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Ficuspflauzung gegenüberliegenden Sandbänken
sollen sich oft Krokodile in größerer Auzahl auf—
halten. Zu Gesicht bekamen wir allerdings in
der kurzen Zeit unseres Aufenthaltes keines. Nach
dieser Missionsstation soll später die ganze jetzt
auf Tumleo befindliche Niederlassung der katho—
lischen Mission verlegt werden, während der Prä-
fekt, falls die Schiffsverbindung nach Tumleo nicht
besser wird, seinen Sitz nach Alexishafen verlegen
will. In St. Anna wurden im ganzen 101 Ein-
geborene der Mission geimpft. Viele der jüngeren
Leute sprechen sehr nett deutsch, und zwar meist
ohne grammatikalische Fehler. Sie sind jetzt
etwa zwei Jahre bei der Mission. Nach Beendi-
gung des Impfens und Besichtigung der Pflanzung
fuhr ich nach der Mündung des Eitapebaches,
um mich wegen eines Platzes für die künftige
Regierungsstation umzusehen. Der ausersehene
Platz befindet sich auf einem am linken Ufer des
Eitape etwas landeinwärts gelegenen Höhenzuge.
Das Plateau, das sich oben in einer ziemlichen
Länge hinzieht, ist leider nirgends sehr breit.
Eine Ansiedlung in der sumpfigen Flußniederung
dürfte aber auf keinen Fall ratsam sein. Die
nähere Bestimmung bleibt am besten dem Stations-
chef überlassen, der ohnedies daran wird denken
müssen, durch Auffüllung und Trainierung sich
das Terrain für seine Zwecke dienstbar zu machen.
Gegen 12 Uhr am 23. Anugust verließen wir
die Bucht von Eitape und fuhren weiter nach
Arap. Hier kamen wir kurz nach 1 Uhr mittags
an. Die Eingeborenen von Arap, die uns sehr
freundlich aufnahmen, bestätigten die Angaben der
Missionare. Die Leute von Warabu seien in
großer Zahl, mit Gewehren, Bogen und Pfeilen
bewaffnet, in ihr Dorf eingedrungen und hätten
14 Leute getötet, einige mit den Gewehren er-
schossen und andere sonst erschlagen. Ein Mann
wurde uns gezeigt, der zwei frische Pfeilwunden
hatte, und zwei Leichen hatten sie nach ihrer
Sitte noch in den Häusern. Da die Nachricht
auch von dem Händler der dortigen Neuguinea-
station bestätigt wurde, so konnten wir an ihrer
Glaubwürdigkeit nicht länger zweifeln und be-
schlossen, alsbald nach Warabu zu gehen, um
dort die Auslieferung der Gewehre zu verlangen
und die Schuldigen zu bestrafen.
Durch einen Eingeborenen, mit dem eine
Verständigung möglich war, wurde der Zweck des
Besuches erklärt und die Herausgabe der Gewehre
verlangt, andernfalls das Dorf in Brand gesteckt
werden sollte. Die Aufforderung blieb unbeachtet,
die Leute nahmen vielmehr eine drohende Haltung
an und begannen zu schießen. Es genügten jedoch
wenige Schüsse unserseits, um die Angreifer zu
vertreiben. Der Einbruch der Dunkelheit zwang
zur Rückkehr an Bord; jedenfalls aber waren die
Maßregeln von Erfolg begleitet, denn am folgen-
den Morgen wurden die geraubten Gewehre ab-
geliefert.
Von Warabu fuhr der „Seestern“ weiter nach
Mussuli (Leiterer-Lagunen), um die mit den
dortigen Eingeborenen angeknüpften Beziehungen
weiter zu pflegen. Wir machten mit Kanus eine
Rundfahrt durch die landschaftlich herrlich gelegene
Lagune. Die Pfahlbauten nehmen sich mit ihren
hohen spitzen Dächern in dem von Bergen rings-
um eingerahmten Wasser äußerst malerisch aus.
Die Eingeborenen kamen uns sehr freundlich ent-
gegen. Sie gaben uns allerdings diesmal keine
Arbeiter mit.
Das nächste Ziel des „Seestern“ war der
Angriffshafen. Zum Besuch der an der Küste
befindlichen Eingeborenenansiedlungen landecte ich
am 25. August. Die Eingeborenen wurden, nach-
dem sie sich von dem friedfertigen Charakter des
Besuchs überzeugt hatten, sehr zutraulich. Ihr
Dorf ist ziemlich groß, und die Häuser sind mit
großer Sorgfalt gebant. Sie haben auch die
spitzen Dächer wie die Häuser in den Leiterer-
Lagunen, nur sind sie noch bedeutend höher. Auf
der Spite der meisten Dächer prangten weiße
Orchideen. Wir machten einen Rundgang durch
das ganze Dorf und kehrten sodann wieder an
Bord zurück. Nachher fuhren wir noch den
in die Bucht mündenden Bach hinauf, der auf
der Karte mit Namen nicht bezeichnet ist. Wir
kamen aber nicht sehr weit, da das Wasser bald
zu seicht wurde. Wir hatten bei dem Besuche
des Eingeborenendorfes auch versucht, einige Leute
anzuwerben, jedoch ohne Erfolg.
Nachdem wir von der Fahrt den Bach hinauf
zurückgekehrt waren, gingen wir wieder in See
nach der bereits auf holländischem Gebiete ge-
legenen Humboldtbucht. Ich glaubte bei der Nähe
dieser Bucht die Gelegenheit, auch ein Stück von
Holländisch-Neuguinen zu sehen, nicht versäumen
zu sollen. Wir kamen nach etwa 3½ stündiger
Fahrt in der Bucht an und gingen dort in fünf
Faden Wasser, etwa 1½ Meilen vom Festlande
ab, vor Anker. Einige Malaien kamen auf einem
Kann heraus. Von ihnen erfuhren wir, daß ein
Vertreter der Regierung nicht am Platze sei. Wir
gingen dann an Land und wurden hier von
einem Engländer begrüßt. Dieser war mit dem
alle zwei Monate hier vorlaufenden Dampfer der
Niederländischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft vor
etwa acht Wochen angekommen, um Vögel für
das Britische Museum in London zu sammeln;
er wollte mit dem am 5. September eintreffen-
den Dampfer die Bai wieder verlassen. Er be-
stätigte uns, daß er der einzige Weiße am Platze
und daß hier kein Regierungsvertreter stationiert
sei, sowie daß die nächste Verwaltungsbehörde der