Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Kopfes aus dem Korbe und aus den Tüchern in 
den Gesichtern Symus' und seiner Großleute eine 
schreckliche Angst wahrnehmen. Am stärksten war 
die Angst in den Zügen des Häuptlings Symnu 
selbst ausgeprägt. Er wagte kaum, den Schädel 
anzusehen. Später erzählte er, jedes Jahr habe 
er einmal den Kopf herausgenommen, ihn seinem 
Volke gezeigt, was jeweils Anlaß zu großen 
Festlichkeiten geboten habe. 
Hier in Batabi war es ein gewisses Miß- 
trauen, das in den Gesichtern Jojas und seiner 
Großleute zu lesen war. Als ich mich daran 
machte, den Kopf aus dem Korbe herauszunehmen, 
drängten sich die Großleute Jojas zu einem engen 
Kreise um Joja und mich zusammen. Auf Jojas 
Gesicht stand deutlich die Frage: „Ist es auch 
wirklich der richtige Kopf?'“ Es war ein eigen- 
tümlicher, unendlich vielsagender Blick, mit dem 
Joja nur eine Sekunde den ihm von mir hin- 
gehaltenen Schädel betrachtete. 
Daun brach der starke, große Mann laut 
schluchzend wie ein Kind zusammen. 
Joja wurde von seinen Großleuten, die meist 
heftig weinten, aufgehoben und auf einen Stuhl 
gesetzt. Es danerte lange, bis er sich etwas be- 
ruhigt hatte; dann bat er mich, ihm den Kopf 
äu geben. Er streichelte das Haupt und drückte 
os unter Tränen an sich. Hierauf gab er den 
Befehl, den Schädel mit den Tüchern in einen 
schönen mitgebrachten Korb einzupacken. Die 
Tücher waren Uberreste der Kleider Sangos, die 
zön e seinem Kriegszuge nach Bansso getragen 
e. 
Lange saß Joja schweigend da, unverwandt 
#an den Korb sehend, dann wandte er sich plötz- 
7 drückte mir heftig die Hand und sagte: 
Aont mn dir tausendmal, daß du mir den 
olk werden date gebracht hast. Ich und mein 
ic sage der odies dem Weißen nicht vergessen, und 
der Weiße es bra, eSst #e7sehe, ich wirklich, daß 
bat er mi - nir meint.“ Schließlich 
er mich, nach Fumban zurückgehe nrrin 
Joja bestieg auf dem en ge hen zu dürfen. 
dicht. Ei, seine Großlente marsche sein Pferd 
gingen mit abgenommne und seine Soldaten 
Sn gen ener Kopfbedeckung hinter 
dem Korbe her, in dem jetzt der Sche H 
*7# Eannn ,. Schädel lag. 
Die ganze Szene war ein Zeichen der Liebe 
des Kindes zum Vater, der Anhänglichkeit des 
Volkes an seinen gefallenen Häuptling Von 
Bamums wurde mir gesagt, daß Joja erst. jett. 
* 
im Besitze des Kopfes seines VBaters, von vielen 
wirklich als Häuptling angesehen und geachtet 
würde. Joja soll häufig zum Vorwurf gemacht 
sein, daß er den Kopf seines Vaters nicht in 
seinem Lande habe. Dies ist leicht erklärlich, 
wenn man in Betracht zieht, daß die Bamums 
die Köpfe der gefallenen Häuptlinge aufbewahren. 
  
Der Verstorbene wird bis zum Hals senkrecht ein- 
gegraben, über den Kopf wird ein Tongefäß ge- 
stellt. Ist die Verwesung eingetreten, so wird der 
Schädel fortgenommen und in einem besonderen 
Hause untergebracht. Hin und wieder, haupt- 
sächlich bei besonderen Gelegenheiten, geht der 
Nachfolger zu dem Hause und bringt Palmwein 
für den Toten dorthin. 
Gegen seine Gewohnheit, stets mit großem 
Gefolge auszutreten, kam Joja mir am anderen 
Tage bei meinem Einmarsch in Fumban ganz 
allein entgegengeritten. Er sagte mir, soin Volk 
habe große Traner, alle Leute seien weiß bemalt 
und trügen schmutzige Kleider. Auf dem Wege 
durch die Stadt waren nur einzelne Leute zu 
sehen; aus den Häusern klang das Wehklagen der 
Frauen. Fumban trauerte um den gefsallenen 
Häuptling Sango. 
Auf dem Platze vor dem Häuptlingshause 
wurden wir von einer großen Volksmenge er- 
wartet. Alles war weiß bemalt, solbst die Sol- 
daten Jojas, die sonst so sanber angezogen sind, 
trugen wie die übrigen Lente zerrissene, schmutzige 
Kleider. 
An dem Eingange zu dem Hause kam mir 
die Häuptlingsmutter Nah entgegen und dankte 
mir unter ständigen Tränen für die Uberbringung 
des Kopfes. 
Als mir Joja den Willkommtrunk anbot, hielt 
er an das Volk eine Ansprache, die mit stürmischem 
Händeklatschen der versammelten Leute endete. 
Wie mir später einer meiner Bamumsoldaten be- 
richtete, hat er in seiner Ansprache der Menge 
vorgehalten, daß der Weiße ihm und seinem 
Volke einen großen Dienst erwiesen hätte; deshalb 
fordere er dasselbe zu Dankbarkeit gegen den 
Weißen auf. 
Am anderen Tage brachte Joja zahlreiche Ge- 
schenke und bat mich, seinen Besuch in Bamenda 
auf der Station anzusagen. 
Togo. 
Quarantäne- aßregeln In Togo wegen Gelbfieber. 
In Grand Popo (Dahomey) ist am 12. 
Januar d. Js. der französische Arzt unter den 
Erscheinungen einer Erkrankung von Gelbfieber 
gestorben. Es sind deshalb durch eine Verordnung 
des Kaiserlichen Gonverneurs von Togo vom 
15. Januar d. Is. für die aus dem sidlichen 
Teil von Dahomey kommenden Personen und die 
aus Grand Popo nach Togo kommenden Schiffe 
Quaramäne-Maßregeln angeordnet worden.
	        
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