Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Rhodesia. 
Die Chartered Company hat ein neues Programm 
zur Hebung der Besiedlung ihres Gebiets aufgestellt. 
Die englische Monatsschrift „The Colonizer“ macht 
in ihrem Oktoberheft darüber Mitteilungen, denen 
wir folgendes entnehmen: 
In grundsätzlicher Beziehung werden für das 
Vorgehen der Chartered Company nachstehende Ge- 
sichtspunkte maßgebend sein: 
1. Vorläufige Elnrichtungen, die es den An- 
siedlern ermöglichen, praktische Erfahrungen zu 
sammeln; tellweise Urbarmachung des Landes vor 
der Ubernahme durch die Ansiedler; 
2. Unterstützung des landwirtschastlichen Berufs; 
3. Ratenweise Abzahlung der für Land, Gebäude 
und Meliorationen zu leistenden Summen mit mehr- 
jähriger Frist und Verzinsung der ausstehenden Raten; 
4. Unterstützung bei Begründung elnes Vieh- 
standes; » 
5. Gemeinsame Ubernahme von Lieferungen für 
den Markt; 
6. Zurückbehaltung jedes zweiten Landblocks für 
die Gesellschaft. · 
Die aufgeführten Grundsätze haben sich in der 
„Orange River Colony“ bereits praktisch bewährt. 
Die Farmen sollen also an die ersten Ansiedler zu 
niederen, aber angemessenen Preisen, die dem Markt- 
preise der Grundstücke entsprechen, abgegeben werden. 
Wert ist aber dabei darauf zu legen, daß der 
vergebende Landeigner immer einen Block zwischen 
zwei Ansiedlerblöcken für sich reserviert. Den Leuten 
ist in einer vernünftigen Weise beizustehen, ohne sie 
aber zu verwöhnen. Dies empfiehlt sich umsomehr, 
als die Erfolge jedes einzelnen Siedlers der ganzen 
Ansiedlung wie dem Siedlungssystem zu gute kommen. 
Im Hinblick hierauf ist insbesondere auch bei der 
Auswahl der Ansiedler mit großer Vorsicht zu Werke 
zu gehen. 
Was not tut sind Leute, welche auf dem Lande 
geboren sind und den landwirtschaftlichen Beruf von 
Grund auf verstehen. Bedürfen sie der Hilfe, so ist 
ihnen grundsätzlich mit anderen als Geldmitteln bei- 
zuspringen. Sie sind dann so lange unter Aufsicht 
zu halten, bis sie wieder imstande sind, auf eigenen 
Füßen zu stehen. Der eigene Fleiß muß die Leute 
erfolgreich machen. Ihr Beispiel lockt andere an. 
Was die Baustelle für das Zentralgehöft anlangt, 
so empfiehlt sich deren Lage möglichst in der Mitte 
des Blocks, von wo die Hauptbewässerungsanlagen 
beherrscht werden können. 
Der Verbindungsweg zwischen dem Zentralgehöft 
und dem nächsten Punkt der Bahrnlinie ist so anzu- 
legen, daß er der Ansiedlung in ihrer Gesamtheit 
von größtmöglichem Nutzen ist. 
Anordnungen für die Unterbringung solcher 
Leute, die sich vor Ubernahme eines eigenen Betriebs 
einer einjährigen Vorbereitung unterziehen wollen, 
sowie zur Sicherstellung des Viehbedarfs für den 
Neusiedler find zu treffen. 
  
In Nordwest-Rhodesia soll eine Menge Vieh 
billig zu haben sein, ebenso im Nordosten, im „Fort 
Jameson-Distrikt"“. 
Als empfehlenswert wird weiter erachtet, vor 
Überwelsung auf jeder Farm etwa 12 ha zu kulti- 
vieren und für die Ansiedler eine amtliche Vertrauens- 
person als Farminspektor zu bestellen. Dleser hat 
der Kolonie mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sie 
ab und zu aufzusuchen, ohne sie dabei zu sehr zu be- 
vormunden, und darüber zu wachen, daß keine aus- 
sichtslosen Versuche gemacht werden. Für die einzelnen 
Ansiedlungskomplexe wird die Einrichtung von auf 
kooperativer Basis beruhenden Warengeschäften empfoh- 
len, in denen alle Lebensmittel und die für den 
Eisnbetei notwendigen Werkzeuge erhältlich sem 
ollen. 
Für den Betrieb einer Farm von 1000 bis 
1500 Acres (etwa 400 bis 600 ha) wird ein Ka- 
pital von 700 K (14, 000 Mk.) als erforderlich er- 
achtet. Diese Summe schließt in sich die Überfahrt 
nach der Kolonie, Errichtung elnes Nothauses, Möbel, 
Werkzeug, Geschirr, Vieh, Samen, Löhne, Geflügel, 
Ratenzahlung, Lebensunterhalt für das erste Jahr 
für den Farmer und seine Familie und 70 S 
(1400 Mk.) für Nebenausgaben. 
Britisch-Ueu-Guinea. 
(Fortsetzung.) 
Physikalische Beschaffenheit und Produkte. 
Die Erforschung Neu-Guineas ist in einiger 
Entsernung von den Küsten und den Wasserläufen 
mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden, da 
das Land mit ungewöhnlich dichter Vegetation be- 
deckt ist. Die Beschaffenheit der Bodenoberfläche 
und die geologische Zusammensetzung des Unter- 
grundes sind deshalb zum großen Teil noch unbekannt. 
Im Innern der Insel gibt es weite Strecken, wohin 
nie der Fuß eines Weißen gekommen ist. Auf der 
östlichen Halbinsel ziehen sich mehrere Bergketten hin, 
die sich nach Westen hin vereinigen und eine Zentral- 
kette bilden, die zahlreiche sehr hohe Gipfel, z. B. 
den Viktoriaberg (4000 m), besitzt. Im Norden 
des Golfs von Papua teilen sich die Ketten und 
werden beträchtlich niedriger. Der westliche Teil 
des Gebietes ist flach und sumpfig. 
Das Land besitzt ein prächtiges Flußnetz. Die 
zwei Hauptflüsse sind der Fly, der 1000 km lang 
und an seiner Mündung mit Hinzurechnung seines 
Zuflusses Strickland ungefähr 80 km breit ist, und 
der Purarl. Letztere beiden Flüsse sind dem 
Papua-Golf tributär. Die andern Wasserläufe sind 
kürzer und reißender; zu erwähnen sind der Yodda, 
der Gira, der Mambare, der Kumusi und der 
Bamu. 
Man findet fast überall im Innern ausnehmend 
fruchtbares Land. Zum großen Teil ist der Boden 
vulkanischen Ursprungs, und an vielen Stellen würde
	        
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