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im allgemeinen die Arbeitszeit nicht über 6 bis
8 Stunden aus.
Die Lebenshaltung sowohl der Tamilen wie
der Singhalesen ist sehr einfach und billig. Die
Hauptnahrung besteht aus Reis, welchem Kurry
(das ist ein Gemisch von Kräutern mit scharfem
Geschmack) und je nach Gelegenheit Bananen,
Gemüse oder Fisch — letztere gewöhnlich in ge-
trocknetem Zustande — beigemengt werden. Der
Konsum eines erwachsenen Mannes steigt pro Woche
meist nicht über einen Viertelzentner Reis, ge-
wöhnlich aber tauscht er bei dem Händler noch
einen Teil hiervon gegen Kurry ein. Das Ge-
tränk ist Wasser, oft auch Tee geringer Sorten,
der aus den auf den Plantagen wertlosen Blättern
gemacht wird. Ein weiteres Bedürfnis ist das
Betelkauen. Ein Gemisch von Arekanuß, Tabak
und Kalk wird dabei in ein Betelblatt gewickelt.
Aber auch diese Leidenschaft ist nicht kostspielig,
und da auch die Kleidung nicht viel Geld kostet —
in der Hauptsache besteht dieselbe aus einem Hemd
und einem Schurz — so beträgt der Durchschnitts-
verbrauch eines Cooly gewöhnlich nicht über 25 Cents
pro Tag. Der Cooly könnte demnach, trotz seines
nach unserem Ermessen kleinen Lohnes, mit der
Zeit wohl Ersparnisse machen. In den seltensten
Fällen kommt er aber dazu; entweder ist sein Hang
zum Karten= und Würfelspiel sowie zum Faulenzen
zu groß, oder wo das nicht der Fall ist, da
plündern den Tamilencooly faulenzende Familien=
mitglieder aus. Die Religion verpflichtet ihn
auch, seine Familienangehörigen zu unterstützen.
Bemerkenswert ist, daß selbst der gering bezahlte
Cooly die Vorschriften seiner Kaste einhält, selbst
wo es ihm schwere finanzielle Opfer kostet. So
zahlt er monatlich eine bestimmte Summe an den
Wäscher (Dauby), damit ihm dieser seine Wäsche
mitbesorgt, denn nach den Vorschriften seiner
Kaste darf er diese Arbeit nicht verrichten.
Der Singhalesencooly ist oft leidenschaftlicher
Faulenzer und sobald er sich im Besitz einer
kleinen Summe befindet, geht er gern der Arbeit
aus dem Wege, um entweder diese Summe im
Faulenzen zu verzehren oder sie gegen ungenügende
Sicherheit und hohe Zinsen auszuleihen in der
Hoffnung, dadurch Gewinne ohne Arbeit zu er-
zielen. Meistens geht ihm aber das Geld ver-
loren.
Die Bevölkerung von Ceylon ist im allgemeinen
als ruhig zu bezeichnen, trotzdem zeigt aber die
Kriminalstatistik der Insel eine große Anzahl von
Morden, so daß man unter Umständen auch auf
leidenschaftliche Gefühlsausbrüche gefaßt sein muß.
Obgleich die Ceylon-Regierung den verschiedenen
Rassen und Nationalitäten die größte Freiheit in
bezug auf ihre religiöse und gewerbliche Be-
tätigung sowie auf ihre Bewegungsfreiheit gewährt,
ist mir doch besonders unter den Singhalesen
eine gewisse Unzufriedenheit aufgefallen, die nicht
unterschätzt werden sollte. Diese Unzufriedenheit
besteht besonders gegen die Art der Behandlung,
welche ihnen seitens der Europäer wird, die, sei
es als Beamte, sei es als Gewerbetreibende, von
Indien nach Ceylon kommen. Man übersieht
augenscheinlich, daß man in Ceylon mit ganz
anderen Faktoren zu rechnen hat wie in Indien.
Während die indische Bevölkerung schon durch
die verschiedenen Religionsgesellschaften und die
unzähligen Kasten untereinander uneinig ist, be-
steht die Bevölkerung von Ceylon zu zwei Dritteln
aus einem Volksstamm mit derselben Religion,
einem Stamm, der noch dazu auf einer höheren
Stufe der Intelligenz steht, wie z. B. der Tamile.
Außerdem tritt aber auch diese indische Art der
Eingeborenenbehandlung zu sehr in Gegensatz
mit der Behandlung, welche die vielen direkt von
Europa nach Ceylon kommenden Weißen den
Eingeborenen angedeihen lassen.
Verkehr.
Die Regierung läßt es sich in anerkennens-
werter Weise angelegen sein, die Insel weiter zu
erschließen. Zu diesem Zwecke hat sie für eigene
Rechnung Eisenbahnen und Wege gebaut sowie
botanische Gärten und Versuchsstationen zur
Hebung der Landeskultur mit gutem Erfolge ein-
gerichtet. Die Erträge aus den Landverkäufen
verwendet sie zur Herstellung neuer Eisenbahn-
linien und Straßen. Terrains, die über 5000 Fuß
hoch liegen, werden aber nicht verkauft, sondern
aufgeforstet, wo nicht schon durch wilden Anwuchs
Forstbestand vorhanden ist.
Wenn auch noch kein großes Eisenbahnnetz
besteht, so ist doch eine Bahn vorhanden, welche
von Kankesanturai, dem nördlichsten Punkt, über
Jafna und Colombo bis Matara, dem südlichsten
Punkte, die Insel durchquert, und eine andere,
die von Colombo bis Bandarawela, also von
Westen nach Osten, führt, allerdings noch nicht
bis zur Küste. Neben diesen Hauptbahnen sind
einige größere und kleinere Seitenlinien gebaut.
Die Ceylonbahnen sind in einem sehr guten Zu-
stande und rentieren vorzüglich. Es sind drei
Wagenklassen eingerichtet, von denen die erste
etwa 5 Pfennig pro Kilometer, die dritte etwa
1½/8 Pfennig per Kilometer kostet; außerdem werden
verschiedene Vergünstigungen für die Rückfahrten
gewährt. Die Wagen der ersten Klasse, welche
hauptsächlich von Europäern benutzt werden, sind
sehr beqauem; auf den Hauptlinien werden auch
Schlaf= und Speisewagen geführt.
Außer dem Eisenbahnverkehr findet man auf
den über die ganze Insel verbreiteten chaussierten
Straßen einen weitverzweigten Personen-Post-