Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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dauernder, reichlicher Zuzug von Tamilencoolies, 
da auf Ceylon ein etwas höherer Lohn, wie in 
Südindien gezahlt wird. Tamilen, die sich mit 
der Anwerbung von Coolies befassen (Head Kan- 
ganis), bringen auf Anfordern der Pflanzer zu 
jeder Zeit genügend Cvolies gegen ein Entgelt 
von 2 Cents per Kopf und Arbeitstag herüber, 
wofür der Head Kangani zugleich Oberaufsicht 
und Garantie übernimmt. Der Arbeitslohn be- 
trägt für den erwachsenen Mann durchschnittlich 
34 Cents (Cent 1½/ Pfennig), für eine Frau 
30 Cents und 18 Cents für ein Kind. Zur Be- 
aufsichtigung der einzelnen Arbeiterkolonnen werden 
Vorarbeiter („Kanganis“) beschäftigt, die hierfür 
4 Cents pro Cooly und Tag erhalten. Dem 
Pflanzer kostet somit der erwachsene Arbeiter 
40 Cents per Tag. Die Arbeitszeit ist 8 bis 
10 Stunden. Die Einrichtung, die Coolies durch 
Vermittlung der Head Kanganis zu engagieren, 
wird, trotzdem sich der Arbeitslohn dadurch ver- 
teuert, doch allgemein bevorzugt, besonders da 
os nicht zu vermeiden ist, daß Vorschüsse sowohl 
zur Reise von Indien nach Ceylon wie im Laufe 
der Zeit auf die Arbeit gezahlt werden müssen; 
und hierfür sowohl wie für gute Arbeitsleistung 
übernimmt der Head Kangani Garantie. Zur 
Erreichung der Erfüllung ihrer Pflicht kann der 
Head Kangani mehr Einfluß auf die Coolies 
nehmen, wie der Pflanzer selbst. Der Vorschuß 
wird zum großen Teil nicht bloß in barem Gelde, 
sondern auch in Reislieferungen gezahlt, die der 
Pflanzer besorgt und zum Selbstkostenpreis an 
die Coolies abgibt. 
Für den Aufenthalt auf den Plantagen werden 
seitens der Pflanzer leichte Gebände hergerichtet, 
teilweise werden diese von den Coolies gegen ge- 
ringes Entgelt gemietet, teilweise denselben aber 
auch kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese 
Cooly Lines sind lange, stallartige Gebände aus 
Holz und Palmenblättern, die in einzelne Ab- 
teilungen geteilt sind, wovon jede, ohne irgend- 
welche weitere Einrichtung, 4 bis 5 Personen 
zum Wohnen dient. 
Die Ceylon-Regierung hat sich der Frage der 
Arbeiterbeschaffung in anerkennenswerter Weise 
angenommen, indem sie die Einführung von 
Coolies aus Südindien durch billige Eisenbahn= 
tarife usw. sehr begünstigt und hierfür ein be- 
sonderes Bureau in Rangoon errichtet hat. 
Die Organisation zur Einführung von Cooly- 
arbeitskräften aus Südindien nach Ceylon ist etwa 
folgende: Jede Plantage ist von der Regierung 
unter laufender Nummer registriert und von jeder 
Ortsbezirkspolizei kann der Pflanzer, falls er 
Coolies bedarf, eine beliebige Anzahl Blechmarken 
erhalten, die mit der registrierten Nummer der 
Plautage und laufender Nummer versehen sind. 
  
Solche Blechmarken gibt er dem für ihn zur 
Anwerbung von Coolies tätigen Kangani, und 
diesem dient die Blechmarke als Legitimation, 
auf die der Kangani mit seinen Coolies sowohl 
während der Überfahrt vom indischen Abfahrts- 
platze wie auf der Bahn in Ceylon Fahrt und 
Verpflegung und eventuell auch Barvorschüsse bis 
zu 50 Cents pro Mann erhält, um von der 
letzten Bahnstation bis zur Plantage gelangen zu 
können. Die hierfür der Regierung erwachsenen 
Kosten gehen zu Lasten des Pflanzers; er muß 
dieselben sofort nach deren Aufgabe an die Re- 
gierungskasse zurückzahlen. Die Kosten für die 
Beförderung eines Cooly sind sehr gering; sie 
betragen im Durchschnitt für erwachsene Coolies 
männlich oder weiblich je nach der Entfernung 
pro Kopf 5¾ bis 7 Rupie (Rupie Mark 1,35), 
für ein Kind 4½ bis 5½ Rupie. Im Jahre 
1901 wurden nach dem Berichte der Regierung 
aus Südindien 120 603 Coolies übergeführt. In 
dem gleichen Jahre gingen dahin zurück 118 313 
Coolies. Auf den Pflanzungen arbeiteten nach 
dem geführten Register im Jahre 1901 441 523 
Coolies. 
Das Rechtsverhältnis der Pflanzer zu den 
Coolies ist durch eine Arbeiterordnung „The 
labour ordination“ gesetzlich geregelt. Auch wird 
die Gesundheitspolizei und die hierzu gehörige 
Beaufsichtigung der Coolies durch Sanitätsbeamte 
der Regierung ausgeführt. Zwischen den Pflanzern 
sind durch die Gründung einer Arbeitgeber- 
vereinigung „Labour federation of Ceylon“ Ab- 
kommen getroffen, die unter anderem das Weg- 
engagieren von Coolies verbieten, um den Cooly- 
bestand der einzelnen Plantagen möglichst zu 
sichern, denn die Herbeischaffung von Coolies be- 
deutet eine erhebliche Kapitalauslage. 
Die Tamilen sind im allgemeinen nicht sehr 
sässig auf Ceylon, und wenn auch eine Anzahl 
von ihnen, nämlich die auf Ceylon geborenen, 
nicht daran denken, die Insel wieder zu ver- 
lassen, so ist doch der größte Teil immer geneigt, 
wieder nach Indien in die Heimat zurückzukehren. 
Auch bezüglich der Arbeitsstelle lieben die Tamilen, 
öfter einen Wechsel eintreten zu lassen. Durch 
die Arbeitgebervereinigung wird dies vor Ablauf 
des eingegangenen Kontraktes aber nach Mög- 
lichkeit erschwert. Für schwere Plantagenarbeit 
wird im allgemeinen der Tamil vorgezogen, für 
Arbeiten jedoch, für die eine größere Geschick- 
lichkeit und Intelligenz erforderlich ist, zieht man 
lieber Singhalesen heran. Es besteht jedoch noch 
ein Unterschied zwischen den Singhalesen von den 
verschiedenen Teilen der Insel. Die Singhalesen 
aus dem Tiefland sind intelligenter wie die aus 
dem Oberlande, aber sie eignen sich noch weniger 
zu anstrengender körperlicher Arbeit und dehnen
	        
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