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große Wasserwagen mit eisernem oder hölzernem
Behälter von etwa 250 bl Fassungsraum. Die
Linienführung und der Bau scheinen, soweit ich
beim Bereisen mit Motordräsine und durch Vergleich
mit anderen Bahnen in Ost= und Südafrika und in
Südamerika als Laie beurteilen kann, sehr gut zu
sein. Auf möglichst gerade Linienführung ist Be-
dacht genommen. Stellenweise kommen Kurven
von 100 m Radius vor. Die Züge können diese
nur langsam durchfahren. Nach Fertigstellung
der ganzen Strecke will man ihnen, wenn schnellerer
Betrieb es erfordert, einen größeren Radius geben.
Die Wagen haben teils 11, teils 22 t Trag-
fähigkeit. Sie sowohl wie die Lokomotiven werden
von englischen Firmen in Leeds und Bristol ge-
liefert. Die eisernen Schwellen kommen aus
Belgien, die Schienen aus England, Belgien und
Deutschland (Deutsche Stahlwerke). Die Zahnrad-
lokomotiven und Zahnradschienen werden von
einer deutschen Firma in Eßlingen geliefert.
Im Jahre 1909 hofft man die Bahn bis
Bihe in Betrieb zu haben. Vorläufig fallen die
Einnahmen vom Betrieb der Strecke Lobito—
Benguella der Unternehmerfirma zu. Die Betriebs-
beamten und Stationsvorsteher stehen im Dienste
der Firma Griffith & Co., die etwa 300 Weiße
und 600 Eingeborene beschäftigt und 3 Arzte
angestellt hat.
Von der Firma Griffith & Co. sind auch die
Hafenanlagen in Lobito hergestellt. Ein Holzpier
von 140 m Länge führt vom Strande aus in
einem Bogen in die Bucht und verläuft ziemlich
parallel zum Ufer. Sowohl an der Außen= wie
an der Innenseite, in dem Raume zwischen Pier
und Ufer — hier hat vor einigen Wochen ein
Wörmann-Dampfer von 2500 Reg.-Tons seine
Ladung gelöscht — können große Dampfer bequem
anlegen. Sie löschen direkt in die Eisenbahn-
wagen, die auf dem mit zwei Geleisen versehenen
Pier stehen. Jeden Monat legt ein Wörmann-
Dampfer und ein Union-Castle-Dampfer mit
Fracht für die Unternehmerfirma hier an. Pier-
gebühren werden zur Zeit nicht erhoben. Die
Brücke hat sich bisher gut bewährt und hat vom
Bohrwurm nicht zu leiden gehabt. Man beab-
sichtigt, später einen Kai zu bauen.
Die Bucht ist einer der vorzüglichsten Natur-
häfen, die ich an der afrikanischen Ost= und West-
küste und an der südamerikanischen Westküste
gesehen habe. Lage und Abmessungen ergeben
sich aus der beigefügten Skizze, die von den In-
genieuren der Firma Griffith herrührt und nach
Norden orientiert ist. Die Landzunge ist mit
Sand und stellenweise mit niedrigem Gestrüpp
bedeckt. In 14 Fuß Tiefe findet sich ein Quarz-
riff als Grundlage, das ganz steil abfällt und
den Schiffen fast unmittelbare Annäherung ge-
tattet. Das Wasser ist bedeutend ruhiger als
elbst in Lüderitzböucht. Wind und Strömung
ind wie an der südwestafrikanischen Küste vor-
herrschend Südwest. Versandung wird nicht be-
fürchtet, da die Strömung den etwa hineinge-
schwemmten Sand selbst mit hinausführt.
Aussichten der Reisernte in Britisch-Indien 1907 08.
Das erste Memorandum über die gesamte
Reisernte Britisch-Indiens für die Saison 1907/08
ist unter dem 24. Oktober d. Is. veröffentlicht
worden. Die in diesem Berichte berücksichtigten
Provinzen umfassen ein Arcal, das mehr als
78 v. H. der gesamten in Britisch-Indien unter
Reiskultur stehenden Fläche, wie sie aus dem
Durchschnitte der fünf mit 1905/06 abschließen-
den Jahre berechnet ist, ausmacht. Die aus
Unterburma gemeldete Reisfläche, die Fläche für
Sommerreis in Ostbengalen und Assam und die
Flächen für Sommer= und Herbstreis in Beu-
galen ergeben insgesamt eine Zunahme des Reis-
anbaues gegen das Vorjahr um 423 900 Aeres.
Dies reicht aber noch nicht aus, um die Ab-
nahme aufzuwiegen, die beim Reisanbau in
Madras, Ostbengalen und Assam und beim An-
bau von Winterreis in Bengalen hervortritt;
für diese Provinzen ergibt sich ein Rückgang der
unter Reiskultur stehenden Fläche um 607 900
Acres.
Die Oktoberschätzung gibt die in Beritisch-
Indien mit Reis bestellte Fläche, verglichen mit
den beiden Vorjahren, folgendermaßen an:
1907/08 1906/07 1905/06
Provinzen Flächen in Acres
Bengalen 24 161 800 24 592 900 25 150 600
Ostbengalen
und Assam 15 400 700 16 107 400 15 960 200
Madras 3 747 700 3 815 100 3 725 000
Unterburma 7271 000 6 973 700 6 713 400
Zusammen 50 881 200 51 489 100 51 549 200
Im einzelnen wird aus den im Memorandum
behandelten Provinzen, denen ihr prozentualer
Anteil an der gesamten in Britisch-Indien mit
Reis bestellten Fläche in Klammern beigesetzt ist,
folgendes gemeldet:
Bengalen (34,8 v. H.). Die mit Herbstreis
(Aus) bestellte Fläche wird zu 4 442 600 Acres
gemeldet gegen 4 385 900 Acres im Vorjahre,
was eine Abnahme um 1,3 v. H. ergibt. Die
Witterungsverhältnisse waren zur Pflanzzeit im
großen ganzen günstig. Im Juni und Juli war
dagegen der Regenfall schlecht verteilt. Im
August war er in Orissa und Chota Nagpur sehr
stark, und die Felder auf den niedrig gelegenen