Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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vom 15. auf 16. April wurde in Faktorei Tunga 
eingebrochen. Am 18. April ging dem Agenten 
Hugo Faasch daselbst von Tungaleuten die Mit- 
teilung zu, daß er ermordet werden würde, falls 
er in Tunga bliebe. Gleich darauf kam der 
Häuptling Malogele, der die dortige Faktorei 
des Herrn Faasch zerstört hatte, nach Tunga, um 
den Weißen festzunehmen. Der Soldat Forbot, 
den Faasch zum Schutze zurückbehalten, versicherte 
sich indes kurz entschlossen der Person des Häupt- 
lings Malogele und brachte Faasch nach dem 
Militärposten Kam in Sicherheit. Von hier 
kehrte Forbot, ein gewandter alter Soldat, Sohn 
des Ngumbahäuptlings Tunga, mit zwei anderen 
Soldaten und der Hauptpost nach Lomie zurück. 
Bald nach Bekanntwerden der Ermordung 
des Kaufmanns Hinrichsen auf dem Militärposten 
Kam unternahm der Leiter des sehr schwach be- 
setzten Postens, Unteroffizier Krämer der 5. Kom- 
pagnie, einen Streifzug nach Massanga, um sich 
eventuell der Mörder des Hinrichsen zu ver- 
sichern. Dieser an sich sehr schneidige Streifzug 
war natürlich ohne jeden Erfolg, da er mit 
völlig unzureichenden Kräften unternommen werden 
mußte. Krämer patronillierte dann später noch 
über Wollo-Tunga nach Moenza. Auf dem Rück- 
wege wurde er bei Tunga heftig angegriffen, 
selbst verwundet und hatte schwere Verluste. Die 
Faktoreien in Wollo und Tunga wurden nach 
Krämers Abzug zerstört. 
Nach der Zerstörung der Faktoreien Wollo- 
Tunga war die Nijemstraße für den Verkehr 
gesperrt. 
Ein sofortiges Eingreifen der Verwaltung von 
Lomie aus war nicht möglich, da zur selben Zeit 
das Rencontre an der französischen Grenze in 
Missum-Missum stattfand. Hauptmann Schenne- 
mann brach auf die Nachricht von den am Diah 
ausgebrochenen Unruhen sobald als möglich von 
Missum-Missum auf, den Polizeimeister Herzog 
mit vierzig Mann als Grenzschutz zurücklassend, 
und erreichte Ende Mai Lomie, das er sofort 
befestigen ließ. (Schluß folgt.) 
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Deutsch-Südwestafrika. 
Von der Staatsbahn Swahopmund—-Windhuk. 
Die Staatsbahn Swakopmund — Windhuk, 
welche während des Herero= und Hottentotten- 
aufstandes in die militärische Verwaltung ein- 
bezogen war, ist, wie vom Gouvernement tele- 
graphisch gemeldet wird, am 1. April d. Js. 
wieder in die Zivilverwaltung übergegangen. 
  
Die Kämpfe gegen Oorenga vom März bis 
September 1905.“) 
Wohin Morenga mit seinen Banden nach 
der Niederlage bei Narudas in den Karrasbergen 
Mitte März 1905 entkommen war, darüber 
herrschte bei den Deutschen zunächst völlige Un- 
gewißheit. Anfänglich glaubte man, daß sie nach 
allen Richtungen sich zerstreut hätten. Allein 
schon die Uberfälle auf die Kolonne Kamptz am 
18. und 21. März hatten diese Annahme als 
irrig erwiesen. Wie sich später durch Gefangenen- 
aussagen herausstellte, hatte der Tag von Narndas, 
diese erste unbestreitbare Niederlage des Morenga, 
dessen Ansehen empfindlich geschadet. Es herrschte 
Uneinigkeit unter den Führern:; Morenga schob 
dem Morris die Schuld an der Niederlage zu, 
weil dieser die Stellung bei Garup seiner An- 
sicht nach viel zu früh aufgegeben hätte. Die 
Folge dieser Streitigkeiten war, daß der ältere 
Morris (der jüngere war, wie erst nachträglich 
bekannt wurde, im Gefecht bei Aob gefallen) mit 
seinen Leuten sich von Morenga wieder trennte 
und nach den Oranjebergen zog. Morengas 
Stellung, die für den Herero unter Hottentotten 
immer schwierig gewesen war, hatte durch alle 
diese Vorgänge einen schweren Stoß erlitten, zu- 
mal er durch die Verwundung, die er bei Garis 
erlitten hatte, zunächst zur Untätigkeit ver- 
urteilt war. 
Die von Kapstadt kommenden Meldungen 
von einer Flucht Morengas auf englisches Gebiet 
in die Gegend von Olifantskloof erwiesen sich 
indes als falsch. Aller Wahrscheinlichkeit nach 
hat er sich mit den bei ihm verbliebenen An- 
hängern in das schluchtenreiche, zahlreiche, schwer 
auffindbare Verstecke bietende Gelände der nord- 
östlichen Ausläufer der Karrasberge geflüchtet. 
Auf jeden Fall hatten die deutschen Abteilungen 
zu dieser Zeit jede zuverlässige Spur seines Ver- 
bleibes verloren, so daß sich ihnen kein greifbares 
Angriffsziel bot. Lange sollte die Ungewißheit 
jedoch nicht währen. 
Schon in den ersten Tagen des April traf in 
Keetmanshoop durch Leutnant v. Westernhagen 
*) Von dem in der Kriegsgeschichtlichen Abteilung l 
des Großen Generalstabes bearbeiteten Werle „Die 
Kämpfe der deutschen Truppen in Südwest- 
aeikas (E. S. Mittler & Sohn, Berlin) wird dem- 
nächst Heft 5 erscheinen. Es enthält besonders die 
Dasteldeng. der Kämpfe gegen Cornelius und gegen 
Morenga bis September 1905 sowie die des Unter- 
ganges Hendrik Witbois. Dem trefflichen und dabei 
außerordentlich billigen Werke (Preis jedes Heftes 
durchschnittlich 10 Pfg.), das als würdiges Denkmal der 
Taten unserer braven Südwestafrikaner weiteste Ver- 
breitung im deutschen Volke verdient, ist mit Erlaubnis 
der Verlagsbuchhandlung vorstehender Abschnitt ent- 
nommen. Der Reinertrag des Buches ist für den 
Invalidenfonds der Afrikakrieger bestimmt.
	        
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