Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Beberhafen an bis Pollwell-Hafen besteht größten- 
teils aus niedrigem, 2 Lande. # 
B „Nähert man sich vom Meere her der Westküste 
Uüntuings, so steht man nicht selten vor einem eigen- 
Umlichen Bilde, das zwar nicht zum schönsten ge- 
hört, was die Tropen bieten, ich meine den Man- 
grove-Sumpf und -Wald. Man unterscheidet zwei 
Arten von Mangrovebäumen, Rhizophora und Bru- 
gulera. Erstere zieht Salzwasser vor und besäumt 
in heckenartigen Büschen ost auf lange Strecken den 
einsamen Uferstand. Die niedrigen Büsche mit ihrem 
dunkelgrünen Laube lagern sich vor dem hinter ihnen 
aufsteigenden Hochwalde, wie elne Reihe Vorgebtrge 
vor der Hauptgebirgskette. Vom Stamme laufen 
eine Anzahl Wurzeln in allen Richtungen aus in 
den Boden oder direkt in die See. Auch von den 
knorrigen braunen Asten hängen eine Menge Wurzeln 
herunter, die sich im Sande gleichsam verankern. 
Aussallend ist, daß kein Schlinggewächs sich an die 
angroven heranwagt, um in das düstere Außere 
derselben durch seine helleren Töne etwas Ab- 
wechslung zu bringen. Nur einmal im Jahre, wenn 
dle Mangrovenbüsche mit gelblich weißen Blüten be- 
deckt sind, bieten sie dem Auge ein lieblicheres Bild. 
Die Brugutere, die nicht selten bis zu 20 m 
hoch wird, gedelht vorzugsweise in bracklgem Wasser. 
as Äußere derselben ift insofern von der Rhizophora 
verschieden, als sie wirkliche, schlanke Bäume bildet, 
eren Stämme bis zu 30 cm und noch darüber 
hinaus im Durchmesser haben können. Etwa 1 m 
über dem Boden sprossen von allen Seiten starke 
Wurzeln aus dem Stamme, die sich mit ihren höcker- 
artigen Auswüchsen und Ansätzen vlelfach durchein- 
ander schlingen und ein verworrenes, undurchdring- 
liches Wurzelgehege bilden, das dem Stamme Stütze 
und Festigkeit in dem weichen, schlammigen Boden 
gibt. Abgesehen von dem Wurzelgehege und dem 
hümpfigen Boden, gewährt so ein Mangrovenwald 
elnahe den Anblick eines lichten europäischen Waldes, 
t4. regelmäßig sind die Abstände zwischen von selbst 
guigeschoffenen Bäumen und so kahl und frei sind 
!d ßg Stämme derselben. Zieht sich während der Ebbe 
u1 aasser zurück, so wimmelt es am Boden von 
nzähligen großen Turmschnecken, welche die ab- 
kesallenen Blätter und Früchte der Mangroven ver- 
ken und den Boden rein halten, dann von riesigen 
rabben, die ihre Löcher in die Erde graben und 
ant ausgeworfene Erde wallartig fest um dieselben 
ber. ürmen, und von anderen Kruslen= und Schal- 
In'nt die sich im Schlamme ihres Lebens freuen. 
zur en Mangrove-Sümpfen und -Bächen, die nur 
das Zeit der Ebbe Abfluß in die See haben, lauert 
des Jhe Krokodil. Unbeweglich liegt es am Rande 
Van umpfes oder sonnt sich auf einem umgeworfenen 
8 lanin Es zeigt so wenig Leben, daß mancher 
buncchon für ein Stück Holz angeschaut hat. Doch 
lum hat es uns bemerkt, so wirft e sich kopfunter 
schmutzige Wasser und verschwindet im 
as 
sclammigen Pfuhl. Die Mangrovesümpfe sind eine 
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Brutstätte der Malarla. Wehe dem Reisenden, der 
gezwungen ist, in der Nähe derselben zu leben oder 
Nächte dort zuzubringen. Ein Heer von Moskitos 
umschwärmt ihn und unzählige Sandflöhe, so klein 
sie auch sind, zerstechen ihn unbarmherzig. Der 
Sandfloh ist gehaßter als die Moskito; letztere meldet 
sich wenigstens jedesmal, wenn sie kommt, mit ihrer 
Fistelstimme an, während der lleine, kaum sichtbare 
Sandfloh verräterisch daherkommt und seine An- 
wesenheit selbst dann noch kaum bemerkt wird, wenn 
er schon mit Blut getränkt wieder ungesehen davon- 
eilt. Mancher hat tage-, ja wochenlang an den 
schmerzlichen Beulen infolge ihrer Stiche zu lelden. 
Einen eigenen Reiz gewähren der Baininger 
Küste die zahlreichen Ellande, die sich wie ein Kranz 
in geringer Entsernung von der Küste aus dem 
azurblauen Ozean austauchend, aneinanderreihen. 
Es sind meistens kleine, schwer zugängliche, von 
Klippen und Korallenbänken umgürtete Felsen, ab- 
gesprengte Glieder der Mutterinsel, oder auch bloß 
gehobene Korallenbänke, auf denen sich mit der Zeit 
Sand angesammelt und eine Humusschicht gebildet 
hat und nun Wäldchen von Bäumen und Sträuchern 
üppig gedeihen. Eingefaßt in einem breiten Gürtel 
von blendendweißem Muschelkles nehmen sich dlese 
Eiländchen aus wie allerliebste schwimmende Boskette, 
deren Bild sich im ruhigen Wasser widerspiegelt. 
Einige dieser Inseln bestehen nur aus einem Felsen, 
der nach allen Seiten steil abfällt; andern ist auf 
elner Seite, und zwar meistens auf der Südostseite, 
eine Sandbank vorgelagert. Die bedeutendsten dleser 
Ellande sind Massawa, Massikonapuka und die Talele- 
gruppe. Lehtere besteht aus drei größeren Inselchen 
und fünf klelneren Felsenelländchen von verschiedenen 
Formen. Trotzdem die drei ersten nur mit einer 
sehr dünnen Humusschicht bedeckt sind, ist der 
Pflanzenwuchs doch ein erstaunlich relcher. Schlanke 
Brennpalmen (caryota urens) mit ihren dunklen 
gezackten Wedeln, langblätterige Pandanus mlt ihren 
dicken Kolbenfrüchten und Laubhölzer aller Art er- 
heben sich dort und täuschen uns durch ihren üppigen 
Wuchs über den armen Boden, dem sie entsprossen. 
Die Krabbeninsel (a lolo na kuka), die auf ihrer 
Südseite mit einem Felsendamm, an dem sich be- 
ständig die Wellen brechen, umgeben ist, war vor 
zwei Jahren von den Soldaten der „Möwe"“ zum 
Teil abgeholzt und mit Wegen durchzogen worden. 
Die Hütte, die den stolzen Titel „Villa Möwe“ 
trägt und die tapferen Söhne Neptuns mehrere 
Wochen lang behufs Beobachtung der Pegel. 
schwanlungen beherbergte, steht heute noch und hat 
mich schon manches Mal gastlich aufgenommen, wenn 
ich auf Missionsreisen in offenem Boot durch Sturm 
oder Windstille dort anzulegen gezwungen war. 
Freilich nagt der Zahn der Zeit bereits gewaltig an 
der idyllischen Behausung. Das Atapdach läßt schon 
an manchen Stellen Regen und Sonnenscheln ein, 
die Ausschrift ist verblichen, die primitiven Tische 
und Bänke im Schatten elniger Eisenbäume verfaulen,
	        
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