Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Ficuspflauzung gegenüberliegenden Sandbänken 
sollen sich oft Krokodile in größerer Auzahl auf— 
halten. Zu Gesicht bekamen wir allerdings in 
der kurzen Zeit unseres Aufenthaltes keines. Nach 
dieser Missionsstation soll später die ganze jetzt 
auf Tumleo befindliche Niederlassung der katho— 
lischen Mission verlegt werden, während der Prä- 
fekt, falls die Schiffsverbindung nach Tumleo nicht 
besser wird, seinen Sitz nach Alexishafen verlegen 
will. In St. Anna wurden im ganzen 101 Ein- 
geborene der Mission geimpft. Viele der jüngeren 
Leute sprechen sehr nett deutsch, und zwar meist 
ohne grammatikalische Fehler. Sie sind jetzt 
etwa zwei Jahre bei der Mission. Nach Beendi- 
gung des Impfens und Besichtigung der Pflanzung 
fuhr ich nach der Mündung des Eitapebaches, 
um mich wegen eines Platzes für die künftige 
Regierungsstation umzusehen. Der ausersehene 
Platz befindet sich auf einem am linken Ufer des 
Eitape etwas landeinwärts gelegenen Höhenzuge. 
Das Plateau, das sich oben in einer ziemlichen 
Länge hinzieht, ist leider nirgends sehr breit. 
Eine Ansiedlung in der sumpfigen Flußniederung 
dürfte aber auf keinen Fall ratsam sein. Die 
nähere Bestimmung bleibt am besten dem Stations- 
chef überlassen, der ohnedies daran wird denken 
müssen, durch Auffüllung und Trainierung sich 
das Terrain für seine Zwecke dienstbar zu machen. 
Gegen 12 Uhr am 23. Anugust verließen wir 
die Bucht von Eitape und fuhren weiter nach 
Arap. Hier kamen wir kurz nach 1 Uhr mittags 
an. Die Eingeborenen von Arap, die uns sehr 
freundlich aufnahmen, bestätigten die Angaben der 
Missionare. Die Leute von Warabu seien in 
großer Zahl, mit Gewehren, Bogen und Pfeilen 
bewaffnet, in ihr Dorf eingedrungen und hätten 
14 Leute getötet, einige mit den Gewehren er- 
schossen und andere sonst erschlagen. Ein Mann 
wurde uns gezeigt, der zwei frische Pfeilwunden 
hatte, und zwei Leichen hatten sie nach ihrer 
Sitte noch in den Häusern. Da die Nachricht 
auch von dem Händler der dortigen Neuguinea- 
station bestätigt wurde, so konnten wir an ihrer 
Glaubwürdigkeit nicht länger zweifeln und be- 
schlossen, alsbald nach Warabu zu gehen, um 
dort die Auslieferung der Gewehre zu verlangen 
und die Schuldigen zu bestrafen. 
Durch einen Eingeborenen, mit dem eine 
Verständigung möglich war, wurde der Zweck des 
Besuches erklärt und die Herausgabe der Gewehre 
verlangt, andernfalls das Dorf in Brand gesteckt 
werden sollte. Die Aufforderung blieb unbeachtet, 
die Leute nahmen vielmehr eine drohende Haltung 
an und begannen zu schießen. Es genügten jedoch 
wenige Schüsse unserseits, um die Angreifer zu 
vertreiben. Der Einbruch der Dunkelheit zwang 
zur Rückkehr an Bord; jedenfalls aber waren die 
  
Maßregeln von Erfolg begleitet, denn am folgen- 
den Morgen wurden die geraubten Gewehre ab- 
geliefert. 
Von Warabu fuhr der „Seestern“ weiter nach 
Mussuli (Leiterer-Lagunen), um die mit den 
dortigen Eingeborenen angeknüpften Beziehungen 
weiter zu pflegen. Wir machten mit Kanus eine 
Rundfahrt durch die landschaftlich herrlich gelegene 
Lagune. Die Pfahlbauten nehmen sich mit ihren 
hohen spitzen Dächern in dem von Bergen rings- 
um eingerahmten Wasser äußerst malerisch aus. 
Die Eingeborenen kamen uns sehr freundlich ent- 
gegen. Sie gaben uns allerdings diesmal keine 
Arbeiter mit. 
Das nächste Ziel des „Seestern“ war der 
Angriffshafen. Zum Besuch der an der Küste 
befindlichen Eingeborenenansiedlungen landecte ich 
am 25. August. Die Eingeborenen wurden, nach- 
dem sie sich von dem friedfertigen Charakter des 
Besuchs überzeugt hatten, sehr zutraulich. Ihr 
Dorf ist ziemlich groß, und die Häuser sind mit 
großer Sorgfalt gebant. Sie haben auch die 
spitzen Dächer wie die Häuser in den Leiterer- 
Lagunen, nur sind sie noch bedeutend höher. Auf 
der Spite der meisten Dächer prangten weiße 
Orchideen. Wir machten einen Rundgang durch 
das ganze Dorf und kehrten sodann wieder an 
Bord zurück. Nachher fuhren wir noch den 
in die Bucht mündenden Bach hinauf, der auf 
der Karte mit Namen nicht bezeichnet ist. Wir 
kamen aber nicht sehr weit, da das Wasser bald 
zu seicht wurde. Wir hatten bei dem Besuche 
des Eingeborenendorfes auch versucht, einige Leute 
anzuwerben, jedoch ohne Erfolg. 
Nachdem wir von der Fahrt den Bach hinauf 
zurückgekehrt waren, gingen wir wieder in See 
nach der bereits auf holländischem Gebiete ge- 
legenen Humboldtbucht. Ich glaubte bei der Nähe 
dieser Bucht die Gelegenheit, auch ein Stück von 
Holländisch-Neuguinen zu sehen, nicht versäumen 
zu sollen. Wir kamen nach etwa 3½ stündiger 
Fahrt in der Bucht an und gingen dort in fünf 
Faden Wasser, etwa 1½ Meilen vom Festlande 
ab, vor Anker. Einige Malaien kamen auf einem 
Kann heraus. Von ihnen erfuhren wir, daß ein 
Vertreter der Regierung nicht am Platze sei. Wir 
gingen dann an Land und wurden hier von 
einem Engländer begrüßt. Dieser war mit dem 
alle zwei Monate hier vorlaufenden Dampfer der 
Niederländischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft vor 
etwa acht Wochen angekommen, um Vögel für 
das Britische Museum in London zu sammeln; 
er wollte mit dem am 5. September eintreffen- 
den Dampfer die Bai wieder verlassen. Er be- 
stätigte uns, daß er der einzige Weiße am Platze 
und daß hier kein Regierungsvertreter stationiert 
sei, sowie daß die nächste Verwaltungsbehörde der
	        
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