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Arbeitsnachweises und einer Arbeiterfürsorge, mit
der Mission zusammen arbeiten könnte, müßte ein
Versuch lehren, womöglich ehe die englischen
Arbeiterwerber uns die besten Kräfte über die
Grenze gezogen haben. Dann wird sich auch
zeigen, ob die protestantische oder die katholische
Mission sich in diesem Punkte als die lebens-
fähigere erweist. Die Entscheidung darüber kann
einmal weit über die Grenzen der Mission Trag-
weite erlangen.
Das Verhältnis des Hottentotten zu seinem
deutschen Herrn ist folgendermaßen zu charakte-
risieren: Der Hottentott lernt unsere Sprache
schnell, wenigstens verstehen, er beobachtet den
Fremden scharf und hat die Klugheit, mit seinem
Ergebnis zurückzuhalten. In allen drei Punkten
unterscheidet er sich vorteilhaft von der Mehrzahl
unserer Landsleute. Daß der Ansiedler und
Kaufmann der schwierigen Sprache kein Interesse
entgegenbringt, ist ihm nicht zu verübeln. Daß
der Beamte seinen Einfluß auf die Eingeborenen
verdreifacht, wenn er ihre Sprache beherrscht, ist
eine alte Weisheit, aus der die Lehre zu ziehen
in hottentottischem Sprachgebiet mit abnormen
Schwierigkeiten verknüpft gewesen sein würde,
hätte man je daran gedacht, sie zu beherzigen.
Man hat draußen für die Sprache der Hotten-
totten ihrer Schnalzlaute wegen gewöhnlich nur
Spott. Das mag an sich harmlos sein; aber ein
großer Teil unserer Landsleute begnügt sich über-
haupt damit, am Hottentotten das Lächerliche
herauszufinden, und das ist bedenklicher. Kommen
dazu dann die hundert kleinen Verstimmungen,
die niemandem erspart bleiben, der bei seiner
Arbeit auf Eingeborene angewiesen ist, dann kom-
binieren sich bald diese Empfindungen unter dem
äußeren Eindruck der zerlumpten, schmutzigen
Gestalten zu einem Gesamturteil, dessen Ergebnis
unverhohlene Verachtung ist. Mag diese Ver-
achtung nun je nach den Erfahrungen und der
Anlage des einzelnen humoristischer oder er-
bitterter Natur sein, meist paart sich jedenfalls
mit ihr auf unserer Seite ein Bewußtsein ge-
waltiger UÜberlegenheit, das jede nähere Be-
schäftigung mit dem Hottentotten als überflüssig
erscheinen läßt; man glaubt eben, auch so mit
ihm fertig zu werden.
Dabei treten dann die größten Gegensätze im
Verkehr zutage. Demselben Kapitän, der bei
Gelegenheit als „Spitze“ vom Beamten ins Haus
geladen wird, bietet der Händler mit den Worten
„Willst Du einen Schnaps haben, altes Schwein?“
auf seine Weise Gastfreundschaft an. Hier wird
ein Weißer bestraft, weil er einen naseweisen
Hottentotten handgreiflich vom Hofe gejagt hat,
dort teilt einmal der Beamte selbst in begreif-
licher Erregung blaue Striemen aus. Die Züchti-
gung an sich ist nicht das Verwerfliche, sondern
der Widerspruch in der Behandlung. Man mag
das rücksichtslose Vorgehen der Buren im einzelnen
mißbilligen; die Konsequenz aber, mit der auch
der milder denkende Bur, in voller Überein=
stimmung mit seinesgleichen, seine strengen Grund-
sätze dem Hottentotten gegenüber wahrt, ist der
gute Kern dessen, was man an der Fähigkeit des
Buren, mit Eingeborenen umzugehen, rühmen muß.
Einc solche Einheitlichkeit in der Behandlung
der Eingeborenen muß der spontane Ausdruck
übereinstimmender Beurteilung des Eingeborenen-
charakters und der Situation werden. Alle
Kenner der Hottentotten stimmen darin überein,
daß zweierlei im gedeihlichen Verkehr mit ihnen
unentbehrlich ist: In ungezählten Fällen habe
ich die Erfahrung gemacht, daß ein Hottentott die
Strafe, die er seiner eigenen Überzeugung nach
verdient hat, auch erwartet. Es ist in seinen
Augen ein Zeichen von Schwäche oder Beschränkt-
heit, wenn ihm die Strafe dann geschenkt oder
irgendwie umzuckert verabfolgt wird. Er mag
sich für glimpfliche Absolution noch so gerührt
bedanken und, wenn er Christ ist, den Lohn des
„Heere Jezus“ herabwünschen, — wer hinter die
Kulissen sieht, weiß, daß er sich über diese Art
der Behandlung nur lustig macht, er will streng
angefaßt sein. Die Forderung der Gerechtigkeit
ist gleichfalls schon im Interesse der Autorität zu
erheben, auch da, wo es sich nicht um empfind-
liche Strafen handelt.
Auch der Mann, der kein Amt bekleidet,
sollte sich bewußt sein, daß sein privater Verkehr
mit den Eingeborenen im halbzivilisierten Lande
keine reine Privatangelegenheit ist. Jeder einzelne
trägt unmittelbar einen Teil der Verantwortung
für die guten oder schlechten Beziehungen der
beiderlei Rassen. Das Ergebnis dieser direkt ver-
antwortlichen Konfrontierung ist die schärfste Probe
auf die Reife eines Volkes im Bölkerverkehr.
Hier zeigen wir uns deutlich als Anfänger. Wir
schwanken innerhalb zu weiter Grenzen zwischen
antoritätsloser Fraternisiererei und amtlich posieren-
dem Herrentum. Der Mittelweg: Verständnis
der fremden Eigenart bei ruhig fester Wahrung
der eigenen Überlegenheit, liegt uns noch nicht.
Der Vetter jenseits des Kanals ist weltmännischer.
Einstweilen müssen wir also offen bekennen,
daß der Hottentott uns besser kennt als wir ihn.
Schon im Bewußtsein seiner Schwäche verliert er
niemals das Interesse am Studium des weißen
Eindringlings. Seit Generationen und von
Jugend auf geschult, mit List zu Werke zu gehen,
läßt er den Weißen nur in den seltensten Fällen
in die Ergebnisse seiner eigenen Menschenbeob-
achtungen blicken. Wir haben in der Ver-
kennung dieser Sachlage viel preisgegeben: Was