Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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im allgemeinen die Arbeitszeit nicht über 6 bis 
8 Stunden aus. 
Die Lebenshaltung sowohl der Tamilen wie 
der Singhalesen ist sehr einfach und billig. Die 
Hauptnahrung besteht aus Reis, welchem Kurry 
(das ist ein Gemisch von Kräutern mit scharfem 
Geschmack) und je nach Gelegenheit Bananen, 
Gemüse oder Fisch — letztere gewöhnlich in ge- 
trocknetem Zustande — beigemengt werden. Der 
Konsum eines erwachsenen Mannes steigt pro Woche 
meist nicht über einen Viertelzentner Reis, ge- 
wöhnlich aber tauscht er bei dem Händler noch 
einen Teil hiervon gegen Kurry ein. Das Ge- 
tränk ist Wasser, oft auch Tee geringer Sorten, 
der aus den auf den Plantagen wertlosen Blättern 
gemacht wird. Ein weiteres Bedürfnis ist das 
Betelkauen. Ein Gemisch von Arekanuß, Tabak 
und Kalk wird dabei in ein Betelblatt gewickelt. 
Aber auch diese Leidenschaft ist nicht kostspielig, 
und da auch die Kleidung nicht viel Geld kostet — 
in der Hauptsache besteht dieselbe aus einem Hemd 
und einem Schurz — so beträgt der Durchschnitts- 
verbrauch eines Cooly gewöhnlich nicht über 25 Cents 
pro Tag. Der Cooly könnte demnach, trotz seines 
nach unserem Ermessen kleinen Lohnes, mit der 
Zeit wohl Ersparnisse machen. In den seltensten 
Fällen kommt er aber dazu; entweder ist sein Hang 
zum Karten= und Würfelspiel sowie zum Faulenzen 
zu groß, oder wo das nicht der Fall ist, da 
plündern den Tamilencooly faulenzende Familien= 
mitglieder aus. Die Religion verpflichtet ihn 
auch, seine Familienangehörigen zu unterstützen. 
Bemerkenswert ist, daß selbst der gering bezahlte 
Cooly die Vorschriften seiner Kaste einhält, selbst 
wo es ihm schwere finanzielle Opfer kostet. So 
zahlt er monatlich eine bestimmte Summe an den 
Wäscher (Dauby), damit ihm dieser seine Wäsche 
mitbesorgt, denn nach den Vorschriften seiner 
Kaste darf er diese Arbeit nicht verrichten. 
Der Singhalesencooly ist oft leidenschaftlicher 
Faulenzer und sobald er sich im Besitz einer 
kleinen Summe befindet, geht er gern der Arbeit 
aus dem Wege, um entweder diese Summe im 
Faulenzen zu verzehren oder sie gegen ungenügende 
Sicherheit und hohe Zinsen auszuleihen in der 
Hoffnung, dadurch Gewinne ohne Arbeit zu er- 
zielen. Meistens geht ihm aber das Geld ver- 
loren. 
Die Bevölkerung von Ceylon ist im allgemeinen 
als ruhig zu bezeichnen, trotzdem zeigt aber die 
Kriminalstatistik der Insel eine große Anzahl von 
Morden, so daß man unter Umständen auch auf 
leidenschaftliche Gefühlsausbrüche gefaßt sein muß. 
Obgleich die Ceylon-Regierung den verschiedenen 
Rassen und Nationalitäten die größte Freiheit in 
bezug auf ihre religiöse und gewerbliche Be- 
tätigung sowie auf ihre Bewegungsfreiheit gewährt, 
  
ist mir doch besonders unter den Singhalesen 
eine gewisse Unzufriedenheit aufgefallen, die nicht 
unterschätzt werden sollte. Diese Unzufriedenheit 
besteht besonders gegen die Art der Behandlung, 
welche ihnen seitens der Europäer wird, die, sei 
es als Beamte, sei es als Gewerbetreibende, von 
Indien nach Ceylon kommen. Man übersieht 
augenscheinlich, daß man in Ceylon mit ganz 
anderen Faktoren zu rechnen hat wie in Indien. 
Während die indische Bevölkerung schon durch 
die verschiedenen Religionsgesellschaften und die 
unzähligen Kasten untereinander uneinig ist, be- 
steht die Bevölkerung von Ceylon zu zwei Dritteln 
aus einem Volksstamm mit derselben Religion, 
einem Stamm, der noch dazu auf einer höheren 
Stufe der Intelligenz steht, wie z. B. der Tamile. 
Außerdem tritt aber auch diese indische Art der 
Eingeborenenbehandlung zu sehr in Gegensatz 
mit der Behandlung, welche die vielen direkt von 
Europa nach Ceylon kommenden Weißen den 
Eingeborenen angedeihen lassen. 
Verkehr. 
Die Regierung läßt es sich in anerkennens- 
werter Weise angelegen sein, die Insel weiter zu 
erschließen. Zu diesem Zwecke hat sie für eigene 
Rechnung Eisenbahnen und Wege gebaut sowie 
botanische Gärten und Versuchsstationen zur 
Hebung der Landeskultur mit gutem Erfolge ein- 
gerichtet. Die Erträge aus den Landverkäufen 
verwendet sie zur Herstellung neuer Eisenbahn- 
linien und Straßen. Terrains, die über 5000 Fuß 
hoch liegen, werden aber nicht verkauft, sondern 
aufgeforstet, wo nicht schon durch wilden Anwuchs 
Forstbestand vorhanden ist. 
Wenn auch noch kein großes Eisenbahnnetz 
besteht, so ist doch eine Bahn vorhanden, welche 
von Kankesanturai, dem nördlichsten Punkt, über 
Jafna und Colombo bis Matara, dem südlichsten 
Punkte, die Insel durchquert, und eine andere, 
die von Colombo bis Bandarawela, also von 
Westen nach Osten, führt, allerdings noch nicht 
bis zur Küste. Neben diesen Hauptbahnen sind 
einige größere und kleinere Seitenlinien gebaut. 
Die Ceylonbahnen sind in einem sehr guten Zu- 
stande und rentieren vorzüglich. Es sind drei 
Wagenklassen eingerichtet, von denen die erste 
etwa 5 Pfennig pro Kilometer, die dritte etwa 
1½/8 Pfennig per Kilometer kostet; außerdem werden 
verschiedene Vergünstigungen für die Rückfahrten 
gewährt. Die Wagen der ersten Klasse, welche 
hauptsächlich von Europäern benutzt werden, sind 
sehr beqauem; auf den Hauptlinien werden auch 
Schlaf= und Speisewagen geführt. 
Außer dem Eisenbahnverkehr findet man auf 
den über die ganze Insel verbreiteten chaussierten 
Straßen einen weitverzweigten Personen-Post-
	        
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