erlegen das Känguru mit Speer oder Keule, fangen
es in der Schlinge oder verfolgen es mit Hunden.
In Ost= und Süd-Baining benutzt man große Nete,
um es zu jagen. Die Kängurumutter gebiert jedesmal
ein bis zwei Junge, die sie in einem Beutel an der
Brust trägt. Die armen Wesen sind bel ihrer Geburt
noch sehr wenig entwickelt, nackt und blind. Wenn
sie etwas herangewachsen find, lassen sie sich leicht
außziehen und zähmen und werden dann sehr zu-
traulich und anhänglich und ergötzen jedermann
durch ihre komischen Sprünge. Eine glückliche Kän-
gurujagd ist ein großes Ereignis für den Baininger
und wird im Liede oft noch Jahre vachher ver-
herrlicht. Aber auch, wenn das Weidmannsglück
versagt hat, wird die Kunde davon im Gesange
überliefert. So singt ein Weidmannsliedchen:
„Ich höre hler ein Geräusch, wie das eines
flüchtenden Känguruh. Die Männer ducken sich
am Boden nieder, treffen und verwunden es mit
der Keule, aber es entwischt.“
Die Vogelwelt Bainings deckt sich fast ganz mit
der des übrigen Teiles von Neu-Pommern. Es
kbommen hier, wie in Europa, Habichte, Schwolben,
Rallen, Reiher, Tauben, Eulen, Kuckucke, Raben,
Stare u. a. vor. Doch ist zu bemerken, daß sie
wegen der Verschiedenhelt des Klimas und der
Nahrung eine nur ähnliche Lebensweise führen und
in ihrem Außern auch vielfach von den europätschen
Arten verschieden sind. Mit Ausnahme der See-
und Wasservögel ernähren sie sich von Pflanzenstoffen
oder Insekten oder von beiden zugleich. Sie über-
raschen fast alle durch ihr prachtvolles Gefieder,
können aber, was ihren Gesang angeht, mit unsern
heimischen Sängern keine Wette eingehen. Sie
krächzen, schreien, kreischen, zetern, schnarren, flöten,
schwatzen, pfeifen, piepen, ja lacheh sogar oder stoßen
langgezogene melancholische Töne wie beständiges
Klagen aus. Aber keine Nachtigall, keine Drossel,
nicht einmal eine frohe Lerche gibt es unter ihnen.
Der Kasuar (Casuarius Bennetti) ist über ganz
Baining verbreitet, und zwar nicht nur in den be-
waldeten Ebenen und auf den Vorbergen, sondern
auch auf den höchsten Gipfeln kann man seine Spuren
verfolgen. Sein gewöhnlicher Aufenthaltsort ist der
dichte Busch; die Grasflächen meidet er, da er in
letzteren nicht nur seine Nohrung nicht findet, sondern
auch der Sonne zu sehr ausgesetzt wäre. Über Tag,
wenn die Sonne hoch steht, sieht man ihn selten.
Am häufigsten begegnet man ihm des Abends und
in der Frühe. Er schreitet meistens langsam, be-
dächtig und gebückt dahin. Mir ist schon manchmal
vorgekommen, daß ein Kasuar einige Meter vor mir
ber den Weg schritt, ohne mich zu bemerken. Sieht
er sich aber beobachtet, so steht er mit hoch auf-
gerichtetem Halse fast eine Minute unbeweglich, be-
trachtet stolz den Menschen, flößt dann plätzlich
eigenartige dumpfe Schreie aus und flüchtet in das
Dickicht. Ich habe oft Gelegenhelt gehabt, Kasuare
anzutreffen, doch habe ich niemals konstatieren können,
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daß er in „Trupps“ von 3 bis 7, wie behauptet
worden ist, umherstreist. Gegen 200 Kasuare, die
ich während meines neunjährigen Hierseins im
Walde beobachtet habe, begegneten mir einzeln. Der
Kasuar legt seine 2 bis 3 großen grünen Eier am
Fuße von Bäumen mit großen Strebewurzeln. Zum
primitiven Nestbau gebraucht er nur etwas Reisig.
Er soll nach Aussage der Eingeborenen die Eier auf
einmal legen. Während der Brutzeit erlegen die
Eingeborenen manchen Kasuar. Die Eler öffnen sie
an beiden Enden, blasen den Inhalt auf ein Blatt
und kochen ihn. Die Eierschalen werden beim Tanze
zum Schmuck der Lanzen gebraucht. In Nord-
und West-Baining werden die Kasuare meistens mit
Hunden aufgetrieben und mit Speeren getötet. Die
Kasuarjagd ist gefährlich und wird deswegen nur
von solchen ausgeübt, die besonders geschickt in der
Handhabung des Speeres sind. Der verwundete
Kasuar greift leicht den Jäger an, tritt ihn nieder
und kann ihn sogar mit den scharfen Zehen seiner
überaus kräftigen Füße tödlich verwunden. Gefähr-
licher noch als für Menschen ist es für Hunde, die
vom Kasuar angegriffen werden.
Der junge Vogel ist rotbräunlich und hat hellere
Längsstreifen. Die ersten paar Tage ist er äußerst
schwach auf den Belnen und schlägt oft unfreiwillige
Purzelbäume. Er piept beständig, ähnlich wie eine
junge Gans. Jung ist er leicht zu zähmen, ex wird
gesellig, anhänglich und folgt dem Menschen, wenn
er nicht allzuweit geht, überall hin. Ich habe Jahre
lang mehrere zusammen auf der Station gehabt.
In ihrer Jugend sind sie recht possierlich und reizen
durch ihre drolligen Einfälle auch den größten
Hypochonder zum Lachen. Auffallend ist, daß er
dem Menschen nur bis zu einem gewissen Punkte
solgt. Er steht dann still, kümmert sich nicht um
Lockrufe und schaut nur immer nachdenkend umher;
plötzlich wendet er sich um und rast, den Körper
vornüber genelgt, zum Hause zurück. Kam die Sonne
höher, so suchten meine beiden Kasuare den schattigsten
lotz im Hofraum auf und blieben dort mit geringen
Unterbrechungen bis gegen 4 Uhr nachmittags. Sie
streckten die Zunge heraus, atmeten geräuschvoll und
strecklken die Beine von sich. Gegen Abend wurden
sie dann wieder lebendig, hüpften hin und her, ver-
folgten sich, stießen sich gegenseitig mit den Zehen.
Elner stellte sich tot, warf sich der Länge nach auf
den Boden. Der andere sprang auf ihn, versetzte
ihm einen Stoß und flüchtete weiter, um ebenfalls
den Toten zu spielen. Später wollten sie auch die
Knaben mit in ihr Spiel ziehen, standen aber bald
wieder davon ab, da sie keinen Erfolg damit hatten.
Interessant war es, wenn sie hungrig waren. Sie
kamen dann alle beide vor die Verandatreppe oder
an die Küche, piepten und hieben mit den Schnäbeln
an die Türe, bis der Bruder aufmachte. Sie waren
ußerst gefräßig Ich mußte täglich zweimal Taros
für sie kochen lassen; außerdem stahlen sie noch den
Hühnern das Futter weg, traten und schlugen die