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schiedene Schriften herausgegeben und auch Fach-
ausstellungen veranlaßt.
Viehhaltung und Dünger.
Ein großer Unterschied zwischen dem Ackerbau
auf Ceylon und dem in Ländern der gemäßigten
Zone besteht darin, daß wenig Tierkraft für die
Bearbeitung des Bodens benützt wird. Soweit
hierzu Tierkräfte durchaus erforderlich sind, wird
der Büffel (zum Verwechseln ähnlich mit dem
wilden Büffel) oder das indische Rind, teilweise
auch das kleine Zeburind verwandt. Pferde
werden fast nur zu Menschentransporten ge-
braucht, und hierfür findet man hauptsächlich von
Australien importierte Tiere. Eine eigene Auf-
äucht hat keinen guten Erfolg, denn schon in der
zweiten Generation pflegt infolge des veränderten
Klimas eine Degeneration einzutreten. Auch die
Schaf= und Ziegenzucht ist sehr unbedentend. Die
Momente, welche in den gemäßigten Zonen die
Viehzucht für die Landwirtschaft als günstig er-
scheinen lassen, fallen zum großen Teile in den
Tropen fort. Während z. B. der Milchertrag
der Kühe in den gemäßigten Zonen eine gute
Einnahmequelle bildet, schrumpft dieser Ertrag
hier sehr zusammen. Die Milchgabe einer Kuh
per Tag beträgt nur etwa 9 Liter; von ebenso
geringem Erfolge ist die Mästung. Alle Versuche,
die mit der Einführung verschiedener Viehrassen
gemacht wurden, schlugen fehl, auch bei den neu-
eingeführten Rassen schrumpfte der Milchertrag
nach einiger Zeit zusammen. Hierzu kommt, daß
der kleine Arbeitslohn, den ein Cooly erhält,
nicht so sehr in Rechnung zu stellen ist wie das
große Risiko, das durch Fallen der Tiere besteht.
Außerdem sind ja zur Futteranschaffung und Be-
dienung für die Tiere doch immer noch Coolys
nötig. Die Folge davon ist, daß nur da, wo
man die Zugkraft der Tiere unbedingt haben
muß, Vieh gehalten wird. Dies bringt aber für
die Landwirtschaft insofern eine veränderte Lage,
als der Dünger nicht in dem Maße produziert
wird, wie er in den gemäßigten Zonen für die
Hebung der Kultur zur Verwendung kommt. Die
Plantagenbesitzer, soweit sie an Verkehrsstraßen
liegen, bauen deshalb vielfach Stallungen auf
eigenem Terrain an diesen Straßen und stellen
diese Stallungen zur freien Benutzung der pas-
sierenden Fuhrwerke, um auf diese Weise in Be-
sitz des Düngers zu gelangen. Daneben haben
der Verbrauch von künstlichem Dünger und die
Gründüngung große Dimensionen angenommen.
Plantagen.
Der Hauptstützpunkt des ganzen Erwerbslebens
auf Ceylon ist der mit europäischem Kapital be-
triebene und von Europäern geleitete Plantagen-
bau. Es dürfte schwer sein, zu ermitteln, wie
groß das hierin investierte Kapital ist; denn
außer dem Kapital einer beträchtlichen Anzahl
von Aktiengesellschaften ist ein sehr bedentendes
Privatkapital angelegt. Laut „Thea Planters
Note Book“ waren 1902 in London 54 Ceylon=
gesellschaften mit einem eingezahlten Kapital von
4 479 809 Pfd. Sterl. (gleich 89 596 180 Mark)
und in Colombo 47 Gesellschaften mit einem ein-
gezahlten Kapital von 20 452 749 Rupien (gleich
27 611 211 Mark) registriert. Das ergibt zu-
sammen 117 Millionen Mark. Das sind aber
nur diejenigen Pflanzungsgesellschaften, welche
Tec allein oder Tec und andere Zwischenprodukte
kultivieren. Die Zahl wird bedeutend größer,
wenn man die große Anzahl von Gummi-
Pflanzungsgesellschaften, welche besonders in den
letzten Jahren gegründet sind, und die Gesell-
schaften für Kokospalmenpflanzung usw. hinzu-
rechnet. Für die Gesellschaften, die außerhalb
Ceylons ihren Wohnsitz haben oder für Private,
die ihre Plantagen nicht selbst verwalten, ist zur
Bewirtschaftung außer dem Leiter der Plantage,
dem Superintendent, noch gewöhnlich in Colombo
ein Repräsentant tätig, der um den Verkauf der
Produkte und um die Gelddispositionen bemüht
ist. Er hat oft mehrere solcher Vertretungen und
erhält für seine Tätigkeit eine Entschädigung, die
in Prozenten vom Reingewinne ausgedrückt ist.
Beide — Plantagenleiter und Repräsentant
disponieren in entscheidenden Fragen zusammen.
Durch diese Handhabung ist es wohlhabenden
Leuten, die in Europa zu leben beabsichtigen,
doch möglich, ihr Kapital in Ceylon zu belassen
oder es dort neu anzulegen. Der größte Teil
der Ceylon-Produkte geht nach London, meist in
Konsignation, an Vermittlungshäuser und kommt
dort zum Verkauf.
In Colombo hat sich aber auch ein be-
deutender Handel sowohl mit Plantagenprodukten,
wie mit Plantagenaktien herausgebildet und eine
große Anzahl Vermittler (Brooker) ist hierfür
tätig. Es werden nicht nur Aktien der auf
Ceylon bestehenden Plantagen, sondern auch
solcher in Indien und den Straits gehandelt.
Ebenso kommt ein großer Teil der Ceylon-Pro-
dukte dort zum Verkauf, besonders Kokospalmen=
produkte, Zimmt und Tee, letzterer vermittels
Auktionen, um nicht über England, sondern direkt:
in die Konsumländer verschifft zu werden.
Indien.
Über die weiten Strecken des gesamten Indiens,
das — vom 7. bis 40. Breitengrade — neben
dem britischen Besitze eine große Anzahl von Ein-
geborenen-Staaten umfaßt, bin ich naturgemäß
nicht in der Lage eingehend zu berichten, da die