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zahlreich in Mgende versammelt gewesenen Auf-
ständischen hatten bei dem frühzeitigen Vorstoß
der Expeditionskompagnie und der 12. Kompagnie
den Abzug nach Osten begonnen. Trotzdem die
14. Feld-Kompagnie und die Abteilung Marwitz
seitlich noch weit auseinanderstanden, war es
ihnen — vor allem der 14. Feld-Kompagnie, ge-
glückt, den Rebellen erhebliche Verluste bei-
zubringen. Die Führer der Aufstandsbewegung
aus Madaba, Matumbi, Liwale und Donde
waren erneut bei Kopa-Kopa, dem Wohnsitz des
kürzlich verstorbenen berüchtigten Elefantenjägers
gleichen Namens am Mbarangandu östlich Maji-
mahn, wieder zusammengekommen. Bei ihnen
sollten sich auch einige Wangoni-Große befinden.
Die Masse der Wangoni, vor allem Scha-
bruma, war der Kompagnie Wangenheim aus-
gewichen. Nach Patronillenmeldungen dieser
Kompagnie sollte er sich zur Zeit noch im Luwegu-
gebiet nördlich der Mkulaberge befinden.
Gegen diese beiden Gruppen von Ausständischen,
am Mbarangandu und am Luwegu, wurden
folgende Maßnahmen ergriffen. Hauptmann Frhr.
v. Wangenheim mit einem Teil der neuformierten
12. Kompagnie und Hauptmann v. Schönberg mit
der 14. Feld-Kompagnie und der Abteilung Sey-
boltstorff gehen gegen die Ansammlung bei Kopa-
Kopa vor. Um den Abzug der Rädelsführer ins
portugiesische Gebiet zu hindern, sperrt Ober-
leutnant Hudemann mit einem Zug der 13. Feld-
Kompagnie die Straße Liwale — Ssongea von
Njeuje bis Ngerengere. Dieser Zug der 13. Feld-
Kompagnie besetzt nach dem 22. Juli den Likuyn-
Posten. Die Verfolgung Schabrumas und der
hauptsächlich aus Wangoni bestehenden Ansamm-
lung Aufständischer am Luwegu übernimmt die
13. Feld-Kompagnie (ohne einen Zug), die ich
eventuell mit meinem Begleitkommando unterstütze.
Die 14. Feldkompagnie, die Abteilung Sey-
boltstorff und der Zug 13. Feldkompagnie unter
Oberleutnant Hudemann traten ihre Bewegungen
sofort, d. h. am 13. Juni, an. Hauptmann
v. Grawert (G.) war bereits am 12. Juni zwecks
anderweitiger dienstlicher Verwendung mit einem
Teil der 12. Kompagnie nach Mahenge zurück-
gekehrt. Hauptmann Frhr. v. Wangenheim
blieb vorläufig noch bei Mpondas stehen, um den
anderen Abteilungen Zeit zur Umgehung Kopa-
Kopas zu lassen.
Am 15. Juni rückte die 13. Feldkompagnie
zur Verfolgung Schabrumas ab. JIch selbst
wollte bei Mpondas stehen bleiben, um zunächst
Nachrichten von der Kompagnie abzuwarten und
danach mein Vorgehen einzurichten. Mit meinem
Stehenbleiben bei Mpondas verband ich auch den
Zweck, diesen Platz, an dem soeben etwa 500
Askari während mehrerer Tage versammelt waren,
nicht sofort ganz preiszugeben, umsomehr als hier
der neue Mgendeposten angelegt werden sollte.
Hauptmann Frhr. v. Wangenheim marschierte am
16. Juni gegen Kopa-Kopa und ich begann mit
dem Ausbau des Postens.
Während des Verlaufs der Mgende-Expedition
waren mir aus Ssongea, Kitanda, Gumbiro,
Mbeyera und Milow die besten Nachrichten ge-
worden. Dem Kitandaposten waren bei zahl-
reichen Patronillengängen mehrere gute Fänge
geglückt. Diesseits wurde hierbei ein Askari ver-
wundet. In Ubena und Upangwa war alles
ruhig, die Unterwerfungen schritten fort. Am
zahlreichsten waren sie in Gumbiro, wo sich
mehrere wichtige Jumben stellten.
Am 17. Juni verfügte der aus Mahenge ein-
getroffene und als Führer des Postens bei
Mpondas bestimmte Leutnant Lang über etwa
40 Askari, war also zur Besetzung Mpondas stark
genug. Gleichfalls am 17. Juni erhielt ich Mel-
dung von der 13. Feldkompagnie, daß Schabruma
im Lirondo-Tal nach Nord-Ungoni zurückmarschiere.
Da mein ferneres Verbleiben bei Mpondas nicht
mehr nötig war, trat ich am 18. Juni den Marsch
über Ntulira - Tangiro—Luweguposten nach Li-
tanda an.
Nachdem die Mgende-Expedition erfolgreich
geendet hatte, war in der letzten unbotmäßigen
Landschaft der allgemeine Widerstand gebrochen
und es stand nicht mehr zu erwarten, daß eine
größere gemeinschaftliche Aktion mehrerer Truppen-
körper nötig werden würde. Das Land als
völlig beruhigt zu bezeichnen, würde ich aller-
dings nicht für richtig halten, so lange sich noch
mehrere wichtige Führer auf freiem Fuß be-
finden. Die Unschädlichmachung dieser Führer
wird vielleicht aber sehr lange Zeit in Anspruch
nehmen. Sie hier abzuwarten, kann ich nicht
als meine Aufgabe betrachten, zumal zur Er-
reichung dieses Zwecks die jetzt im Lande stehenden
Abteilungen genügen dürften. Ich beabsichtigte
also, von Kitanda aus dem Kommando der
Schutztruppe zu melden, daß ich meine hiesige
Aufgabe als abgeschlossen betrachte und mich
zwecks anderweitiger Verwendung zur Verfügung
stelle.
Da erhielt ich am 23. Juni am Mkupehi
Nachrichten, die mir den Wert alles bisher Er-
reichten fraglich erscheinen ließen. Hauptmam
v. Kleist meldete aus Ubena und Upangwa, daß
er auf Grund gewisser Anzeichen neue Unruhen
befürchte. Unterworfene, die sich bei den Posten
angesiedelt hatten, waren wieder entlaufen und
Postboten wurden erstochen. Auch am Pitn, also
in Nord-Ungoni, waren Lebensmittel suchende
Unterworfene angegriffen worden. Gleichzeitig
meldete ein Mgoni aus der Gegend des Likuyn-