Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Doppelzeniner im Werte von 40 Millionen Franken 
betrug. Der Dienst auf den Seen und Flüssen wird 
durch etwa 100 Fahrzeuge versehen, von denen 
einige dreißig der größten dem Kongostaat gehören. 
Die Bauarbeiten an den Stanley-Fällen und 
Mahagi sind nicht zu schwierig, obglelch sie in Ur- 
wäldern und Sümpfen stattfinden. Auch isi in 
Mahagi und auf dem Nil das Klima ausgezeichnet, 
was diesen Punkt für den Hauptort einer großen 
Straße günstig macht. 
4. Die ostafrikanischen Bahnen. 
Die 940 km der Ugandabahn waren in einem 
vollständig unwirtlichen und ungesunden Gebiet 
zu bauen, in dem kein Europäer arbeiten und leben 
konnte. Das Fieber dezimierte die Menschen, und 
die Tsetsefliege tötete die Lasttiere. Man mußte 
deshalb 20 000 indische Kulis kommen lassen, für 
die wieder der Proviant einzuführen war. Auch 
Wassermangel auf einer 400 km langen Strecke 
bildete eine große Schwierigkeit. 
Die Arbeit dauerte sechs Jahre. Die Linie 
beginnt in Kilendi bel der Insel Mombassa und 
endet in Port Florence am Victoria Nyanzasee. 
Die Linie hat Schienen von 25 kg auf den laufenden 
Meter auf Metallquerschwellen. Die Fahrt dauert 
gewöhnlich zwei Tage. Täglich geht ein Zug, und 
wöchentlich ein Expreßzug. Diese Linie hat 130 
Millionen Franken gekostet, transportiert vorläufig 
bereits mehrere Tausend Tonnen jährlich und der 
Verkehr steigt ständig und schnell. 
Der östliche Teil des afrikanischen Südens vom 
16. Grad wird in kurzem von einem Eisenbahnnetz 
durchzogen sein, das durchaus die Möglichkeit schafft, 
die Kohlen-, Gold= und Diamantengruben des Kap- 
landes, der Oranjekolonie und Transvaals sowie die 
landwirtschaftlichen Produkte und die für diese Länder 
so wichtigen Produkte der Viehzucht zu verwerten. 
Die Engländer planen, die Linlen von Harrar 
nach Gibuti und Ankober zu führen, längs dem 
Abai, dem Tamasee, dem Sobat bis Chartum. Auf 
dieser Strecke wird dann Ostafrika einen leichten 
Absatzquell für die Produkte aus dem Innern nach 
der Region der Seen und der Küste des Mittel- 
ländischen Meeres haben. 
5. Die nordwestafrikanischen Bahnen. 
An der nordwestafrikanischen Küste gebührt 
Frankreich der Ruhm, den ersten Anstoß zum Eisen- 
bahnbau gegeben zu haben. Während das Projekt 
einer Parallellinie zum Senegal von St. Louts nach 
Kayes nicht durchgeführt wurde, ist die Vereinigung 
des Senegal mit dem Niger über Kayes und Kuli- 
koro (560 km) zustande gekommen. Zur Unter- 
sützung dieser Linie, welche für die Entwickelung der 
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Kultur der Baumwolle und der Hlfrüchte dienen 
soll, ist schon eine neue Linie beschlossen von Thies 
nach Kayes und St. Louis Dakar. Ferner wird 
nach dem Osten hin eine Bahn von Kotonu abgehen, 
um den Niger bei den Bussafällen zu erreichen. 
Von Karussa ist der Niger mit der Küste von 
Französisch-Guinea nach Conakry längs des Dworeka 
durch eine Strecke von 300 km verbunden. 
An der Küste von Avorio ist eine Linie über 
Acredion nach Kong geplant. 
Die Linie Abomey nach Karimana längs des 
Nigers, die sich bei Timbuktu mit der Linie, die 
durch die Wüste bis zum algerischen Netz geplant 
ist, verbinden soll, wird in absehbarer Zeit schwerlich 
gebaut werden. Als Ersatz dient die Linie Kotonn 
—Abomey—Pavaiguan. Auch können 2000 km 
weit die schiffbaren Flüsse der Kolonien benutzt 
werden. 
Die Engländer sind nicht sehr glücklich beim 
Bau der Bahnen an der Goldküste gewesen; doch ist 
es ihnen gelungen, die Strecke zwischen Tarkra und 
Kumassi bei den Aschantis zwecks Ausnutung der 
Goldminen herzustellen. 
Zwischen Lagos und Ibadan ist die Bahn in 
vollem Betriebe und dieselbe wird auch die Ver- 
bindung mit dem Riger bis Diebba bewerkstelligen, 
um dann weiter auf der linken Seite des Flusses 
bis nach Zungeru, der neuen Hauptstadt Nigerias, 
geführt zu werden. Auch diese Strecke geht durch 
Baumwollplantagen. 
Die übrigen Bahnlinien, deren Zahl bereits 
jetzt sehr groß ist und sich ständig vermehrt, haben 
für den kontinentalen Verkehr des afrikanischen 
Weltteils — vorläufig wenigstens — keine Be- 
deutung. Ihre lokale Wichtigkeit für die einzelnen 
Schubgebiete ist allerdings oft eine desto größere, 
denn nur durch ihre Vermittlung ist es möglich, 
die Produkte des Innern hinreichend schnell und 
billig nach der Küste zu schaffen und die Kolonie 
so an den Weltverkehr anzuschließen. Zudem dürften 
diese Lokalbahnen allmählich fortschreitend Anschluß 
an das Hauptsystem der afrikanischen Eisenbahnen 
erhalten. 
In den deutschen Schutzgebieten sind hier 
folgende Bahnen zu erwähnen: 
In Deutsch-Ostafrika sind von der Usambara= 
bahn zur Zeit 128 km in Betrieb. Eine zwelite 
Bahn wird von Daressalam aus gebaut. Die ge- 
plante Länge ist 220 km. 
In Togo führt eine Küstenbahn vom Orte 
Lome 45 km weit nach Anecho. Eine zweite Linie 
Lome —Palime wird im ganzen 120 km lang sein 
und ist bereits teilweise in Betrieb. » 
In Kamerun ist das Bahnprojekt Duala— 
Manenguba genehmigt. Die Bahn wird 160 km 
lang werden.
	        
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