Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Tell auf dem Pferderücken zu nehmende Aufstiege 
— bei Humumsi, Mogudi, Mubi — führen auf 
die Höhe. 
Die jetzt bekannt gewordenen Verbindungen sind: 
ororo—Mogudi—Gauar (2 Tage), 
Bororo—Kamale—Madagali (2 Tage), 
Mubi—Burha—Ssir—Gauar (3 Tage), 
Gauar—Hina-Winde —Binder (4 Tage), 
Mubi — Burha — Hina-Winde — Binder 
(5 Tage; letztere wohl die wichtigste von 
allen 
Die Plateaubewachsung ist im allgemeinen die 
der Ebene, nur Busch und Dorn spärlicher und 
niedriger. Die Gangbarkeit auf der Hochfläche selbst 
ist unbegrenzt. 
b. Seine Bewohner. 
An den Hängen dieses Plateaus und den auf- 
gesetzten Gebirgszügen und Kuppen hat sich 
ein Völkchen angebaut, das jeder lieb gewinnt, der 
länger mit ihm in Berührung gekommen ist. Als 
die Fulla-Hirten vor Menschenaltern diese Landes- 
bewohner aus den fruchtbaren Niederungen in das 
Felsgebirge zurückbrängten, haben sie das Volk vor 
der Entartung und Verweichlichung gerettet, der sie 
nun selbst verfallen sind. Not und Entbehrung hat 
die Heiden zur Arbeit erzogen; sie sind gesundet in 
der frischeren Höhenluft und an den klaren Quell- 
wassern und geschickt und anstellig geworden in dem 
harten Kampf ums Dasein, den Mensch und Natur 
ihnen aufzwangen. Nicht auf der Hochfläche selbft 
konnten sie sich niederlassen, sondern mußten die 
Hänge besetzen, um dem auf Sklavenraub ausgehenden 
Feind den Aufstieg zu wehren. Die stete Kampf- 
bereitschaft verwies den Mann aufs Feld, das Weib 
baute Haus und Hof, bereit, beim geringsten 
Warnungssignal mit Kind, Vieh und Besitz in die 
vorher erkundeten Schlupfwinkel zu verschwinden. 
uim mit welcher Liebe hat sich dies Volk der harten 
Arbeit hingegeben, auch dem steilsten Hang durch 
mauerbekleldete Terrassenanlage noch ein Stückchen 
Boden zur Bestellung abgerungen, jedes Fleckchen 
zwischen Fels und Stein ausgenutzt und mit förm- 
lichen Talsperren der Wegschwemmung des teuren 
Bodens entgegengearbeitet. Ihre Farmen sind 
Musterleistungen, ihre Wohnsitze richtige Schmuck- 
käsichen; auf Schritt und Tritt begegnet man der 
Liebe zum eigenen Heim und zur Ordnung, dem 
Sinne für Gemütlichkelt und schöne Form; in diesen 
einem Bienenkorb ähnlichen Wohnsitzen haust tatsächlich 
ein Bienenvölkchen. Die Baumwollpflanzungen der 
Pakas, die Maueranlagen der Mogudis sind muster- 
gültig; in Ton gebrannte Kuppelabschlüsse zieren vielfach 
ihre Hütten, obeliskenartig aufgeführte Türpfosten 
von 3 m und mehr flankieren häufig die Eingänge 
der mauerumzäunten Weiler für die einzelnen 
Familien. Auch den Toten hat man eine gemein- 
same Ruhestätte angewiesen, in schön ausgerichteten 
Reihen folgen sich die runden und mit sauberer 
  
Mauereinfassung versehenen Grabhügel von 0,50 m 
Höhe und 1½ m Durchmesser; darauf zerschlagene 
Gefäße kennzeichnen den Ort und seine Bestimmung. 
Dieses Volk in die pockenverseuchte und von ihm 
jetzt verabscheute Ebene verpflanzen, um es dem 
Fulla dienstbar zu machen und Ruhe vor seinen 
bisherigen Räuberelen zu haben — wie dies vor- 
geschlagen worden ist —, hieße ihm den Todesstoß 
versetzen und der wirtschaftlichen Entwicklung des 
Bezirkes einen schweren Schaden zufügen. Helden- 
orte wie Paka, Kamale, Mogudi, Humumsi usw. 
schätze ich auf je 3000 bis 4000 Einwohner und 
die Gesamtzahl der Mandara-Bewohner überschläglich 
auf ¼ Million, niedrig gerechnet — Oberleutnant 
Schipper tat es nicht unter elner halben —. Wie 
es nun hier gelungen ist, mit einer großen Anzahl 
von Heldenorten friedlich in Verbindung zu treten und 
sie davon zu überzeugen, daß der Weiße nicht als 
ihr Feind ins Land gekommen ist, trafen gleich 
günstige Berichte vom Posten in Ssagdie über seine 
friedlichen Erfolge bei den Bewohnern des Ssari- 
Massivs ein, die er auf etwa 200 000 Köpfe schätzt. 
Damit aber werden die bisherigen Räubereien, die 
im Grunde genommen doch nur Wiedervergeltungs- 
akte find, ganz von selbst aufhören. Notwendig ist 
die dauernde Verbindung der Regierung mit den 
Helden, um sie vor der Ausbeutung durch die Fullas 
zu schützen, ihre Klagen anzuhören und ihr Ver- 
trauen zu gewinnen sowie diese große Arbeitskraft. 
schon jetzt auf die wirtschaftlichen Ziele des Bezirks 
zu richten. So habe ich sofort dem Posten in 
Ssagdje mehrere Lasten Baumwollsaat zugehen lassen 
und dort ebenso wie in den von mir bereisten 
Gegenden eine Belohnung von 2 Mark für je 20 kg 
entkernte Baumwolle ausgesetzt. 
Die schwache Seite des Volkes ist die Selbst- 
herrlichkelt des einzelnen und die Ohnmacht seiner 
nominellen Oberhäupter, die uns zur Zeit noch 
nötigen, die einzelnen Heidenorte, unter Kontrolle, 
den Fulla-Herrschaften zu belassen. Die wirtschaftliche 
Zukunft des Bezirkes aber liegt zweifelsohne in den 
Händen dieser kräftigen und aufstrebenden Berg- 
bewohner und ist damit auf eine gesündere und 
besser gesicherte Grundlage gestellt, als sie die im 
Niedergang befindlichen Fullas bislang boten. 
  
Sur Lage in Ramerun. 
Die Unternehmungen gegen den Häuptling Ngute 
haben endlich zu elnem vollen Erfolg geführt. Der 
Häuptling Ngute hat sich am 6. April mit seinem 
Sohne Dukwa bei Hauptmann Dominik im Feld- 
lager vor Ngute eingefunden, um seine bedingungs- 
lose Unterwerfung anzuzeigen. ' 
Nach dem Abmarsch der 2., bzw. 4. Kompagnie 
haben keine Gefechte mehr stattgefunden und auch 
Dominik ist auf keinen Widerstand bei seinem Marsche 
auf Ngute gestoßen, wo er am 3. April mit 75 Far-
	        
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