Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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zum Beginn meines Vormarsches den Luwegu 
für die in Mgende sitzenden Rebellen zu sperren. 
Leutnant v. Blumenthal hatte ferner den eben- 
erwähnten Posten einzurichten und dort den Fluß- 
übergang vorzubereiten. Bei seiner Abteilung 
befand sich ein Bootsbauer. 
Um den nach Mgende geflohenen Wangoni 
eine vorzeitige Rückkehr nach Ungoni noch mehr 
zu erschweren, sandte ich bis zu meinem Abmarsch 
eine starke Patronille unter Vizefeldwebel Krella 
nach Mbekwani und trat den Marsch zum Luwegn 
in zwei Kolonnen an; ich selbst mit der Haupt- 
kolonne auf dem direkten Wege, Leutnant 
v. Lindeiner mit einer schwächeren Abteilung auf 
einer nördlicheren Route. 
Am 21. Mai marschierte Leutnant v. Lindeiner, 
dessen Abteilung den weiteren Weg hatte, von 
Kitanda ab. Ich selbst folgte am 23. Mai. 
Am 25. Mai traf ich auf dem Posten am 
Luwegn ein und vereinigte mich dort mit den 
Abteilungen Lindeiner und Blumenthal. Das 
Pori zwischen dem Luwegu und Kitanda war 
voll von Wangoni, die, vom Hunger getrieben, 
von Mgende in ihre Heimat zurückkehren wollten. 
Der Hunger hatte sie gleichgültig gegen alles ge- 
macht, der Tod oder die Gefangennahme erschien 
ihnen eine Erlösung. Es war ein Jammer, die 
Gestalten zu sehen. Kräftig waren sie mit Weib 
und Kind und ihrer wertvollen Habe nach Mgende 
gezogen, dem Hungertode nahe kehrten sie zurück, 
nachdem sie selbst ihre Weiber und Kinder für 
Lebensmittel verkauft hatten. 
Leutnant v. Blumenthal hatte seine Aufgabe, 
Schabruma am Abmarsch aus Mgende zu hindern, 
vortrefflich gelöst. Er hatte die Aufständischen 
vom Luwegu verdrängt, mehrere Lager überfallen 
und dem Gegner erhebliche Verluste beigebracht. 
Schabruma war den Luwegn abwärts auf kwa 
Mageja abgezogen. 
Der Luwegu-Posten war so stark befestigt, daß 
zu seiner Besatzung und zum Schutze des auf- 
gestapelten Proviants 15 marschunfähige Askari 
und Irreguläre unter einer farbigen Charge ge- 
nügten. Mit Hilfe dieses Postens, dessen Be- 
satzung gleichzeitig als Relais diente, bin ich 
während der ganzen Dauer der Mgende-Expedition 
in Verbindung mit Kitanda und Ssongea ge- 
blieben. Er liegt an einer Stelle, wo sich Strom- 
schnellen im Fluß befinden und wo auf den über 
den Wasserspiegel ragenden Steinen auch ein 
Übergang zu Fuß möglich ist. 
Auf dem Luwegu-Posten verproviantierte ich 
meine Abteilung für 7 Tage und trat am 27. Mai 
den Marsch nach Tangiros an. In meiner linken 
Flanke sandte ich Leutnant von Blumenthal mit 
40 Hinterladern und 20 Hilfskriegern schon am 
26. Mai auf dem rechten Luwegunfer nord= bzw. 
  
nordostwärts. Er sollte die Aufständischen weiter 
nach Osten in das umschlossene Gebiet herein- 
drängen, die Verbindung mit der an der Ligombe- 
mündung supponierten Abteilung der 12. Kom- 
pagnie herstellen und am Mkupehi wieder zu mir 
stoßen. 
Mit den Abteilungen v. der Marwitz und 
Hudemann hatte ich seit ihrem Abmarsch von 
Ngeregere bzw. Likuyn keine Verbindung. 
Am 27. Mai erhielt ich etwa 10 km östlich 
des Luwegu eine Nachricht von Hauptmann Frhr. 
v. Wangenheim aus Mahenge, den meine Auf- 
forderung zur Teilnahme an der Mgende-Expedition 
am 18. oder 19. Mai einen Tagemarsch westlich 
Mahenge erreicht hatte. Er teilte mir mit, daß 
er mit der Durchführung der militärischen Maß- 
nahmen im Mahengebezirk betraut und eben im 
Begriff sei, mit der Expeditionskompagnie und der 
12. Kompagnie gegen Mgende vorzugehen. Am 
30. oder 31. Mai wollte er mit der Expeditions- 
kompagnie von Nordwesten kommend bei kwa 
Libuka und mit der 12. Kompagnie bei Mpondas 
stehen, um von dort aus das Land zu unter- 
werfen. 
Dieses Vorgehen störte die von mir ergriffenen 
Maßnahmen, ich konnte aber keinen Grund darin 
erblicken, die sorgfältig eingeleiteten Bewegungen 
abzubrechen. Erstens dürfen, wie schon bemerkt, 
die Grenzen eines Verwaltungsbezirks dem Vor- 
gehen von Truppenteilen nicht Halt gebieten, 
wenn dies Vorgehen dazu dient, einem Teil des 
Schutzgebietes die Ruhe wieder zu geben; zweitens 
waren die Führer der aufständischen Bewegung 
in Ungoni z. Z. sämtlich in Mgenda und sie un- 
schädlich zu machen, mußte mein vornehmstes 
Trachten sein; drittens hatte ich es garnicht 
mehr in der Hand, die Abteilungen der 13. Feld- 
Kompagnie aufzuhalten, ehe sie die ihnen für den 
4. Juni zugewiesenen Stellungen erreicht hatten. 
Wohl aber lag der Gedanke nahe, daß die Auf- 
ständischen, durch das einseitige Vorgehen der 
starken Mahenge-Abteilungen aus Mgende heraus- 
gedrängt, sich auf die verhältnismäßig schwachen 
Abteilungen der 13. Feld-Kompagnie werfen 
würden, ehe diese die Verbindung miteinander 
hergestellt hatten und sich gegenseitig unterstützen 
konnten. Auf Grund dieser Uberlegung, unter 
Berücksichtigung des Umstandes, daß bei kwa 
Libuka, wo ich am 4. Juni eintreffen wollte, be- 
reits am 30./31. Mai die Kompagni## Wangenheim 
stand, und in dem Gedanken, mich der durch das 
Eingreifen der Mahenge-Kompagnie geschaffenen 
Lage in der bestmöglichen Weise anzupassen, 
faßte ich den Entschluß, die Abteilung Blumen- 
thal sofort an mich heranzuziehen und bei meinem 
Vormarsch von Tangiros die Richtung auf Ligam- 
biro einzuschlagen.
	        
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