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zum Beginn meines Vormarsches den Luwegu
für die in Mgende sitzenden Rebellen zu sperren.
Leutnant v. Blumenthal hatte ferner den eben-
erwähnten Posten einzurichten und dort den Fluß-
übergang vorzubereiten. Bei seiner Abteilung
befand sich ein Bootsbauer.
Um den nach Mgende geflohenen Wangoni
eine vorzeitige Rückkehr nach Ungoni noch mehr
zu erschweren, sandte ich bis zu meinem Abmarsch
eine starke Patronille unter Vizefeldwebel Krella
nach Mbekwani und trat den Marsch zum Luwegn
in zwei Kolonnen an; ich selbst mit der Haupt-
kolonne auf dem direkten Wege, Leutnant
v. Lindeiner mit einer schwächeren Abteilung auf
einer nördlicheren Route.
Am 21. Mai marschierte Leutnant v. Lindeiner,
dessen Abteilung den weiteren Weg hatte, von
Kitanda ab. Ich selbst folgte am 23. Mai.
Am 25. Mai traf ich auf dem Posten am
Luwegn ein und vereinigte mich dort mit den
Abteilungen Lindeiner und Blumenthal. Das
Pori zwischen dem Luwegu und Kitanda war
voll von Wangoni, die, vom Hunger getrieben,
von Mgende in ihre Heimat zurückkehren wollten.
Der Hunger hatte sie gleichgültig gegen alles ge-
macht, der Tod oder die Gefangennahme erschien
ihnen eine Erlösung. Es war ein Jammer, die
Gestalten zu sehen. Kräftig waren sie mit Weib
und Kind und ihrer wertvollen Habe nach Mgende
gezogen, dem Hungertode nahe kehrten sie zurück,
nachdem sie selbst ihre Weiber und Kinder für
Lebensmittel verkauft hatten.
Leutnant v. Blumenthal hatte seine Aufgabe,
Schabruma am Abmarsch aus Mgende zu hindern,
vortrefflich gelöst. Er hatte die Aufständischen
vom Luwegu verdrängt, mehrere Lager überfallen
und dem Gegner erhebliche Verluste beigebracht.
Schabruma war den Luwegn abwärts auf kwa
Mageja abgezogen.
Der Luwegu-Posten war so stark befestigt, daß
zu seiner Besatzung und zum Schutze des auf-
gestapelten Proviants 15 marschunfähige Askari
und Irreguläre unter einer farbigen Charge ge-
nügten. Mit Hilfe dieses Postens, dessen Be-
satzung gleichzeitig als Relais diente, bin ich
während der ganzen Dauer der Mgende-Expedition
in Verbindung mit Kitanda und Ssongea ge-
blieben. Er liegt an einer Stelle, wo sich Strom-
schnellen im Fluß befinden und wo auf den über
den Wasserspiegel ragenden Steinen auch ein
Übergang zu Fuß möglich ist.
Auf dem Luwegu-Posten verproviantierte ich
meine Abteilung für 7 Tage und trat am 27. Mai
den Marsch nach Tangiros an. In meiner linken
Flanke sandte ich Leutnant von Blumenthal mit
40 Hinterladern und 20 Hilfskriegern schon am
26. Mai auf dem rechten Luwegunfer nord= bzw.
nordostwärts. Er sollte die Aufständischen weiter
nach Osten in das umschlossene Gebiet herein-
drängen, die Verbindung mit der an der Ligombe-
mündung supponierten Abteilung der 12. Kom-
pagnie herstellen und am Mkupehi wieder zu mir
stoßen.
Mit den Abteilungen v. der Marwitz und
Hudemann hatte ich seit ihrem Abmarsch von
Ngeregere bzw. Likuyn keine Verbindung.
Am 27. Mai erhielt ich etwa 10 km östlich
des Luwegu eine Nachricht von Hauptmann Frhr.
v. Wangenheim aus Mahenge, den meine Auf-
forderung zur Teilnahme an der Mgende-Expedition
am 18. oder 19. Mai einen Tagemarsch westlich
Mahenge erreicht hatte. Er teilte mir mit, daß
er mit der Durchführung der militärischen Maß-
nahmen im Mahengebezirk betraut und eben im
Begriff sei, mit der Expeditionskompagnie und der
12. Kompagnie gegen Mgende vorzugehen. Am
30. oder 31. Mai wollte er mit der Expeditions-
kompagnie von Nordwesten kommend bei kwa
Libuka und mit der 12. Kompagnie bei Mpondas
stehen, um von dort aus das Land zu unter-
werfen.
Dieses Vorgehen störte die von mir ergriffenen
Maßnahmen, ich konnte aber keinen Grund darin
erblicken, die sorgfältig eingeleiteten Bewegungen
abzubrechen. Erstens dürfen, wie schon bemerkt,
die Grenzen eines Verwaltungsbezirks dem Vor-
gehen von Truppenteilen nicht Halt gebieten,
wenn dies Vorgehen dazu dient, einem Teil des
Schutzgebietes die Ruhe wieder zu geben; zweitens
waren die Führer der aufständischen Bewegung
in Ungoni z. Z. sämtlich in Mgenda und sie un-
schädlich zu machen, mußte mein vornehmstes
Trachten sein; drittens hatte ich es garnicht
mehr in der Hand, die Abteilungen der 13. Feld-
Kompagnie aufzuhalten, ehe sie die ihnen für den
4. Juni zugewiesenen Stellungen erreicht hatten.
Wohl aber lag der Gedanke nahe, daß die Auf-
ständischen, durch das einseitige Vorgehen der
starken Mahenge-Abteilungen aus Mgende heraus-
gedrängt, sich auf die verhältnismäßig schwachen
Abteilungen der 13. Feld-Kompagnie werfen
würden, ehe diese die Verbindung miteinander
hergestellt hatten und sich gegenseitig unterstützen
konnten. Auf Grund dieser Uberlegung, unter
Berücksichtigung des Umstandes, daß bei kwa
Libuka, wo ich am 4. Juni eintreffen wollte, be-
reits am 30./31. Mai die Kompagni## Wangenheim
stand, und in dem Gedanken, mich der durch das
Eingreifen der Mahenge-Kompagnie geschaffenen
Lage in der bestmöglichen Weise anzupassen,
faßte ich den Entschluß, die Abteilung Blumen-
thal sofort an mich heranzuziehen und bei meinem
Vormarsch von Tangiros die Richtung auf Ligam-
biro einzuschlagen.