Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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des von S. M. zur Feier entsandten Kriegs- 
schiffes „Sperber“ mit einer Anzahl von Offi- 
Steren, Herrn van de Loo, Direktor der W. A. 
P. V., Herrn Ladewig, Mitglied des Aufsichts- 
rats der D. T. G., den Mitinhaber der Firma 
Boedeker & Meyer, Herrn Meyer aus Hamburg, 
und andere mehr. Auch an eine Anzahl au- 
gesehener Eingeborener hatte der Gouverneur 
Einladungen ergehen lassen, so an die Vertreter 
der alten Familien in Anecho und Lomc, ver- 
schiedene Häuptlinge der Küstenbezirke und 
tüchtige Angestellte der Firmen, Missionen und 
des Gouvernements. In Assahun wurde der 
Aufenthalt zur Besichtigung des Marktes benntzt. 
Assahun hat sich in den letzten Jahren völlig 
verändert. Der Anschluß an die Bahn, sowie 
der Ausbau des Fahrweges von Assahnn nach 
o, haben aus dem unscheinbaren Negerdorf, 
das sich kaum von den übrigen vielen Busch- 
dörfern unterschied, ein sehr beachtenswertes 
Verkehrszentrum gemacht. Fast sämtliche Lomer 
Firmen haben jetzt dort ihre Faktoreien und 
wetteifern in dem Austausch europäischer Waren 
gegen die einheimischen Landeserzeugnisse. 
Gegen 3 Uhr nachmittags lief der Zug in 
den festlich geschmückten Bahnhof Palime ein. 
Hier empfing das Ausstellungskomitee den Gou- 
verneur und die übrigen Erschienenen. In dicht- 
gedrängten Scharen bildeten die farbigen Würden- 
träger mit ihrem Anhang Spalier. Der Fest- 
blatz war auf einer großen Fläche in der Nähe 
der katholischen Mission eingerichtet. Auf dem 
weiten, mit einem kunstvollen Palmrippenzaun 
Eigefaßten, über und über mit Fahnen und 
Fähnchen bedeckten Platze waren 16 geschmackvoll, 
em ganzen Milien angepaßte, nach Art der 
Eingeborenenhütten gebaute Hallen errichtet, in 
denen die Ausstel stä rgebr 
denen stellungsgegenstände untergebracht 
An dem prächtigen, im Stile eines 
1 Agotime= 
Hauses erbauten und mit den grotesk hunaleen 
cinheimischen Ornamenten verzierten Eingangs- 
tor begrüßte der Vorsitzende des Komitees Herr 
Bezirksamtmam Dr. Gruner, den Herrn Gou- 
verneur und übergab ihm die Ausstellung. 
Sodann eröffnete der Gonverneur von der 
im Stile einer Dagombahütte gebauten Festhalle 
aus die Ausstellung in feierlicher Rede. Er wies 
hin auf den 27. Jannar 1904, an dem die 
Eröffnung der Landungsbrücke, die den ersten 
Schritt zur zielbewußten Entwicklung des Schut- 
gebietes gebildet hatte, gefeiert war, und führte 
dann ungefähr aus: Durch den Bau der Küsten- 
bahn habe Anecho die Vorteile der Landungs- 
brücke erhalten, auch habe sich ein unerwartet 
lebhafter Personenverkehr auf dieser Bahn ent- 
wickelt. Im Oktober 1904 sei die Inlandsbahn 
  
begonnen und dank der energischen Arbeit der 
leitenden Ingenienre und ihrer Hilfskräfte trotz 
der großen Schwierigkeiten und mancher be- 
klagenswerter Opfer an Menschenleben nunmehr 
fertiggestellt. Damit sei der Produktion des 
Schutzgebietes, die bereits eine steigende Tendenz 
zeige, neue Förderung zuteil geworden und 
neue Gebiete der deutschen Volkswirtschaft dienst- 
bar gemacht. Die heutige Ausstellung zeige den 
Reichtum des Landes an einheimischen Pro- 
dukten. Er erkläre hiermit die Ausstellung für 
eröffnet mit dem Wunsche, daß die Landwirt- 
schaft Togos weiter blühen und gedeihen möge. 
Der Gouverneur gab sodann einen kurzen Über- 
blick über die Entstehungsgeschichte der Aus- 
stellung, gedachte hierbei besonders des hohen 
Protektors, Sr. Hoheit des Herzogs Johann 
Albrecht zu Mecklenburg, und sprach den Dank 
aus für die Opferwilligkeit der Deutschen Kolonial- 
gesellschaft, des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees 
und vieler Privater, die das Gelingen des Unter- 
nehmens ermöglicht haben, und für die vielen 
Mühen und Arbeiten aller derer, die die Aus- 
stellung unterstützt hätten. Er betonte sodann, 
daß das Unternehmen nur unter der friedlichen 
Regierung des Kaisers möglich war, und wies 
besonders die Eingeborenen auf die vielen Vor- 
teile hin, welche sie durch die friedliche deutsche 
Verwaltung hätten. Er schloß mit einem be- 
geistert aufgenommenen Hoch auf Seine Mojestät 
den Kaiser. 
Hierauf erfolgte der Rundgang durch die 
Ausstellung. Die ausgestellten Gegenstände waren 
in den verschiedenen Pavillons untergebracht. 
Das Vieh und das Geflügel stand in etwa 
300 m langen Ständen auf einer der benach- 
barten Straßen. Inwieweit die wichtigsten aus- 
gestellten Gegenstände in den letzten 10 Jahren 
der heimischen Volkswirtschaft nutzbar gewesen 
bzw. in einem den eigenen Bedarf des Schutz- 
gebiets übersteigenden Umfange produziert sind, 
zeigt die Ausfuhrstatistik für die letzten 10 Jahre. 
(Siehe Anhang.) Besondere Beachtung verdienen 
hierbei die Ziffern für Baumwolle und Mais. 
Es wäre zu wünschen, daß infolge der durch 
die Ausstellung gegebenen Anregung auch die 
Zahlen der Palmenprodukte bald ihre frühere 
Höhe wieder erreichen. Unter den ausgestellten 
Gegenständen waren am umfangreichsten vertreten 
Damss, eines der wesentlichsten Nahrungsmittel 
der farbigen Bevölkerung, Mais, der ja auch 
den Ausfall in der Palmkernausfuhrziffer wett- 
gemacht hatte, und vor allem Baumwolle. 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee und die 
Deutsche Togogesellschaft hatten in besonderen 
Kollektivansstellungen die Resultate ihrer Be-
	        
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