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wenn seine Klage sofort mit einer Gegenklage pariert
wurde, bis dann durch Zeugen und Gegenüberstellung
#as „peccatur intra et extra muros" festgestellt
wurde. Nun versprachen beide Frieden und ihre
Vasallen im Zaum zu halten. Ich will wünschen,
daß der gute Wille nicht scheitert an der Eigen-
mächtigkeit der Großen dort und der körperlichen
Unbeholfenheit hier.
! Der Mandara-Sultan hat bereits seit Jahren
as Tor seines Palaftes nicht mehr von außen ge-
sehen; er gehört zu den seltenen Pferdebesitzern des
Landes, die ihre Tiere nicht drücken; seine Körper-
fülle erlaubt den hohen Sitz nicht mehr. Um so
er anzuerkennen ist die Ordnung im Reiche und
ie unbedingte Autorität des Sultans, der zu den
mächtigsten und reglerungstreuesten des Landes zählt.
Noch jede, auch die weitgehendste Forderung der Re-
Hierung hat er auf das pünktlichste erfüllt, ein Ent-
aufen der von ihm gestellten Träger und Arbeiter
zebort zu den großen Seltenheiten, seine Tribut-
leferungen zu den wenigen, auf die man nach Zeit
rand Menge rechnen kann. Allerdings hindert ihn
ie eigene Unbeweglichkeit nicht, die Schwerpunktlage
widerstrebender Elemente recht kurzerhand nach der
vohe zu verschieben. Einen ausgezeichneten Blick
für die Wahl der richtigen Personen muß dieser
Herricer besitzen, der sich wie ein Kind freute, als
ch seiner überschraubten Weckuhr wieder das Tick-
ack entlockte; mit rührender Vorsorge begleitete er
von seinem erhöhten Thronsitz aus meine Anwesen-
heit in Mora und den Weitermarsch nach Bama.
7. Uber Bama nach Madagali.
27. Dezember 1905 bis 4. Januar 1906.
Von Mora, welches ich nach zweitägigem Marsch
a 25. Dezember 1905 erreicht hatte, bestellte ich
* Garnisonkommandanten von Dikoa, Hauptmann
a2 Restorff, zu einer mündlichen Besprechung einiger
siberder Fragen, welche am 30. Dezember 1905
1 D#a stattsand. Während ich mich dann am
unf #ee 1905 nach dem Seledeba-Gebirge zurück
nach Daalt zu wandte, ging Hauptmann v. Restorff
händler issa, um daselbst die Klage der Tripolis-
engere zu untersuchen, indem Mandara zu dem
chören Befehlsbereich des Garnisonkommandos
Gebi-uf den, der aus dem pittoresken Mandara-
andeer ommt, vermag weder die Ebene von Marua-
zerrissener # auch der Margi-Wald mit seinem
lenensene Scher und anspruchsvollen Dorngestrüpp
. MetellRelzauszuübemzumaltnder
IchloeuT
selder unkrochengelt, wo die ausgedehnten Stoppel-
icht bcheh, einen elnförmigen
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de State allenthalben, und die erbr
3 sich bald Lippen, Kehle und Körperhaut mit.
chon nach der ersten halben Meile hat man nicht
mehr das Gefühl, gewaschen zu sein, und das Waschen
selbst mit der den Wasserlöchern entnommenen Sauce
ist ein zwelfelhaftes Vergnügen. Dazu die empfind-
liche Kälte der Nächte, die frühmorgens in einem
Hustenkonzert endet, daß einem bange werden kann,
allen voran klagen die Leute aus dem Südbusch über
Hals= und Brufischmerzen. -
Am empfindlichsten machte sich der Temperatur-
unterschled bemerkbar beim Wechsel vom Nordrand
des Mandara-Gebirges in die Bama-Ebene und
zurück. Als wir am 29. Dezember 1905 (Mora
ab 27. Dezember über Keraua nach Seledeba, an
28. Dezember) frühmorgens von der Seledeba-Höhe
in die Margl--Ebene hinabstiegen und die wärme-
ausgleichenden Felshänge hinter uns hatten, mochten
wir binnen 10 Minuten wohl einen Temperaturfall
von ebensoviel Grad durchmachen; es wurde so
empfindlich kalt, daß das Schreiben bei der Routen-
aufnahme schwer fiel. Eline Stunde später legte
man den Mantel ab, und von 8 Uhr ab meinte es
die Sonne besser, als einem lieb war.
Schöner mag sich diese Ebene im Frühlingskleide
präsentieren, wenn der Dorn duftet und die Steppe
grünt und mit ihren Buschgruppen vom leuchtenden
Goldgelb bis zum schwermütigen Dunkel der Zy-
presse in einen Park sich verwandelt, wo Gazelle
und Antilope grasen, dazwischen die malerischen Ge-
bilde der Termitenhügel hervorlugen, in ihrer zahl-
losen Mannigfaltigkelt bald einem Dome ähnelnd,
bald das Gefühl der irdischen Vergänglichkeit mit
Macht dem Beschauer aufzwingend, sei es als Grab-
denkmal, als verfallene Burg oder was sonst die
Phantafie aus der Formenfülle sich zurechtbildet.
Eine Wohltat war der Marsch durch diese Ebene
unseren Pferden, deren vom trockenen Fels an-
gegriffene Hufe das Reiten für Tier und Mensch
zur Qual machten. Ohne Hufbeschlag kommt man
durch welte Strecken der stelnigen Ebene und
erst recht durch das Mandara-Gebirge nicht vorwärts,
es sei denn, daß man alle drei Tage das Pferd
wechseln kann.
Am 81.Dezember 1905 lagerten wir zum zweiten-
mal bei den Seledeba-Heiden, die, zutraulicher als
beim ersten Besuch, uns den Sylvesterpunsch durch
einen schmackhaften Mimbo ersetzten. Der Mimbo-
Politik schreibe ich bei diesen schwer zugänglichen
Menschen manchen Erfolg zu; der stets voraus-
gehenden Benachrichtigung des Ortes, in dem ich
Lager beziehen wollte, fügte ich regelmäßig die
Forderung an, mir so schnell wie möglich eine schöne
Hülte gegen die heiße Sonne zu bauen und einen
Topf guten Mimbos zu bringen, da der Weiße
großen Durst habe. Diese Spekulation auf das na-
türliche Empfinden der Leute, die sich durch die vor-
aufgegangene Leistung in ihrem bösen Gewissen —
denn das haben sie alle — erleichtert und durch
den Genuß des ihnen so vertrauten Getränkes
seitens des Weißen diesem näher gerückt fühlten, ist
nur selten mißglückt; mit großer Schnelligkeit ver-