Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Die Perlaustern werden unter Aufsicht der Re- 
gierungsbeamten gesischt und dann in Auktion 
verkauft. Während einer solchen Fischperiode, die 
zuletzt im Frühjahr dieses Jahres an der Nord- 
westküste stattfand, siedelt sich dort für die kurze 
Zeit eine zahlreiche Bevölkerung an, die, auf gut 
Glück spekulierend, die Austern nach Tonnen in 
der Auktion kauft und öffnet, um die Perlen zu 
gewinnen. Die Austern und Schalen verbleiben 
als wertlos auf dem Platze, wo sie die Luft ver- 
pesten oder dem Meere zurückgegeben werden. 
Der Fischfjang wird an der ganzen Küste, im 
Meer und in den Flüssen von den Singhalesen 
getrieben und bietet denselben guten Erwerb. Sie 
bedienen sich hierbei auf dem Mreere eines eigen- 
artigen, sehr schmalen Bootes (ausgehölten Baum- 
stamms) mit Segel(Kanve), das, um nicht zu kentern, 
an der Langseite mit einem parallel schwimmenden 
Balken durch zwei Ausleger verbunden ist. 
Die Edelsteingräberei hat ihren Hauptsitz in 
dem südlichen Teil der Insel, um Ratnapura. 
Dort werden Rubin, Saphir, Topas, Chrysoberyll, 
Beryll, Spinell usw. gefunden. Graphit und 
Glimmer werden auf einem großen Teil der Insel 
gefunden, ein größerer, bergmännischer Abbau 
findet jedoch nicht statt, weil die einzelnen Lager 
hierfür nicht umfangreich genug sind. 
Daß sowohl Singhalesen wie Tamilen auf 
eine höhere Stufe unserer Kultur gezogen 
werden können, sieht man in den Städten wie 
Colombo, Galle usw., wo der akademisch gebildete 
Juristen= und Arztestand ausschließlich durch Sin- 
ghalesen und Tamilen vertreten ist. Ebenso findet 
man Pflanzer, die sich ganz die europäische Technik 
zunutze machen, und Kaufleute sowohl als An- 
gestellte wie in eigenen Geschäftsbetrieben, die sich 
des besten Rufes erfreuen. 
Die auf Ceylon lebende Mischrasse (Halfcast), 
eine Mischung zwischen Europäern und Singhalesen 
oder Tamilen, betätigt sich in den verschiedenen 
Erwerbszweigen; sie ist nicht sehr arbeitsam, und 
man begegnet ihr mit der größten Vorsicht. Man 
sagt, daß diese Mischlinge die schlechten Eigen- 
schaften der beiden Rassen in sich vereinigen. Von 
seiten der Europäer sowohl wie von seiten der 
in guter Position sich befindenden gebildeten 
Farbigen wird der Vermischung der Rassen nach 
Möglichkeit entgegengearbeitet. So ist z. B. die 
Verheiratung eines Europäers in bester gesellschaft- 
licher Stellung mit einer Farbigen Grund genug, 
ihn für die Folge in der Gesellschaft unmöglich 
zu machen. Ebenso äußerten sich mir gegenüber 
angesehene Singhalesen bezüglich der Verheiratung 
mit Europäern. 
Die vorhandenen Asghanen sind fast durchweg 
Händler, in der Hauptsache Geldverleiher, die 
mit der niedern Bevölkerung Geschäfte machen 
  
* 
und deren Gutgläubigkeit oft in unlauterer Weise 
ausnutzen; über ihre Tätigkeit wird viel geklagt. 
Sie wahren sich ihr vermeintliches Recht gegen- 
über den schwächeren Singhalesen und Tamilen 
nicht vor Gericht, sondern durch den Einfluß ihrer 
körperlichen Kraft. Neger sind fast durchweg als 
Diener und Lastträger beschäftigt. 
Die europäische Bevölkerung beschäftigt sich 
zum größten Teil mit der Verwaltung der Plan- 
tagen und, soweit sie in den Städten lebt, mit 
Handel und Industrie. An Industrie findet man 
Olmühlen und Kokosnußbutterfabriken, die auf 
Grund der bedentenden Kokosnußproduktion ent- 
standen sind; Düngerfabriken, die das als Neben- 
produkt gewonnene Kokosnußmehl, Knochen und 
Fische verarbeiten; einzelne Destillationen äthe- 
rischer Ole für die Verarbeitung verschiedener 
Kräuter und Blätter, Maschinen-, Eisfabriken usw. 
Der bedentende Handel setzt sich aus dem 
Export der verschiedenen Landesprodnkte, dem 
Import der Bedarfsartikel für die Insel und der 
Schiffsversorgung für den Durchgangsverkehr zu- 
sammen. Der Import und Export betragen über 
200 Millionen Mark. 
Die Erwerbsverhältnisse, die jahrelang durch 
den Rückgang des Kaffeebaues gelitten hatten, 
besserten sich bei dem Aufschwung des Terbaues 
und sind durch den Gummibau in den letzten 
Jahren sehr gehoben; allseits wird mit größten 
Hoffnungen in die Zukunft gesehen. 
Der Gesundheitszustand der Bevölkerung ist 
im allgemeinen gut, jedenfalls aber besser wie in 
Indien. Pest und Cholera treten sehr viel seltener 
auf und auch Fieber kommt nur in vereinzelten 
Bezirken und nicht in großer Ausdehnung vor. 
Nur in anormalen Jahren (wie z. B. im Jahre 
1906, das infolge des außerordentlich geringen 
Regenfalles im Jahre 1905 zu leiden hatte) 
bilden sich in den ausgetrockneten Niederungen 
größere Fieberherde, die den Gesundheitszustand 
der ganzen Bevölkerung verschlechtern. 
Für den Europäer ist das tropische Klima in 
den meisten Fällen nicht zuträglich. Wenn auch 
eine Anzahl Europäer den größten Teil ihres 
Lebens ohne Schaden zu nehmen auf der Insel 
zugebracht haben, so stellen sich doch bei dem 
größten Teil nach einer Reihe von Jahren Leber- 
und oft auch Nierenleiden ein, falls nicht in 
kürzeren Perioden für Klimawechsel gesorgt wird. 
Besonders sind aber Kinder in der Entwicklung 
gehemmt und infolgedessen müssen sich vielfach 
die Eltern von ihren Kindern trennen und diese 
in Europa erziehen lassen. 
Arbeiter (Coolies). 
An Arbeitskräften ist auch jetzt in den Plan- 
tagen kein Mangel. Von Südindien ist ein
	        
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