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Rhodesia.
Die Chartered Company hat ein neues Programm
zur Hebung der Besiedlung ihres Gebiets aufgestellt.
Die englische Monatsschrift „The Colonizer“ macht
in ihrem Oktoberheft darüber Mitteilungen, denen
wir folgendes entnehmen:
In grundsätzlicher Beziehung werden für das
Vorgehen der Chartered Company nachstehende Ge-
sichtspunkte maßgebend sein:
1. Vorläufige Elnrichtungen, die es den An-
siedlern ermöglichen, praktische Erfahrungen zu
sammeln; tellweise Urbarmachung des Landes vor
der Ubernahme durch die Ansiedler;
2. Unterstützung des landwirtschastlichen Berufs;
3. Ratenweise Abzahlung der für Land, Gebäude
und Meliorationen zu leistenden Summen mit mehr-
jähriger Frist und Verzinsung der ausstehenden Raten;
4. Unterstützung bei Begründung elnes Vieh-
standes; »
5. Gemeinsame Ubernahme von Lieferungen für
den Markt;
6. Zurückbehaltung jedes zweiten Landblocks für
die Gesellschaft. ·
Die aufgeführten Grundsätze haben sich in der
„Orange River Colony“ bereits praktisch bewährt.
Die Farmen sollen also an die ersten Ansiedler zu
niederen, aber angemessenen Preisen, die dem Markt-
preise der Grundstücke entsprechen, abgegeben werden.
Wert ist aber dabei darauf zu legen, daß der
vergebende Landeigner immer einen Block zwischen
zwei Ansiedlerblöcken für sich reserviert. Den Leuten
ist in einer vernünftigen Weise beizustehen, ohne sie
aber zu verwöhnen. Dies empfiehlt sich umsomehr,
als die Erfolge jedes einzelnen Siedlers der ganzen
Ansiedlung wie dem Siedlungssystem zu gute kommen.
Im Hinblick hierauf ist insbesondere auch bei der
Auswahl der Ansiedler mit großer Vorsicht zu Werke
zu gehen.
Was not tut sind Leute, welche auf dem Lande
geboren sind und den landwirtschaftlichen Beruf von
Grund auf verstehen. Bedürfen sie der Hilfe, so ist
ihnen grundsätzlich mit anderen als Geldmitteln bei-
zuspringen. Sie sind dann so lange unter Aufsicht
zu halten, bis sie wieder imstande sind, auf eigenen
Füßen zu stehen. Der eigene Fleiß muß die Leute
erfolgreich machen. Ihr Beispiel lockt andere an.
Was die Baustelle für das Zentralgehöft anlangt,
so empfiehlt sich deren Lage möglichst in der Mitte
des Blocks, von wo die Hauptbewässerungsanlagen
beherrscht werden können.
Der Verbindungsweg zwischen dem Zentralgehöft
und dem nächsten Punkt der Bahrnlinie ist so anzu-
legen, daß er der Ansiedlung in ihrer Gesamtheit
von größtmöglichem Nutzen ist.
Anordnungen für die Unterbringung solcher
Leute, die sich vor Ubernahme eines eigenen Betriebs
einer einjährigen Vorbereitung unterziehen wollen,
sowie zur Sicherstellung des Viehbedarfs für den
Neusiedler find zu treffen.
In Nordwest-Rhodesia soll eine Menge Vieh
billig zu haben sein, ebenso im Nordosten, im „Fort
Jameson-Distrikt"“.
Als empfehlenswert wird weiter erachtet, vor
Überwelsung auf jeder Farm etwa 12 ha zu kulti-
vieren und für die Ansiedler eine amtliche Vertrauens-
person als Farminspektor zu bestellen. Dleser hat
der Kolonie mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sie
ab und zu aufzusuchen, ohne sie dabei zu sehr zu be-
vormunden, und darüber zu wachen, daß keine aus-
sichtslosen Versuche gemacht werden. Für die einzelnen
Ansiedlungskomplexe wird die Einrichtung von auf
kooperativer Basis beruhenden Warengeschäften empfoh-
len, in denen alle Lebensmittel und die für den
Eisnbetei notwendigen Werkzeuge erhältlich sem
ollen.
Für den Betrieb einer Farm von 1000 bis
1500 Acres (etwa 400 bis 600 ha) wird ein Ka-
pital von 700 K (14, 000 Mk.) als erforderlich er-
achtet. Diese Summe schließt in sich die Überfahrt
nach der Kolonie, Errichtung elnes Nothauses, Möbel,
Werkzeug, Geschirr, Vieh, Samen, Löhne, Geflügel,
Ratenzahlung, Lebensunterhalt für das erste Jahr
für den Farmer und seine Familie und 70 S
(1400 Mk.) für Nebenausgaben.
Britisch-Ueu-Guinea.
(Fortsetzung.)
Physikalische Beschaffenheit und Produkte.
Die Erforschung Neu-Guineas ist in einiger
Entsernung von den Küsten und den Wasserläufen
mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden, da
das Land mit ungewöhnlich dichter Vegetation be-
deckt ist. Die Beschaffenheit der Bodenoberfläche
und die geologische Zusammensetzung des Unter-
grundes sind deshalb zum großen Teil noch unbekannt.
Im Innern der Insel gibt es weite Strecken, wohin
nie der Fuß eines Weißen gekommen ist. Auf der
östlichen Halbinsel ziehen sich mehrere Bergketten hin,
die sich nach Westen hin vereinigen und eine Zentral-
kette bilden, die zahlreiche sehr hohe Gipfel, z. B.
den Viktoriaberg (4000 m), besitzt. Im Norden
des Golfs von Papua teilen sich die Ketten und
werden beträchtlich niedriger. Der westliche Teil
des Gebietes ist flach und sumpfig.
Das Land besitzt ein prächtiges Flußnetz. Die
zwei Hauptflüsse sind der Fly, der 1000 km lang
und an seiner Mündung mit Hinzurechnung seines
Zuflusses Strickland ungefähr 80 km breit ist, und
der Purarl. Letztere beiden Flüsse sind dem
Papua-Golf tributär. Die andern Wasserläufe sind
kürzer und reißender; zu erwähnen sind der Yodda,
der Gira, der Mambare, der Kumusi und der
Bamu.
Man findet fast überall im Innern ausnehmend
fruchtbares Land. Zum großen Teil ist der Boden
vulkanischen Ursprungs, und an vielen Stellen würde