Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Die sftakaokultur in llhéos. 
Es gibt in Ilhéos drei Arten von Kakao — 
„gewöhnlichen“", „Para“ und „Maranhäo“. 
In Ilhéos werden alle diese Arten in großem 
Maßstabe angebaut, indem man für diese oder 
lene Art den dazu geeigneten Boden wählt. 
Deer zur Kultur von Kakao passende Boden 
ist der pflanzenreiche, der sich aus vermoderten 
Pflanzen und organischen Materien gebildet hat. 
Sein Aussehen ist fettartig und schlüpfrig. Ge- 
wöhnlich ist der Boden bewachsen, unter anderm 
mit riesenhaften Bäumen, wie: jaquetiba, péqui, 
Päo de oleo (Olholz), virote, imbirugu und 
anderen weicheren Hölzern, die leicht mit der Axt 
gefällt werden können. Die Flora ist reich an 
Schlinggewächsen, wie marioba, wilden Bananen= 
bflanzen, avenas und auricanas. 
Gewöhnlicher Kakao. Der Kakao, dessen 
Kultur zuerst in Ilhéos eingeführt wurde, ist ohne 
Zweifel derjenige, der dem Pflanzer den größten 
Vorteil bietet. Zu dessen Anpflanzung wird 
keinerlei mechanische Arbeit auf dem dazu be- 
stimmten Boden vorgenommen. Nachdem das 
ausgerodete Unkraut verbrannt worden ist, pflanzt 
man den Kakao (3 bis 4 Bohnen) neben einer 
anderen, schneller wachsenden Pflanze, damit er 
durch deren Schatten geschützt wird, bis er an- 
fängt auszuästen. Gewöhnlich wird als Schutz= 
pflanze für den wachsenden Kakao die Maniok= 
pflanze gewählt, nicht allein wegen ihres schnelleren 
Wachstums, sondern auch, weil ihre Wurzel als 
das Brot Brasiliens gilt. 
Der gewöhnliche Kakaobaum trägt die ersten 
Früchte im dritten oder vierten Jahre. Sein 
Stamm wächst senkrecht und erreicht manchmal 
seine größte Höhe mit 7 m bei einem Durch- 
messer von 0,2 bis 0,3 m. Der Stamm neigt 
sich manchmal dem Boden zu. Dies trägt dazu 
bei, daß der Kakaobaum mehr Frucht trägt; 
vielleicht aus dem Grunde, weil seine Wurzeln 
so mehr Luft erhalten und leichter den Saft des 
Erdbodens einziehen können. Die zwischen der 
Blüte und der Reife der Frucht liegende Zeit 
beträgt 5 Monate, und es ist nichts Seltenes, in 
einer Frucht 40 bis 60 Bohnen zu finden. 
Der gewöhnliche Kakaobaum liefert weniger 
Früchte als irgend eine andere Art. Dagegen 
sind aber seine Bohnen schwerer. Die Kultur 
des gewöhnlichen Kakaobaumes ist diejenige, die 
dem Pflanzer die meisten Vorteile bietet wegen 
der Tatsache, daß der Baum beinahe ein Jahr- 
hundert alt wird; man kennt Kakaobäume dieser 
Art, die über 70 Jahre alt sind und sich noch 
in gutem Zustande befinden. 
Kakav von „Para“. Von allen Kakao- 
arten ist die schönste, ob man den Baum oder 
die Frucht betrachtet, der „Pard“-Kakao. 
  
Der „Pard“-Kakaobaum wächst sehr schnell, 
wird nicht höher als 5 m und besitzt eine be- 
laubtere Krone als der gewöhnliche Kakaobaum. 
Er ist von allen Arten derjenige, der die meisten 
Früchte liefert, deren Bohnen aber weniger Ge- 
wicht als die des gewöhnlichen Kakao haben. 
Die Anpflanzung geschieht in derselben Weise, 
wie die des gewöhnlichen. 
Der „Pard“-Kakaobaum trägt mit dem zweiten 
Jahre Früchte, und viele Bäume blühen schon im 
Alter von kaum einem Jahr. Die Frucht unter- 
scheidet sich von der des gewöhnlichen Kakao- 
baumes durch ihre lebhafte gelbe bis gelb-rötliche 
Farbe. Die Schale ist glatt, ohne Flecken und 
Runzeln. 
Von der Spezies „Kakao do para“ gibt es 
zwei Arten: der wirkliche „Parà“ und der 
„Parà maracuja“. 
Beim ersteren ist die Frucht größer. Beim 
zweiten ist sie kleiner und hat die Form einer 
Maracujda (eine brasilianische Frucht). Trotzdem 
liefert die Barietät Maracufja gerade so viel Bohnen 
wie der wirkliche. 
Die Kultur des Kakao „Para“ hat sich in 
Ilhéos so ausgedehnt, daß heute niemand eine 
andere Sorte anzupflanzen versucht. Der Grund 
dafür ist der, daß er mehr Früchte liefert. Der 
Zeitraum zwischen der Blüte und der Fruchtreife 
beträgt ebenfalls 5 Monate. 
Es gibt in Ilhéos keine bestimmte und gute 
Methode für die Behandlung der Kakaobohnen. 
Es gibt Landwirte, die die Bohnen nicht fer- 
mentieren, sondern sie, wie sie aus der Schale 
entfernt werden, auf der Tenne zum Trocknen 
bringen. Andere lassen sie 2 bis 3 Tage fer- 
mentieren. Manche 4 bis 5 Tage, und es gibt 
nur sehr wenige, die sie die nötigen 6 Tage fer- 
mentieren lassen. Solange die Regierung diesen 
Pflanzungen nicht unbedingt notwendige Ver- 
günstigungen angedeihen läßt, wird man in 
Ilhéos in der ungleichmäßigen Behandlung seines 
einzigen Reichtums fortfahren. Ilhéos benötigt 
guter Verbindungsmittel, praktischer landwirt- 
schaftlicher Schulen, die von geschickten Fach- 
männern geleitet werden, damit die Landwirte 
sich an diese wenden und von ihnen zuverlässige 
Instruktionen über die Behandlung der Kakao- 
bohnen erhalten können. Es dürfte nur wenig 
Personen geben, die sich die Verbesserung der 
Kakaokultur wirklich angelegen sein lassen. Sie 
wird nur ausgebentet, um große Gewinne zu 
erzielen. 
Kakao „Maranhso“. Wenn man in Il- 
héos auch allgemein diese Kakaospezies als eine 
einfache Abart des „Para“-Kakaos betrachtet, so 
genügt es doch nicht, es dabei bewenden zu lassen. 
Der Kakao „Maranhäo“ stammt aus dem
	        
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