Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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genommen und nach der Faktorei gebracht, wo 
man sie öffnet und die Bohnen herausnimmt. 
Nachdem die Bohnen in der Sonne getrocknet 
sind, werden sie in einem Ofen gedörrt. 
Auf der Plantage Greenwood bei Kandy 
wurde mir gesagt, daß der Ertrag der Caropano 
Grande insofern vorzuziehen sei, als nicht allein 
die Qualität des Kakaos besser, sondern auch die 
Ernte billiger sei. Dort wurden aus 1800 Früchten 
Caropano Grande gewöhnlich 100 Pfund Kakao- 
bohnen gewonnen — jede Frucht enthält durch- 
schnittlich 60 Bohnen — während von Creolo zu 
dem gleichen Quantum 2200 Früchte nötig sind; 
jede dieser Früchte enthält durchschnittlich 38Bohnen: 
das bedeutet etwa ein Fünftel Mehrarbeit für 
Pflücken und Offnen der Früchte. 
Die Unkosten zur Erhaltung der Plantage 
betragen für Bearbeitung, Beaufsichtigung und 
Düngung per Acre etwa 100 Rupien. Der Er- 
trag kann im Durchschnitt mit 15 Zentnern 
trockenen Kakaos per Acre angenommen werden; 
der Zentner hat in Colombo einen Wert von 
32 bis 40 Mark, je nach Qualität und Kon- 
junktur. 
Für Pflücken, Ausschälen, Trocknen, Ver- 
packen und Transport sind ungefähr 18 Rupien 
per Zentner in Abzug zu bringen, so daß die 
15 Zentner einen Reinerlös von etwa 270 Rupien 
ergeben. Rechnet man hiervon die Kosten der 
Unterhaltung der Plantage mit 100 Rupien per 
Aere ab, so bleibt per Acre Kakaoplantage ein 
Nettoüberschuß von 170 Rupien. 
Kokosnuß. 4 
In den niederen Teilen der Insel, haupt- 
sächlich in denen, die nicht weit von der Meeres- 
küste entfernt liegen, findet die Kokosnuß das 
beste Fortkommen. Die Pflanzungen wurden 
bisher fast ausschließlich von Singhalesen und 
für deren Rechnung betrieben; den Europäern 
war der Nutzen zu gering. Erst in neuerer Zeit 
nachdem festgestellt worden, daß durch geeignete 
üngung und rationelle Bearbeitung der Ertrag 
erheblich zu steigern ist, findet man auch Kokos- 
plantagen unter europäischer Leitung. Die 
Kopra, der Kern der Kokosnuß, bildet einen ganz 
erheblichen Teil des Exportes von Ceylon, und 
auf Grund der Kopraproduktion hat sich dort 
auch eine besondere Industrie zur Herstellung von 
Kokosnußöl und Olkuchen etabliert. 
Neben Kopra und den Produkten daraus, 
sowie neben den ganzen Kokosnüssen, die außer 
für den Export zur Ernährung der Bevölkerung 
gebraucht werden, sind auch die übrigen Teile 
der Kokospalme für den Bedarf der Insel- 
bewohner fast unentbehrlich. Die Blätter der 
Palme werden geflochten und zu Bedachungen 
  
verwendet, das Holz wird vielfach für Bauzwecke 
gebraucht und die äußere fibrehaltige Umhüllung 
der Nuß wird zu Geweben, wie Decken usw., 
und zu Seilen verarbeitet. Um die Fibre aus 
der Umhüllung der Nuß (Husk) zu gewinnen, 
werden die Nüsse für einige Wochen in Wasser 
gelegt, mit Steinen beschwert, damit sich die 
einzelnen Fasern besser trennen lassen, und als- 
dann durch Schlagen gelöst.“!" Zur Gewinnung 
des Ols aus der Kopra bedienen sich die Ein- 
geborenen einer Mühle, die durch Büffel ge- 
trieben wird.“") 
Die Kokospalme kommt auf sehr leichtem, 
trockenem Boden fort und gibt nach etwa zwölf 
Jahren die erste Ernte. Nach der bisherigen 
Wirtschaftsweise der Singhalesen betrug jedoch der 
Jahresertrag nur etwa 600 bis 700 Nüsse 
per Aerc. 
Die Düngung des Bodens geschieht jetzt auf 
verschiedene Art: 
1. dadurch, daß man die abogeschlagenen 
Zweige der Palme und die bei der Offnung der 
Kokosnuß abfallende fasrige Umhüllung der Nuß 
(Husk) nicht mehr von der Plantage entfernt 
und verkauft, sondern sie dem Boden zurückgibt 
und dort verwesen läßt; 
2. durch Anpflanzung von Leguminosen 
(Gründüngung), welche den Stickstoff der Luft 
binden und dem Boden nutzbar machen. Man 
verwendet hierfür Erdnüsse, Crotalaris striata, 
Vigna Catiany usw.; 
3. durch Aufbringen künstlichen Düngers und 
Korallenkalks (letzterer wird gewöhnlich aus der 
in der Nähe befindlichen See entnommen), sowie 
durch Mischung von Torf mit dem Boden. 
Die Kokospalme braucht ein verhältnis- 
mäßig großes Quantum Kochsalz, welches durch 
die Seewinde den Bäumen zugeführt wird. 
Es wurde mir erzählt, daß man mit Erfolg 
Kochsalz in die Kronen der Bäume schüttet, wo 
dies nicht der Fall ist. 
Die Differenz des Ertrages ist schon nach 
zweijähriger Düngung ganz erstaunlich. 
Man pflanzt gewöhnlich 70 Palmen per 
Acre; die Bäume werden, je nachdem ob gedüngt 
oder ungedüngt, mit 8 bis 12 Jahren ertragsfähig. 
Sobald diese Zeit da ist, wird jeden zweiten 
Monat einmal geerntet, also sechsmal im Jahre. 
Von einem an der Ostküste von Ceylon bei 
Negombo ansässigen Pflanzer habe ich folgende 
Angaben: 
Während der Ertrag von 33 Aeres unge- 
düngter Plantage im Monat Februar 1700 
Nüsse war (das sind 51 Nüsse per Acre), ergaben 
in demselben Monat 70 Acres gedüngter Plan- 
  
*) Siehe Abbildung 9.“) Abbildung 10 und 11.
	        
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