Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

G 313 2 
träge liefern, kommen an deren Stelle. In 
Indien dagegen wird die Chinarindenpflanzung 
zur Deckung des Landeskonsums noch in 
größerem Maßstabe durch die Regierung be- 
trieben. Sowohl die europäische Bevölkerung 
Indiens wie ein großer Teil der Eingeborenen 
sind darauf angewiesen, regelmäßige Dosen 
von Chinin zu nehmen, um sich vor den 
Fieberanfällen zu schützen. Da dieses Be- 
dürfnis in so großem Maßstabe bei der Be- 
völkerung besteht, hat die Regierung selbst 
im den Postbureaus Verkaufsstellen von Chinin 
eingerichtet. 
Eine der größten Chinchonaplantagen der 
indischen Regierung ist die von Dodabeta im 
Nilgirigebirge (8600 Fuß hoch). Dodabeta 
hat eine Durchschnittstemperatur von 60° 
Fahrenheit und einen Regenfall von 50 Zoll. 
er Boden kann als gut bezeichnet werden, 
wird jedoch alle zwei Jahre durch Zugabe 
künstlicher Düngemittel aufgebessert. Dodabeta 
##st 1862 angepflanzt worden und liegt an 
den nördlichen Abhängen des Nilgiri. Die 
Pflanzung macht den Eindruck eines großen, 
sehr gesunden Laubwaldes;") Schädlinge von 
größerer Bedentung sollen sich dort nicht gezeigt 
haben. 
Früher wurde die Chinarinde dadurch ge- 
wonnen, daß man in der Länge des Stammes 
etwa 1 Zoll breite Streifen aus der Rinde 
herausschnitt und dazwischen ebenso breite 
Streifen wieder stehen ließ. Diese Gewinnungs-= 
art hatte jedoch den Nachteil, daß dadurch 
eine Deformation des Stammes entstand, welche 
eine weiteres Schneiden der Rinde sehr er- 
schwerte. Auch das holländische System (Ab- 
schneiden der äußeren Rinde) hat sich nicht 
bewährt, da die Rinde nicht in dem Maße 
nachwuchs, daß eine rentable Arbeit gesichert 
schien. Man ist jetzt dazu übergegangen, 
die Bäume vollständig zu fällen und die ganze 
Rinde des Baumes auszunützen. Die Bäume 
in den tieferliegenden Teilen der Plantage, 
welch' letztere sich bis auf etwa 5000 Fuß 
berunterzieht, sind schon in sechs bis zehn Jahren 
so weit, daß sie gefällt werden können, 
während dies in den höchsten Teilen (8600 Fuß), 
meist erst nach zwanzig Jahren der Fall ist. 
Das Fällen wird in der Weise betrieben, 
daß man immer nur eine Reihe der Bäume 
schlägt und die dazwischenliegende Reihe stehen 
läßt. Aus dem Stumpf des gefällten Baumes 
schießen dann wieder neue Triebe hervor, 
von denen man den kräftigsten stehen läßt. 
Wenn dieser weit genug entwickelt ist, fällt 
) Siehe Abbildung 10. 
  
man die vorher stehengebliebene Reihe, so daß 
der Bestand der Bäume immer in sechs 
bis zwanzig Jahren vollständig gewechselt hat. 
In Dodabeta sind zwei Sorten Chinarinde 
angepflanzt, „Cinchona Officinalis“ und „Cin- 
chona Suceirubra“. Der Gehalt der Rinde 
an Chinin variiert zwischen 4 und 13 v. H. 
als Durchschnitt sind etwa 5 v. H. zu rechnen. 
ie von den gefällten Stämmen geschälte 
Rinde wird zerschnitten und in einem mit 
Ventilatoren versehenen, erwärmten Raum auf 
Darren getrocknet. Dann erfolgt die Ver- 
packung in Säcken und die Übersendung an 
die Fabrik, wo die Auslaugung des Alkaloids 
Chinin vorgenommen wird. 
Kaffee. 
Während man auf Ceylon von Kaffeeplan= 
tagen nicht mehr sprechen kann, hat sich in Indien, 
besonders im Distrikt des Nilgiri, in Coorg, im 
Staate Mysore usw., der Kaffeebau noch erhalten, 
trotzdem hier gleichfalls viele Schädlinge auftreten. 
Wenn dort auch im allgemeinen keine bedeutende 
Rente aus dem Kaffeebau zu erzielen ist, so er- 
klären sich doch einzelne Pflanzer, besonders die 
von Schädlingen verschont gebliebenen, mit dem 
Ertrage zufrieden. 
Für den Anban von Kaffee sind vorzugs- 
weise Bergabhänge gewählt. Höhen mit etwa 
4000 Fuß über See ergeben die besten Qualitäten. 
Der Kaffee erfordert einen jährlichen Regenfall 
von 50 bis 70 Zoll und eine Temperatur nicht 
unter 60° Fahrenheit. 
Die Aussaat erfolgt am besten in Beeten, 
Körben oder Töpfen. Nach sechs Monaten werden 
die Pflänzlinge in die Plantage 5 zu 5 Fuß 
gepflanzt. Auf Entfernungen von etwa 25 Fuß 
setzt man Schattenbäume und verwendet hierzu 
Ficus-Sorten, den Banientree u. a. Im ersten 
Jahre nach dem Pflanzen wird die Plantage tief 
gegraben, dann mit Rizinus= oder Palmölkuchen 
und Knochenmehl, oder mit anderen Stoffen ge- 
düngt. Im zweiten Jahre wird nur umgegraben, 
wenn nötig, werden die Kaffeebäume geschnitten. 
Im dritten Jahre beginnt bereits der Ertrag; 
Vollertrag ist jedoch erst im sechsten oder siebenten 
Jahre zu erwarten. Als Durchschnittsertrag 
rechnet man 4 bis 5 Zentner per Aere. 
Es kommen Jahre mit 20 Zentnern, aber auch 
solche mit 2 Zentnern Ertrag vor. 
Zur Erntezeit werden die Kaffeekirschen, sobald 
sie rote Färbung angenommen haben, entweder 
im Akkord oder im Tagelohn gepflückt und in die 
der Plautage zugehörige Faktorei gebracht. Dort 
werden sie von der oberen Etage auf eine Ma- 
schine geschüttet, die aus einer mit scharfen Zähnen 
besetzten Trommel besteht, welche sich in einem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.