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begen den Brusikrebs führt er darauf zurück, daß sämt-
liche Frauen in Zentralofrika ihre Kinder selbsft stillen,
während die Frauen der weißen Rasse immer mehr
dazu übergehen, den Kindern nicht die Brust, sondern
die Flasche zu geben. Hierdurch wird der Mutter-
brust, welche einen starken Zufluß von Blut empfängt,
die Ausübung ihrer Funktion unterbunden und so
ein schädigender Reiz ausgeführt.
Um eine Erklärung für diejenigen Fälle zu
geben, wo weiße Mütter ihre Kinder selbst nährten
und trotzdem Brußtkkrebs bekommen haben, geht er auf
die Vererbung ein, welche in solchen Fällen mit-
spricht.
Er unterstützt seine Ansicht durch die Angabe
von Bryrant und Groß, daß die allermeisten Fälle
von Brustkrebs verheiratete Frauen betreffen.
Zum Schluß betont er noch, daß sehr viele Ein-
geborene ein Alter von 40—50 Jahren errelchen,
und daß deshalb die Ansicht unhaltbar ist, der
Krebs fehle unter den Eingeborenen, weil sie das
für Krebs empfängliche Alter nicht erreichen.
Dr. Clark, Chef des Sanitätswesens in Hongkong
berichtet folgendes:
Während auf 1000 der chinesischen Bevölkerung
Chinas in den Jahren 1895 bis 1904 jährlich
21,87 Todesfälle vorkamen, kommen in demselben
Zeitraum nur 4,45 Fälle von Carcinom und Sarkom
auf 100 000 der Bevölkerung. In England da-
gegen kamen in den Jahren 91—95 auf 100 000
Menschen 71 Todesfälle an bösartigen Geschwülflen.
Wenngleich sich Clark die Schwierigkeiten einer ge-
nauen Krebsdlagnose unter den Chinesen Hongkongs
nicht verhehlt, so ist es doch sicher, doß der Krebs
in Hongkong nicht die Bedeutung hat wie in England.
Sollfreie GEinfuhr von Ouebrachobolz usw. im Wwege
des Deredlungsverkehrs
Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom
15. März 1906 die obersten Landesfinanzbehörden
ermächtigt, unter Anordnung der erforderlichen Auf-
sichtsmaßnahmen zu gestatten, daß
1. Quebrachoholz und anderes Gerbholz sowie
sonstige Gerbstoffe zwecks Zerkleinerung und
demnächstiger Wiederausfuhr der zerkleinerten
Stoffe,
Quebrachoholz und anderes Gerbholz sowie
sonstige Gerbstoffe einschließlich Katechu (Gambir)
und Kino zwecks Herstellung von Gerbstoff-
oder Farbstoffauszügen und demnächstiger Wie-
derausfuhr dieser Erzeugnisse
im Wege des Veredlungsverkehrs zollfrei elngeführt
werden. (Zenlralblatt für das Deutsche Reich.)
l
Noloniale Landwirtschast.
Die soeben erschienene Nummer 5 (Mai 1906)
des „Tropenpflanzer", Organ des Kolonial-Wirt-
schasftlichen Komitees, Berlin, Unter den Linden 40,
bringt an erster Stelle einen von zahlreichen Text-
abbildungen erläuterten Artikel von Ludwig Kindt
über Agaven in Deutsch-Ostafrika. Die Veröffent-
lichung dieses Artikels erscheint angesich's des erhöhten
Interesses, welches in kolonialen Kreisen der Frage
des Agavenbaues in Ostafrika gerade jetzt entgegen-
gebracht wird, sehr zeitgemäß. U. a. schildert Kindt
die Anbauverhältnisse der Agave in Deutsch-Ostafrika
im allgemeinen und behandell insbesondere die Frage
der maschinellen Aufbereitung des Sisalhanfes.
Prof. Dr. H. Winkler behandelt in seinem Schluß-
artikel über die Chinchonakultur in Javas) die Wahl
der zu kultivierenden Arten und Sorten, die Samen-
gewinnung, Krankheiten und Schädlinge und gelangt
auf Grund seiner Studien in Java zum Schluß,
daß Cinchonapflanzungen neu anzulegen sich in den
nächsten Jahren weder in Java noch anderswo
besonders empfehlen dürfte.
Prof. Dr. K. Sapper liefert einen kleinen Beitrag
über den Ackerbau auf den östlichen kanarischen In=
seln, der speziell für unsere Südwestafrikaner von
Interesse sein dürfte. Sapper wirft die Frage der
Bedeckung der Ackerflächen in regenarmen Ländern
mit einer Isolierschicht auf, ähnlich der Lapilltdecke
auf den Canaren, um auf diese Weise die Feuchtig-
kleit in dem Boden zurückzuhalten und in trockenerer
Zeit die Ernte zu sichern. «
Titeratur.
Deutscher Kolonialatlas mit Jahrbuch. Her-
ausgegeben von der Deutschen Kolonialgesellschaft.
Ausgabe 196. 8 Karten und 24 Sellen Text.
Schmal 8% Broschiert M. 0,60, gebunden in
Leinwand M. 1,.—. Verlag von Dietrich Relmer
(Ernst Vohsen) in Berlin.
Zum 10. Male wurde soeben die alljährlich er-
scheinende Ausgabe des bekannten lleinen Atlas der
Deutschen Schutzgebiete herausgegeben. Die in der
vorigen Ausgabe begonnene Elnrichtung, den stati-
stischen Text durch Beigabe von Rückblicken auf die
Entwicklung der deutschen Kolonten im vergangenen
Jahre zu erweltern, ist in der Ausgabe 1906 fort-
geführt. Die Tabelle über die Zahl der Deutschen
auf der Erde erschelnt in vergrößerter und ins
einzelne gehender Form. Text und Karten sind,
wie früher, nach amtlichen Materalien vollständig
durchgesehen und auf den heutigen Stand der For-
schung gebracht. Es ist zu hoffen, daß der Deutsche
Kolonialatlas in immer weitere Kreise des deutschen
Volkes dringt und dazu beiträgt, das Interesse für
*) Vgl. D. Kolonialblatt 1906, S. 264.