W 268 20
reichen Tätigkeit bei der wirtschaftlichen
Erschließung der deutschen Kolonien auf wissen-
schaftlicher Grundlage Meinen besten Glück-
wunsch zum Ausdruck zu bringen.
Gleich den früheren Veröffentlichungen habe
Ich den Mir kürzlich dargebotenen „Wirtschafts-
Atlas der deutschen Kolonien nebst den Ab-
handlungen über das Wirken des Komitees
während der Jahre 1896 bis 1906 dankbar
entgegengenommen.
Es gereicht Mir auch zur Frende, daß den
Bestrebungen des Vereins seitens der
wissenschaftlichen Kreise, des Handels
und der Industrie Meines Landes eine
rege Teilnahme entgegengebracht wird.
Mit lebhaftem Interesse und mit eifrigsten
Wünschen werde Ich auch ferner die nutz-
bringende und patriotische Tätigkeit des Komi-
tees begleiten.
(gez.) Friedrich Angust.“
K#ausmännische fiolonialpolltik.
Bei dem Liebesmahl, das der Ostasiatische
Verein in Hamburg am 2. März d. Js. ver-
anstaltete, hielt Kolonialdirektor Dernburg eine
Rede über das Verhältnis des Kaufmanns zur
Kolonialpolitik. Seine Erzellenz führte dabei
nach dem Bericht der Hamburger Blätter u. a.
folgendes aus:
„Ich gebe meiner Genugtuung Ausdruck,
in einem Kreise zu weilen, deren Mitglieder
ich noch heute meine Berufsgenossen zu nennen
stolz bin. Ich bin als Kaufmann auf meinen
Posten gestellt worden, um über kommerzielle
und wirtschaftliche Fragen des deutschen Volkes
zu wachen. Das kaufmännische Element be-
trachte ich als die Wurzel aller Kraft, ohne die
eine gedeihliche Entwicklung eines Unternehmens
nicht erfolgen kann. Ein Kaufmann muß die
Dinge einrichten nach dem Gesetz der Zahl und
der Inventur. Wir Kaufleute leben nicht in
einer papierenen Welt, wo man mit Zeitungs-
ausschnitten operieren kann. Wir müssen am
Ende des Jahres zeigen, was die Inven-
tur ergeben hat und was wir geleistet
haben. Manche Angriffe habe ich in letzter
Zeit unschuldig über mich ergehen lassen müssen;
man hat mich einen phantasiebegabten Mann
genannt, aber für alle Schmähungen habe ich
nur ein Lächeln gehabt. Man brancht aber
Phantasie innerhalb des kaufmännischen Lebens.
Neben der Inventur ist die Phantasie eine der
wertvollsten Ingredienzien des erfolgreichen kauf-
männischen Wirkens. Phantasie ist erforderlich
bei der Disposition zur Verwendung der Waren,
zur Ausnutzung der Chancen, Phantasie ist
notwendig zur Ausnutzung der Wasserkräfte und
bei Erbanung von großen Eisenbahnen, Phan-
tasie gebrauchen wir, wenn wir die uns ge-
hörenden großen Flächen nützlich verwenden
wollen. Wer als Kaufmann ohne Phantasie
arbeitet, der kann ruhig zu Hause bleiben.
Wer nicht, wie wir, sich draußen den Wind hart
um die Nase wehen lassen, wer niemals im
Südwester bei sturmbewegter See auf der
Kommandobrücke gestanden hat, wer nur Papier
und immer wieder nur ein Blatt Papier ge-
lesen hat, der wird das nie verstehen. Wir,
die wir dranßen waren, wir wissen es. Wir
Kaufleute müssen vorausschauen auf die zu-
künftige Entwicklung. Wir müssen heranziehen
die Interessen der Heimat und müssen erwecken
das Interesse des Auslandes für das, was in
den deutschen Besitzungen Wertvolles liegt.
Deutschland hat große, mächtige Be-
sitzungen, die für unseren Handel von
unschätzbarem Werte sind. Meine Herren,
das zeige ich Ihnen und werde es Ihnen zeigen.
Die Inventur muß es erweisen, niemand kann
ein kaufmännisches Geschäft betreiben, es sei
denn, daß er die Mittel prüft und einen ent-
sprechenden Aufwand macht. Darin hat es
bis jetzt in Deutschland für unsere Kolonien
gefehlt. Wir haben den Fehler begangen,
daß wir ernten wollten, wo noch nicht
genug gesät war. Es ist dasselbe, als ob man
Dampsschiffslinien gründen wollte ohne Schiffe.
Ich bin der festen Überzeugung, daß wir,
wenn wir verständige Aufwendungen machen,
in unseren Kolonien einen Besitz haben, um
den wir von mancher Nation beneidet werden;
aber immerhin, nicht nur Phantasic, sondern
auch Optimismus ist etwas, ohne das ein Kanf-
mann kein Geschäft betreiben kann. Ich be-
kenne mich nicht nur als phantasievollen Mann,
sondern bekenne mich auch als Optimisten für
die Zukunft des deutschen Vaterlandes. Sie
dürfen nicht an der Wasserkante stehen bleiben,
sondern Sie müssen mir helfen, damit jeder-
mann versteht, um was es sich handelt. Sie
müssen zeigen, daß Phantasie und Optimismus
Dinge sind, ohne die ein Kaufmann Schiffbruch
leidet. Die jungen wie die älteren Kaufleute
müssen mir helfen, in weitesten Kreisen zu ver-
breiten, welche Wichtigkeit die überseeischen
Beziehungen, Kolonien wie überseeische Absatz-
gebiete für Deutschland haben. Ich habe keinen
Zweifel, daß die Bewegung, die in der letzten
Zeit unser Volk ergriffen hat, weiter andauern
wird, und ich werde sie schüren, so viel
ich kann, und ich habe die feste UÜberzeugung,
daß Sie mir helfen werden.“