichen Küste
Neu-Pommerns ab. Jetzt, nachdem die „Möwe“
diese Strecke vermessen hat, und die vollständige
Karte herausgegeben ist, wird das Befahren der-
selben mit weniger Schwierigkeiten und Gefahren
verbunden sein. Die größten Buchten, welche selbst
wieder zahlreiche Zugänge ins Land bilden und
kleinen Fahrzeugen Schutz und Ankergrund gewähren,
sind der eigentlich unrichtig benannte „Weberhafen“
— es müßte heißen „Weberbucht“ —, ferner die
Buchten von Loan und Lassul, Marangassik und ein
Teil der offenen Bucht. Die besten und sichersten
Hasenplätze sind im Weberhafen von Mandres, in
der Massawa-Bucht und der Powell-Hafen an der
Westküste. Das unmittelbare Ufergelände vom