Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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liche Rückkehr birgt in sich eine ganz andere Gewähr 
für die Zukunft, als wenn diese Leute mit Waffen- 
gewalt eingefangen worden wären. Das Sammel- 
werk geht immer noch fort, und nach einer neueren 
Mittellung hat sich auch der besonders feindselige 
Bandenführer Andreas von Otjimbingwe mit seinem 
ganzen Volk auf Otjiha5nena gestellt. Die Missionare 
haben die Hände voll zu tun, die von der Reglerung 
gelieferten Lebensmittel auszuteilen und Kleidungs- 
stücke darzureichen, woran immer noch großer Mangel 
ist. Die Kranken werden behandelt, so gut es geht; 
die Gesunden zur Arbeit angewiesen und dann auf 
andere Plätze geschickt, damit sie wieder für andere 
Raum machen. Gott hat sich zu diesem Friedens- 
werk bekannt und unsere Mission öffentlich gerecht- 
fertigt. Auf den Sammelplätzen wird auch mit den 
Helden denn nur die Hereinholenden sind 
Christen — gesungen und ihnen Gottes Wort ver- 
kündet in einer Weise, wie sie es fassen können. 
Ebenso werden die 2000 eingeborenen Arbeiter an der 
Otavibahn gepflegt, und die Gefangenen in Lüderitz- 
bucht und Swakopmund besucht und getröstet in ihrem 
Elend, das durch die Maßregeln der Regierung nach 
und nach gemildert wurde. Ein hoffnungerweckendes 
Zusammenströmen ist da. Das Volk verlangt zunächst 
zwar nach äußerer Hilfe, aber doch auch nach Gottes 
Wort. 
Keetmanshoop und Rehoboth sind mit je etwa 
1400 Gemeindegliedern die beiden größten Ge- 
meinden, die an Seelenzahl seit 1903 (vor dem 
Aufstand) zugenommen haben. Daß ihre Abend- 
mahlsberechtigten nur etwa 40 v . betragen, zeigt 
an, daß dort etwa 60 vH. noch nicht konfirmierte 
Kinder und junge Leute sind. Die nächstfolgende 
Gemeinde ist Berseba (977), dann Windhuk (737, 
ohne die Gefangenen). Das 1902 gegründete 
Karibib hatte im folgenden Jahre 150, seht aber 
bereits über 600 Gemeindeglieder und die aller- 
größte Zahl von Taufbewerbern (400). 
Die Zahl der Missionsschulen ist durch den 
Aufstand von 58 auf 34 zurückgegangen; gleichwohl 
ist die Schülerzahl um 355 gestiegen. Windhuk mit 
380 Schülern steht hier an erster Stelle; Karibib, 
Rehoboth und die Bergdamarastation Okombahe 
folgen in kleinen Abständen nach. Namaland blelbt 
hierin etwas zurück. 
Inspektor Spiecker, der vom 5. bis 7. Mai in 
Otjihasnena wellte, berichtet von dort: Es befinden 
sich gegenwärtig 1143 Herero am Platze, nämlich 
die 150 Boten mit ihren Familien und eine Schar 
von alten und kranken Gefangenen, die nicht mit 
den arbeitsfähigen Leuten nach Windhuk weiterge- 
sandt werden konnten. Die Eingeborenen wohnen 
alle in Graspontoks, die nahe beim Missionshaus 
in geraden Reihen erbaut sind. Ihr Leben macht 
keinen gedrückten Eindruck. Für den Lebensunter- 
halt sorgt die Regierung in anerkennenswerter Weise. 
Missionar Diehl hat täglich 10—12 Sack Reis oder 
Mehl nötig, um den Hunger der Leute zu stillen. 
  
  
  
Die Nahrungsmittel werden täglich einmal becher- 
weise ausgetellt, was keine geringe Mühe ist. Natür- 
lich werden die hier weilenden Herero zu mancherlel 
Arbeiten herangezogen, die sich auf die Verbesserung 
und Reinhaltung des Sammellagers beziehen. Von 
den ehemaligen Missionsgärten ist keine Spur mehr 
vorhanden. An ihrer Stelle hat Diehl eine lange 
Strecke am Flußufer mit Mais bepflanzen lassen, 
wovon eine kleine Ernte in Aussicht steht. 
Aus fremden RKolonien und 
Produhtionsgebieken. 
Umsatzsteuer auf Edelsteine. 
Der für das französische Madagaskar-Gebiet 
laut Dekret vom 21. November 1905 vorgesehene 
Wertzoll für Edelsteine, die in dieser Kolonie ge- 
wonnen werden, ist für 1906 durch Verordnung 
vom 22. Februar 1906, wie folgt, festgesetzt worden: 
1. Bel der Ausfuhr wird eine Gebühr von 5 Fr. 
pro Kilo für Steine, die für die Industrie, 
und von 10 Fr. pro Kilo für solche, die für 
Juwelierzwecke bestimmt sind, erhoben. 
2. Der außerdem zur Erhebung kommende Zu- 
schlag von 5 v. H. auf Steine, die durch Gru- 
benarbeit gewonnen, und von 10 v. H. auf 
solche, die durch Muten gefunden werden, 
wird bei Vorlage der Verkaufsrechnung bezahlt. 
Diese Steine müssen mit einem Begleitschein, der 
genau den Ursprungsort erkennen läßt, versehen sein. 
Aufhebung des Verbots der Auefuhr von Baumwollen= 
samen in Süd--Rigeria. 
(The Board of Trade Journal Nr. 495, S. 364.) 
Durch eine Bekanntmachung Nr. 1 vom Jahre 
1906 ist das durch die Bekanntmachung Nr. 2 vom 
Jahre 1905 erlassene Verbot der Ausfuhr von 
Baumwollensamen mit Wirksamkelt vom 18. Jannar 
1906 ab aufgehoben worden. 
(Deutsches Handels-Archiv 1906, Juli-Hest.) 
Die Baumwollkultur in Französisch-Westafrika. 
Über die in den letzten zwei Jahren von der 
Association cotonnière coloniale unternommenen 
Versuche zur Einbürgerung des Baumwollbaues in 
Französisch-Westafrika berichtet der suspecteur des 
Services d'Agriculture beim Generalgouvernement 
von Französisch-Westafrika in einer Abhandlung, be- 
tltelt Ia duestion cotonnière en Afrique occi- 
dentale française en 1905. Melun, Imprimerie 
Administrative 1906. Dieser Abhandlung sind 
die nachfolgenden Angaben eninommen. - 
Die angestellten Versuche erstreckten sich auf drei 
Gebiete: das Senegaltal, das Nigerbecken und
	        
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