Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

afrilanischen Wegen behalten werde. Der 8 bis 
5 m breite Weg ist bedeckt mit spiten scharfen 
Steinen, Felsblöcken, losem kleineren und größeren 
Geröll. Unablässig geht es über eine Unzahl kleiner 
Hügel, die steilen Hänge der vielen Wasserläufe hin- 
unter, an der anderen Selte in glelcher Weise wieder 
herauf. Von Brücken oder Driften keine Spur. 
So ist der Weg auf einer Strecke von 40 englischen 
Mellen beschaffen. Er muß hler die Gebirgsketten 
nordwestlich vom Nyassa überwinden, und nach elnem 
sürchterlichen Abstieg gelangt man in das Makongoa- 
tal. Nun führt die Straße bis zu dem etwa noch 
14 Meilen entfernten Endpunkt Karonga durch 
ebenes Gelände, aus dem Makongoatal durch das 
Lufirotal und schließlich Lukulutal; aber bevor man 
in die welte Ebene vor Karonga eintritt, hat man 
die verschiedenen Flüsse, die dem Nyassa hier znellen, 
zuletzt den etwa 70 m breiten Lukulufluß, etwa im 
ganzen 7 mal zu durchwaten, denn auch hier fehlen 
Brücken und Stege gänzlich. Nachdem man 10 km 
vor Karonga einen 700 m breiten Sumpf genommen 
hat, erreicht die Straße wieder ihre frühere gute 
Beschaffenheit, eine dünne Schicht festen Sandes, 
darunter hartes, stark verwittertes Gestein. Die 
letzten 2 kim des jetzt 6 m breiten Weges ist zu 
beiden Seiten mit schattenspendenden Bäumen be- 
pflanzt. Er führt direkt auf die Agentur der 
Afrikan Lakes und die Lagerschuppen für mit den 
Dampfern zu verladende Güter zu, während ein 
8 km. vorher nach links abbiegender Weg zur Boma 
der englischen Regierung weist. . 
Die außerordentlich schlechte Beschaffenheit des 
vorstehend beschriebenen Teiles der Stevenson Road 
macht nicht nur im Verein mit dem Fehlen bzwe 
dem mangelhaften Zustand von Uberbrückungen 
der Wasserläufe, von Stegen und Driften ihre Be- 
fahrbarkeit mit Lastfuhrwerk illusorisch, sie macht 
auch der Ingenieurkunst des Erbauers wenig Ehre; 
denn eine Überwindung der Höhenzüge vor Karonga 
mittels einer guten fahrbaren Straße wäre durchaus 
möglich gewesen. Die jetzige Straße ist aber ohne 
Rücksichtnahme auf die Schwierigkeit der Terrain= 
formen, der Steigungen und Gefälle sowie der 
Krümmungen und des Bodens einfach geradeaus 
über Stock und Stein gelegt. Leider wird auch 
seit Jahren an der Erhaltung der Straße nichts 
mehr getan. 
Man wird aus den vorliegenden Darstellungen 
ersehen, daß es an der Stevenson Road von heute 
so mancherlel und erhebliche Ausstellungen gibt, wenn 
man die Idee der Befahrbarkeit der Straße mit 
Lastfuhrwerk zugrunde legt. Wenn man sie aber 
nar als das nimmt, was sie heute tatsächlich ist, als 
eine Verkehrsstraße durch Nordost-Rhodesia und 
Nord-Zentralafrika vom Tanganjika zum Nyassa für 
Personen= und Trägerverkehr und mit Zweirad, dann 
muß man sie als eine ganz vorzügliche Straße, ins- 
besondere in der Regenzeit, ansprechen. Die günstige 
geologische Zusammensebung des Bodens und das 
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darauf zurückzuführende spärliche Wachstum der Flora 
jener Territorien ist dem Straßenbau in hervor- 
ragendem Maße günstig. Die Straße ist elnfach 
über den gewachsenen, von der Natur geschaffenen 
Boden ohne weitere Bearbeltung desselben geführt. 
Das ist ebensowenig eine Kunst, als khre Erhaltung 
ein Verdienst; denn letztere geschähe mühelos. 
Befahrbarkeit der Stevenson Road. 
Nun noch einmal die Befahrbarkeit der Straßel! 
Trotz der vielen und großen Mängel ist die Straße 
befahren worden. So behaupten viele Engländer, 
und darauf weisen auch alte Spuren von Radreifen, 
besonders zwischen Abercorn und Fise, bin. Vor 
mehreren Jahren soll ein Mann aus Südafrika die 
Strecke Karonga—Fife, also gerade den schwierigsten 
Tell der Straße, mit Ochsenfuhrwerk befahren haben. 
Er hatte zu diesem Zwecke aus Südafrika Zugochsen 
von derselben Art, wie sie dort von den Buren 
benutzt wurden, nach hier gebracht. Mit einem vier- 
rädrigen Buckwagen und einer Last von rund 6000 
englischen Pfund soll er mit 16 Ochsen Vorspann 
diesen Weg mit durchschnittlich 14 Meilen täglich 
gemacht haben. Später hat dann die „African 
Lakes Corporation“, nachdem die Ochsenfahrversuche 
hatten eingestellt werden müssen, well die aus Süd- 
afrika eingeführten Zugtiere das Klima offenbar nicht 
vertrugen und eingingen, einen Versuch mit zwei- 
rödrigen Karren unternommen. Es wurden drei 
solcher Karren mit je ½ Tonne beladen, und jede 
Karre von 40 Eingeborenen gezogen. Sie sind auch 
in Fife angekommen; aber bei diesem ersten Versuch 
ist es geblieben. Der Trägertransport ist billiger 
heißt es. Die vier Wagen stehen heute in Blantyre. 
Landschaft. 
Hinsichtlich des Charakters der Landschaft ver- 
weise ich auf meine Ausführungen bei dem Anstieg 
von Kituta nach Abercorn. Das niedrige Buschpori, 
mit mehr oder weniger zahlreichen und bald dänneren, 
bald dickeren Bäumen durchsetzt, durchwachsen von 
etwa 1 bis 2 Fuß hohen Gröäsern, begleitet den 
ganzen Weg. Komplexe starker und hoher Bäume 
findet man in der Nähe der Wasserläufe. Das 
Plateau ist leicht hügelig und die Hügel find fast 
ausnahmslos mit größeren und kleineren Felsblöcken 
besät. Der Weg durch die Höhenzüge vor Karonga 
ist von seltener Schönheit. Das leicht wellige, weit 
zu überschauende Terrain mit den kümmerlichen, weit 
auseinander stehenden krüppligen Bäumen weist sehr 
viel Weldeland auf und erinnert mich lebhaft an den 
Charakter der Massaisteppe zu beiden Seiten der 
Ugandabahn zwischen Voi und Nairobi. Sehr 
fruchtbar ist das Land nicht. Umsomehr ist zu ver- 
wundern, daß die Landesverwaltung die Eingeborenen 
nicht zum Anbau von Nahrungsmitteln anleitet, die 
den Boden möglichst wenig aussaugen. Jetzt bauen 
die Eingeborenen nur Malesi, das, wie mir gesagt 
wurde, dem Boden sehr schädlich sein soll.
	        
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