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Nachrichten aus den deulschen Schuhgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deulsch · Vltafrika.
Der weg zum lliassa-See.
In der „Deutschen Kolonialzeltung“ werden
Aufzeichnungen über den Weg über den Sambefi
und den Schire zum Nijassa-See veröffentlicht. Der-
artige, übrigens durch ausgezeichnete Illustrationen
erläuterte Aufzeichnungen sind wertvoll, denn mög-
licherweise wird dieser Weg mit der Zeit gänzlich
ausfallen, weil seit Jahren ein Rückgang in den
von beiden Flüssen geführten Wassermengen zu ver-
zeichnen ist. Deshalb konnte gar nicht so unrecht
gesagt werden: „Eigentlich ist der Chinde-Njassa-
Wasserweg gar kein Wasserweg mehr. Wir um-
gehen die Stromläufe unter Uberwindung großer
Schwierigkeiten und mit großen laufenden Unkosten,
well wir sie nicht mehr benutzen können. Die
Wasserverhältnisse verschlechtern sich von Jahr zu
Jahr, und bald werden nur noch ausgedehnte
Sumpfflächen die Gegenden andeuten, die noch vor
zwölf Jahren reißende und etwa durchschnittlich vier
Fuß tiefe Wassermassen durchzogen.“
Es gibt wohl keine Verkehrs= und Transport-
mittel, die auf dem Wege von Chinde zum Mijassa-
See nicht zur Anwendung gekommen oder wenlgstens
versucht worden wären. Man reist zu Wasser mit
Dampfern und Booten aller Art, zu Lande in der
Sänfte getragen, auf Maultleren oder Ochsenkarren,
zu Fuß, mit der Eisenbahn und mancher sogar mit
dem Kraftwagen. Bei Gütern kommt gewöhrlich
das alte afrikanische Beförderungsmittel, nämlich die
Köpfe der Eingeborenen, für weite Strecken in
Betracht.
Trotzdem ist dlese Verbindung immer noch
dem Landtransport von der deutschen Küste her
erheblich überlegen und eine Eisenbahn verbindung
zwischen der deutschen Küste und dem Nyassasee
wäre allein imstande, den Verkehr nach dem See
dauernd über unser Schutzgebiet zu leiten.
Vom Bahnbau Daressalam — Morogoro.
Einem Bericht der Firma Philipp Holzmann
& Co. über den Stand der Bauarbeiten für die
Eisenbahn von Daressalam nach Morogoro am
1. Oktober 1906 entnehmen wir folgende Einzel-
heiten:
In der Abteilung 1 (Kilometer 0 bis Kilo-
meter 99) sind die Erdarbeiten fertig bis auf
die Herstellung des Dammes in der Kinganiebene,
für den noch etwa 25 000 chm zu bewegen sind.
Fertig sind ferner alle provisorischen Brücken und
Umfahrungen bis zum Ruvu. In der 52 km
langen Sektion III beträgt die Länge der fertig-
gestellten Strecke 40 km. Es sind demnach noch
12 km in Arbeit, die derart beschleunigt werden,
daß das Vorstrecken des Oberbaues durch sie nicht
aufgehalten werden kann. In der Sektion IV sind
die Erdarbelten beendet und zum Tell noch in der
Ausführung begriffen bis Kllometer 190. In
Angriff genommen ist in der Sektion V die Strecke
von Kilometer 190 bis Kilometer 206.
Die Brücken und Durchlässe sind von
Daressalam bis Kilometer 39 fertig gemauert und
zum Tell noch in der Ausführung begriffen, außer-
dem auf der Strecke von Kilometer 144 bis 178.
Mit den Vorarbeiten für den Bau der Kingani-
brücken ist begonnen.
Die Gleisspitze liegt gegenwärtig auf Station
Ruvu (Kilometer 87). Außerdem wurden 5 km
Anschlußgleis nach dem seitlich von Kilometer 67
liegenden Steinbruch vorgestreckt.
Fertig beschottert sind bis jetzt 25 km auf
der Linie bis Kilometer 30 sowie die Gleisanlagen
des Bahnhofes Daressalam. Nachdem die noch in
Upangwa und auf Kllometer 27 llegenden Schotter-
mengen eingebaut sind, werden diese beiden Stein-
brüche in den nächsten Wochen außer Betrieb gesetzt
und der ganze Bedarf an Schotter bis Kilometer
120 aus dem Steinbruche bei Kilometer 67 gedeckt,
der ein sehr gutes Material liefert. Die Her-
stellung der Gleisanlagen und die Montage der
maschinellen Elnrichtungen auf Kilometer 67 werden
voraussichtlich Ende d. M. beendet sein.
Die Telegraphenleitung ist vorläufig pro-
visorisch bis Ruvu vorgelegt und mit Fernsprech-
einrichtungen versehen. Das definitive Verlegen der
Leitung erfolgt jetzt glelchzeitig mit dem Vorstrecken
des Oberbaues.
Der Bahnhof Daressalam ist bis auf das
Werkstattgebäude fertiggestellt. Auch für dieses sind
die Fundamente für die Eisenkonstruktion bereits
hergestellt.
Betriebsfertig ist außerdem die Station Pugu,
während die Hochbauten der Bahnhöfe Soga,
Ruvu und Ngerengere bald in Angriff ge-
nommen werden.
HKamerun.
Lüdfkamerun-Grenzexpedition.
Von Hauptmann Förster, dem I. Kommissar
der Südkamerun-Grenzexpedition liegt ein Bericht
aus Mabore vom 24. August d. J. vor, demzu-
folge die gemischte Grenzkommission mit allen
Kräften bestrebt war, die Arbeiten vor dem Anfang