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In den ersten Nächten nach den heftigen Aus-
brüchen des Nordwest, wenn der Wind sich gelegt
und der Regen aufgehört hat, wenn Totenstille über
der Landschaft ausgebreitet ist, und die ganze Natur
wie ein Gefühl der Erschlaffung überfallen hat,
überkommt den einsam Wachenden belm Rauschen
und Tosen der Wasser ein eigenartiges Gefühl von
Furcht. Doch die Wassermassen verteilen sich schon
nach wenigen Tagen und eilen wieder beruhigt dem
Meere zu. Strahlend steht die Tropensonne über
Berg und Tal und drückt tausend phantastische
Schattenbilder auf das glitzernde Silberband. Ju-
gendlich strotzen und prangen wieder Moose, Farren,
Blattpflanzen und Buschwerk an den Stellen, über
welche noch unlängst die Wasserflut zerstörend ge-
gangen, und bald suchst du vergebens nach den
Spuren der Verwüstung.
Das Rinnsal der Flüsse besteht meistens aus
Sand und Steingeröll (Kallstein, Kiesel, Granit,
Feldspat, Quarz u. a.) und ist wenig tief. Je
näher der Quelle, desto riesiger sind die im Fluß-
bette liegende Blöcke, die nicht selten mit Sträuchern
und Ranken, aus dem in allen ihren Vertlefungen
angesammelten Sand und Humus emporwachsend,
gekrönt sind. Fallen die Gebirgswände stell in den
Wildbach, so daß die hüben und drüben wirr mit
Lianen verwebten Bäume Laubdächer bilden, und
die Wasser vielleicht in Absätzen steile Felsen hinab
tosen, so steht man vor einem Bilde von wilder
Großartigkeit. Auf der Strecke des Unterlaufes,
wo das Geftille immer mehr abnimmt, findet man
nur Kles oder reinen Sand. Bei den Biegungen
oder zeitweiligen Verstopfungen durch aufgeworfenes
Geröll oder Stämme reißt das Wasser mit furcht-
barer Gewalt Stücke vom Ufergelände weg, bohrt
tiefe Löcher in den Grund oder bahnt sich ein neues
Rinnsal durch den Wald.
Die Flüsse des Baininger Gebietes eignen sich,
wie aus den obigen Schilderungen hervorgeht, nicht
für die Schiffahrt. Der einzige, der vielleicht auf
einige Kllometer mit einer Dampfpinasse befahren
werden kann, ist der Toriu, an dessen Ufern von
der Mission ein Sägewerk errichtet wurde (1903).
Andere Wasseradern von Bedeutung sind der Ka-
rawat und Patongo im Weberhafen, weiter hinauf
der Nambung, der Tongolienakanal und der Nesai.
An der Ost= und Südküste kann ich bloß den
Warongoi und Wulwut (Henry-Reid-river) mit
Namen anführen. Die übrigen zahlreichen Wasser-
läufe sind bislang noch unerforscht.
Die Edelsteine unserer europäischen Alpen, die
Seen, mangeln den Baininger Bergen ganz.
sehr geringer Ersatz dafür sind vereinzelte tiefe, zum
Teil mit Wasser gefüllte Einsenkungen, welchen man
mitten im Urwald oder auch auf Abhängen be-
gegnet. Der abergläubische Eingeborene schreibt ihre
Entstehung dem Teufel zu, der hier sein Unwesen
treibt und die Vorübergehenden eranlockt, um sie
mit in die Tiefe zu ziehen.
Ein
Überraschend schöne Bilder gewähren die zahl-
relchen Quellen der Bäche und Flüsse. Die dunkle
Szenerie um dieselben, Felsengrotten, liebliche Farren-
palmen, großblättrige wilde Bananen, mannigfache
Aaronsarten, verleiht dem Quell etwas Ehrfurcht-
gebietendes, wie einem Helligtume. Die Wasser
kommen entweder aus einem tiefen Bassin oder ent-
strömen den verwitterten Kalkgesteinen an der Ober-
fläche des Bodens.
Zwei der schönsten Quellen dieser Art find die
des Nawin hinter der Station Wunamarita und
die des Atmei in der Nähe von St. Paul. Der
Atmei entspringt am Juße einer senkrecht abfallenden
Felswand, die mit einem Gewirr von Schling-
pflanzen überzogen ist. Das Wasserbecken ist etwa
5 m breit und 6 m tief. Dreimal hintereinander
wirbelt der Quell aus der Tiefe in die Höhe, bildet
rasch sich folgende Ringe, ruht dann eine Sekunde,
gleichsam um Atem zu schöpfen, und beginnt dann
von neuem aufzuwellen. Die hervorsprudelnde
Wassermenge dürfte sich auf 1 chm in der Sekunde
belaufen. An der rechten Seite des Beckens ergießt
sich aus dem Lehmboden eine zweite Wasserader,
die aber bei weitem nicht so stark ist. Das Wasser
in beiden ist gewöhnlich krtistallklar; bei heftigen
Gewitterregen wird es trübe, auch vermehrt sich
alsdann die Wassermenge. Fische, groß und klein,
tummeln sich mit Behagen in dem herrlichen Becken.
Während die kleineren sich auch zuweilen über den
Rand hinaus wagen und sich von der Strömung
abwärtsgleiten lassen, bleiben die großen beständig
im tiefen Wasser. Am scheuesten sind die Aale,
von denen man nur hcchst selten einen erspäht.
Sie halten sich mit Vorliebe unter den zerklüfteten
Steinwänden verborgen. Es kommen ihrer wahre
Prachtexemplare vor, bis zu 1 m Länge und noch
darüber hinaus. Der Reichtum an Fischen und
Flußkrebsen ist überhaupt in Baining ein sehr großer.
Da der Balninger infolge des Mangels an Fisch-
geräten nur in seichtem Wasser dem Fischfang ob-
liegen kann, so wird der Fischstand kaum jemals
vermindert.
V.
Wasserfälle.
Der Reiz der Baininger Täler wird in hohem
Grade durch die imposanten Wasserfälle erhöht, die
in großer Anzahl vorhanden sind. Nennen wir
u. a. nur den Hälka, der in den Patongo fällt,
und die zwei kaum über 250 m voneinander ent-
sernten Sturzbäche Narurungut und Malaulau im
Süden von der Insel Missamissakor in unmittel-
barer Nähe des Meeres. Beide stürzen von der
Quelle an in terrassenförmigen Kaskaden durch eine
engge Klause voller Steinblöcke hinab in die See.
Der Eingang zum Malaulau ist über alle Be-
schreibung schön. Rechts ein steil ansteigender Ab-
hhang, mit der herrlichsten Vegetation überwuchert,
links eine kleine Mangroveninsel, ein reizendes
schwimmendes Boskett, und dahinter eine Reihe von