Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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feierlichen Empfang. Am dritten Tage nach ihrer 
Ankunft ertönten die großen Elfenbeinhörner, die das 
Volk von Bali bei besonderen Anlässen zusammen- 
rusen. In der Mitte des Marktplatzes, wo sich die 
Steinpyramide befindet, von der aus die Staats- 
reden des Herrschers gehalten werden, spielte eine 
. Musikbande auf Trommeln und Flöten. Am Ein- 
gang des Palastes, der unmittelbar am Marktplatz 
liegt, wehte auf der einen Seite die schwarz-weiß- 
rote Flagge, auf der anderen das weiße Bali- 
Banner. Vor dem Tor war auf dem Erdboden 
eine Rindshaut ausgebreitet, worauf ein mit Perlen 
reich verzierter Schemel stand, der Sitz des Königs, 
rechts und links eine Anzahl anderer Schemel für 
die Gäste. Von allen Seiten strömten festlich ge- 
schmückte Männer, Weiber und Kinder herbel. Als 
die Missionsleute hier einige Minuten gewartet 
hatten, entstand plötzlich tiefe Stille. Alles schaute 
nach dem Eingang des Gehöfis. Da erschien „er" 
in einem wallenden, dunkelroten, samtenen Haussa- 
gewand. Auf dem Kopfe trug er eine aus ein- 
heimischer Baumwolle gestrickte Zipfelmütze. Er 
schrtt auf die Ankömmlinge zu, reichte ihnen die 
Hand zum Gruß und lleß sich dann auf seinen 
Staatsschemel nieder. Seine Göste forderte er auf, 
ebenfalls Platz zu nehmen. Währenddem klatschte 
die versammelte Menge, die eine gebückte Haltung 
einnahm, im Takt in die Hände und huldigte ihm 
dabei: „Tsawe mfonl“ „Tsawe mfon!“ Das 
bedeutet etwa: „Mächtigster König!"“ Wörtlich: 
„Du übertriffst" (nämlich alle anderen). Etwas 
seitlich hockten etwa 30 bis 40 alte Balimänner in 
langen Gewändern, ihre großen Pfeifen rauchend 
und die Neulinge mit ihren Blicken musternd. Nun 
gab der König den in der Nähe stehenden beiden 
Bläsern ein Zeichen, wonach diese ihren Elfen- 
beinhörnern schmetternde Töne entlockten. Nach 
diesem Signal setzte eine Musikkapelle ein, und 
der Tanz begann. Alles bewegte sich anmutig im 
Kreise, Männer und Weiber, alt und jung. 
Währenddem trugen einige Königsweiber gekochten 
weißen Palmwein und saftige Bananen auf. Eine 
Frau verscheuchte mit einem Pferdeschweif, dessen 
Griff mit Perlen verziert war, die Fliegen aus der 
  
Nähe des hohen Herrn; eine andere hockte am Boden 
und kredenzte aus einer Kürbisschale den warmen 
Palmwein. Der König frug die Missionsleute, ob 
sie gut gereist seien, was sie bejahen konnten. Gegen 
W verstummte die Musik, und alles ging nach 
ause. 
1 den gegenwärtigen Stand der Missions- 
tätigkeit im Grasland suchte der Generalpräses Lutz 
von Buea im Verein mit dem Missionar Stolz von 
Bonaku durch eine im vorigen November und De- 
zember unternommene Besuchsreise Klarheit zu ge- 
winnen. In seinem Bericht schreibt er u. a.: „Beim 
Examen in der Schule zu Bali, zu dem sich auch 
der König einstellte, durften wir uns überzeugen, daß 
die Schüler in der biblischen Geschichte schon recht 
  
zu Hause sind. Auch im Lesen, Schreiben und 
Rechnen sind gute Fortschritte zu verzeichnen. Vor 
allem wird der Gesang gepflegt, und Missionar Ernst 
hat schon eine ganze Anzahl Lieder in die Ball- 
sprache übertragen; seine Schüler singen einige 
dreistimmige Lieder ganz ordentlich. Missionar 
Göhring, der eine Druckerpresse und die notwendigsten 
Buchbindereiwerkzeuge mitgebracht hat, ist gegen- 
wärtig damit beschäftigt, eine Fibel und die biblische 
Geschichte zu drucken. Wenn auch der König keine 
so großen Erfolge im Lernen mehr erzielen wird 
wie seine jugendlichen Untertanen, so bekommt er 
doch allmählich einen weiteren Blick; er wird auf die 
heidnischen Schäden in seinem Lande aufmerksam und 
lernt sie anders beurteilen. Im Gegensatz zu vielen 
seiner Untertanen ist der Balikönig sehr flelßig. 
Er geht selbst auf seine Felder und beaufsichtigt 
seine Arbeiter und Weiber. Auch beim Bau der 
Schulhäuser oder der Kapelle stellt er sich ein und 
sieht nach, daß alles recht gemacht wird.“ 
Daß die Missionare das Vertrauen Fonyongas 
und der Häuptlinge in der Nachbarschaft gewonnen 
hatten, zeigte sich bei den polltischen Unruhen, die 
im Sommer 1905 ausbrachen, als der Höäuprling 
von Bawatju, einer drei Tagereisen von Bali ent- 
fernten Stadt, erschossen war. Sie vermittelten 
damals mit dem Chef von Bamenda, in dessen 
Bezirk sie wohnen. Es gelang ihnen auch, die Be- 
wohner der noch weiter entfernten Stadt Bansoa 
zur Ruhe zu bringen. Fonyonga aber fiellte dem 
Stationschef 1000 Balimänner zur Verfügung, als 
es galt, das aufständische Fongu zu züchtigen. 
Die erste namhafte Erwelterung der Bali-Mission 
bahnt sich allem Anschein nach in der mehrere Tage- 
reisen östlich gelegenen großen Stadt Bamum an. 
Die beiden Visitatoren reisten im Anschluß an ihren 
Besuch in Bali dorkhin und wurden dabei von zwei 
Missionaren aus Bali und vielen der dortigen 
Schüler, die gerade Ferien hatten, begleitet. Missionar 
Stolz schreibt darüber in der Mainummer des 
„Heidenboten“: Bamum ist eine große befestigte 
Stadt. Früher sollen Reiter aus Norden gekommen 
sein und sie zweimal niedergebrannt haben, weshalb 
der Großvater des jetzigen Königs seine Residenz 
befestigte. Letzterer begrüßte uns. Er entschuldigte 
sich, daß er uns nicht entgegengekommen sei; er habe 
gar nichts von unserm Kommen gewußt. Darauf ließ 
er uns in unsere Herberge bringen, die luftig und 
geräumig war. Kaum waren wir in unserm Quarteer, 
als auch schon 20 Abgesandte von ihm kamen und 
Begrüßungsgeschenke brachten. Wir erhielten auch 
an den folgenden Tagen alles, was wir zum Unter- 
halt bedurften. Der König Nyoya soll 26 Jahre 
alt sein. Er ist nicht sehr groß, aber kräftig gebaut 
und macht einen guten Eindruck. In seinen Zügen 
liegt etwas Gutmütiges; dabei ist er eine ruhige, 
überlegende Natur. Zunächst interessierte er sich sehr 
für unsere heimatlichen Verhältnisse und war erstaunt 
zu hören, daß man ihn in Deutschland kaum „König“
	        
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