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Die sftakaokultur in llhéos.
Es gibt in Ilhéos drei Arten von Kakao —
„gewöhnlichen“", „Para“ und „Maranhäo“.
In Ilhéos werden alle diese Arten in großem
Maßstabe angebaut, indem man für diese oder
lene Art den dazu geeigneten Boden wählt.
Deer zur Kultur von Kakao passende Boden
ist der pflanzenreiche, der sich aus vermoderten
Pflanzen und organischen Materien gebildet hat.
Sein Aussehen ist fettartig und schlüpfrig. Ge-
wöhnlich ist der Boden bewachsen, unter anderm
mit riesenhaften Bäumen, wie: jaquetiba, péqui,
Päo de oleo (Olholz), virote, imbirugu und
anderen weicheren Hölzern, die leicht mit der Axt
gefällt werden können. Die Flora ist reich an
Schlinggewächsen, wie marioba, wilden Bananen=
bflanzen, avenas und auricanas.
Gewöhnlicher Kakao. Der Kakao, dessen
Kultur zuerst in Ilhéos eingeführt wurde, ist ohne
Zweifel derjenige, der dem Pflanzer den größten
Vorteil bietet. Zu dessen Anpflanzung wird
keinerlei mechanische Arbeit auf dem dazu be-
stimmten Boden vorgenommen. Nachdem das
ausgerodete Unkraut verbrannt worden ist, pflanzt
man den Kakao (3 bis 4 Bohnen) neben einer
anderen, schneller wachsenden Pflanze, damit er
durch deren Schatten geschützt wird, bis er an-
fängt auszuästen. Gewöhnlich wird als Schutz=
pflanze für den wachsenden Kakao die Maniok=
pflanze gewählt, nicht allein wegen ihres schnelleren
Wachstums, sondern auch, weil ihre Wurzel als
das Brot Brasiliens gilt.
Der gewöhnliche Kakaobaum trägt die ersten
Früchte im dritten oder vierten Jahre. Sein
Stamm wächst senkrecht und erreicht manchmal
seine größte Höhe mit 7 m bei einem Durch-
messer von 0,2 bis 0,3 m. Der Stamm neigt
sich manchmal dem Boden zu. Dies trägt dazu
bei, daß der Kakaobaum mehr Frucht trägt;
vielleicht aus dem Grunde, weil seine Wurzeln
so mehr Luft erhalten und leichter den Saft des
Erdbodens einziehen können. Die zwischen der
Blüte und der Reife der Frucht liegende Zeit
beträgt 5 Monate, und es ist nichts Seltenes, in
einer Frucht 40 bis 60 Bohnen zu finden.
Der gewöhnliche Kakaobaum liefert weniger
Früchte als irgend eine andere Art. Dagegen
sind aber seine Bohnen schwerer. Die Kultur
des gewöhnlichen Kakaobaumes ist diejenige, die
dem Pflanzer die meisten Vorteile bietet wegen
der Tatsache, daß der Baum beinahe ein Jahr-
hundert alt wird; man kennt Kakaobäume dieser
Art, die über 70 Jahre alt sind und sich noch
in gutem Zustande befinden.
Kakav von „Para“. Von allen Kakao-
arten ist die schönste, ob man den Baum oder
die Frucht betrachtet, der „Pard“-Kakao.
Der „Pard“-Kakaobaum wächst sehr schnell,
wird nicht höher als 5 m und besitzt eine be-
laubtere Krone als der gewöhnliche Kakaobaum.
Er ist von allen Arten derjenige, der die meisten
Früchte liefert, deren Bohnen aber weniger Ge-
wicht als die des gewöhnlichen Kakao haben.
Die Anpflanzung geschieht in derselben Weise,
wie die des gewöhnlichen.
Der „Pard“-Kakaobaum trägt mit dem zweiten
Jahre Früchte, und viele Bäume blühen schon im
Alter von kaum einem Jahr. Die Frucht unter-
scheidet sich von der des gewöhnlichen Kakao-
baumes durch ihre lebhafte gelbe bis gelb-rötliche
Farbe. Die Schale ist glatt, ohne Flecken und
Runzeln.
Von der Spezies „Kakao do para“ gibt es
zwei Arten: der wirkliche „Parà“ und der
„Parà maracuja“.
Beim ersteren ist die Frucht größer. Beim
zweiten ist sie kleiner und hat die Form einer
Maracujda (eine brasilianische Frucht). Trotzdem
liefert die Barietät Maracufja gerade so viel Bohnen
wie der wirkliche.
Die Kultur des Kakao „Para“ hat sich in
Ilhéos so ausgedehnt, daß heute niemand eine
andere Sorte anzupflanzen versucht. Der Grund
dafür ist der, daß er mehr Früchte liefert. Der
Zeitraum zwischen der Blüte und der Fruchtreife
beträgt ebenfalls 5 Monate.
Es gibt in Ilhéos keine bestimmte und gute
Methode für die Behandlung der Kakaobohnen.
Es gibt Landwirte, die die Bohnen nicht fer-
mentieren, sondern sie, wie sie aus der Schale
entfernt werden, auf der Tenne zum Trocknen
bringen. Andere lassen sie 2 bis 3 Tage fer-
mentieren. Manche 4 bis 5 Tage, und es gibt
nur sehr wenige, die sie die nötigen 6 Tage fer-
mentieren lassen. Solange die Regierung diesen
Pflanzungen nicht unbedingt notwendige Ver-
günstigungen angedeihen läßt, wird man in
Ilhéos in der ungleichmäßigen Behandlung seines
einzigen Reichtums fortfahren. Ilhéos benötigt
guter Verbindungsmittel, praktischer landwirt-
schaftlicher Schulen, die von geschickten Fach-
männern geleitet werden, damit die Landwirte
sich an diese wenden und von ihnen zuverlässige
Instruktionen über die Behandlung der Kakao-
bohnen erhalten können. Es dürfte nur wenig
Personen geben, die sich die Verbesserung der
Kakaokultur wirklich angelegen sein lassen. Sie
wird nur ausgebentet, um große Gewinne zu
erzielen.
Kakao „Maranhso“. Wenn man in Il-
héos auch allgemein diese Kakaospezies als eine
einfache Abart des „Para“-Kakaos betrachtet, so
genügt es doch nicht, es dabei bewenden zu lassen.
Der Kakao „Maranhäo“ stammt aus dem